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Tennis im Steffi-Graf-Stadion: Schöne Anlage, ausbaufähiger Zuschauerzuspruch.

© Imago/tennisphoto.de

Tennisturnier in Berlin: Viele glückliche Gesichter und ein paar Fragezeichen

Das neue Rasenturnier beim LTTC Rot-Weiß hat sich etabliert. Allerdings bleibt die öffentliche Wahrnehmung der Tennisveranstaltung ausbaufähig.

Am Sonntag gab es viele glückliche Gesichter auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß. So meinte Barbara Rittner, die Direktorin des immer noch neuen Berliner Rasenturniers lächelnd: „Das Spielerfeld hat gehalten, was es versprochen hat. Es gab viele enge und spannende Matches.“ Da war das Finale zwischen der Kroatin Donna Vekic und Petra Kvitova aus Tschechien noch gar nicht gespielt.

Rittner war auch deswegen froh, weil sie bei Jule Niemeier Entwarnung geben konnte. Die Deutsche war am Donnerstag in ihrem Achtelfinale gestürzt und musste ihr Match anschließend aufgeben. „Es ist nur eine Prellung. So wie es aussieht, wird Jule in Wimbledon spielen können.“

Sogar „hochzufrieden“ war Dietrich Wolter, der Präsident des ausrichtenden Clubs: „Das Turnier kommt beim Rot-Weiß gut an“, sagte er und ergänzte: „Wir sind einen großen Schritt nach vorne gekommen und sehr, sehr glücklich.“

Wir sind einen großen Schritt nach vorne gekommen und sehr, sehr glücklich.

Dietrich Wolter, Präsident des LTTC Rot-Weiß Berlin

Auch der Chef vom namensgebenden Turniersponsor wollte am Sonntag nur strahlen – vor allen Dingen mit Blick auf den Tag davor: „Der Samstag war der tollste Tag der letzten Jahre. Insgesamt haben wir Tennis in Berlin jetzt wieder etabliert“, sagte Adam Szpyt.

Edwin Weindorfer vom Veranstalter Emotions Sports freute sich vor allem über die Weiterentwicklung des Turniers. „Ich bin sehr stolz und glaube, dass wir hier eine große Zukunft haben.“ Die „infrastrukturellen Veränderungen“ seien von der WTA, dem Weltverband im Frauentennis, sehr gut aufgenommen worden. Rittner konnte das sogar noch unterstreichen, das Feedback der Spielerinnen sei sehr positiv gewesen.

Am Samstag und Sonntag war das Stadion endlich voll

Im zweiten richtigen Turnierjahr in Berlin sind einige Dinge neu organisiert worden. Der Spielerbereich wurde verlegt, die Anordnung verschiedener Bereiche auf der Anlage neu strukturiert. Damit seien die Profis „super happy“ gewesen, wie es Rittner ausdrückte.

Am Sonntag gab es auch viele zufriedene Zuschauer auf der Anlage, wobei die Betonung hier auf „viele“ liegt. Von Montag bis Donnerstag war das Steffi-Graf-Stadion nämlich auch in diesem Jahr eher spärlich besetzt, Freitag kam dann der große Regen, ehe das Turnier am Samstag so richtig durchstartete. Da waren die Tribünen endlich so voll, wie es sich für eine Weltklasse-Sportveranstaltung eigentlich gehört.

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Tennisspielerinnen aus den Top Ten der Weltrangliste waren in Berlin am Start.

Zur Erinnerung: Acht der zehn weltbesten Tennisspielerinnen waren in Berlin am Start, darunter die amtierende Australian-Open-Siegerin Aryna Sabalenka und die letztjährige Wimbledongewinnerin Jelena Rybakina. Beide schieden allerdings schon vor dem Wochenende aus, als Zugpferde funktionierten sie nicht. „Uns fehlt eine starke deutsche Nummer eins, das kann man nicht verheimlichen“, sagte Weindorfer.

In dieser Hinsicht sind die Aussichten allerdings eher überschaubar. Aktuell steht keine deutsche Tennisspielerin unter den Top 50 der Weltrangliste. Zwar haben Tatjana Maria und Jule Niemeier im vergangenen Jahr in Wimbledon überzeugen können, aber ob sich das in ein paar Wochen wiederholen lässt, ist einigermaßen fraglich.

Ein deutsches Zugpferd ist momentan nicht in Sicht

Gerade im Nachwuchsbereich ist die Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit eher ernüchternd, auch wenn Rittner „keine Stagnation“ erkennen will und viele junge deutsche Spielerinnen sieht, die Potenzial haben. Allerdings muss die Bundestrainerin auch zugeben: „Viele sind nah dran und doch noch so weit weg.“

In gewisser Weise gilt das auch für das Berliner Tennisturnier. Zu seligen Steffi-Graf-Zeiten waren die damals noch auf Sand ausgetragenen „German Open“ ein nationales Großereignis und lokal ein Muss für alle, die Tennis sehen und dabei gesehen werden wollten.

„Natürlich gibt es immer Dinge zu verbessern“, erklärte Weindorfer und verwies auf die schwierige Gesamtsituation mit den Special Olympics in diesem Jahr. „Wir sind da medial vielleicht etwas zu kurz gekommen und waren weniger präsent.“ Im nächsten Jahr wolle man mit Tennis in Berlin aber wieder mehr im Fokus stehen. Damit es dann noch mehr glückliche Gesichter beim LTTC Rot-Weiß gibt.

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