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WM 2014 - Viertelfinal-Gegner von Deutschland: So besiegt man Frankreich

Die französische Mannschaft ist spielstark und hat nach dem Ausfall von Franck Ribéry eine Offensivvariante gefunden, die gut zu den Fähigkeiten von Karim Benzema passt. Doch das Team hat auch Schwächen.

Der Ausfall von Franck Ribéry wog auf den ersten Blick schwer. Der Bayern-Profi musste aufgrund einer Rückenverletzung kurz vor der WM aus dem Kader des deutschen Viertelfinalgegners gestrichen werden. Doch im französischen Nationalteam gibt es auch einen Spieler, der bisher vom Ausfall profitiert: Karim Benzema. Der Stürmer von Real Madrid blüht bei dieser WM auf. Dabei setzt ihn Trainer Didier Deschamps regelmäßig auf der ungeliebten linken Angriffsseite ein und bringt mit Olivier Giroud einen zweiten Angreifer im Zentrum. Insgesamt passt diese Variante aber gut zu Benzemas Fähigkeiten. Der 26-Jährige hat die Statur eines bulligen Mittelstürmers, bringt aber zugleich die Spielintelligenz und das Passspiel eines Zehners mit. Er schafft immer wieder unbemerkt Räume und hat trotzdem einen Torriecher.

Als weitere Option hat Deschamps den jungen Spanien-Legionär Antoine Griezmann für die linke Sturmseite zur Verfügung. Er verkörpert die Zielstrebigkeit des gesamten französischen Teams. Der 23-Jährige ist tororientiert und sucht sofort die Durchbrüche in Richtung gegnerisches Tor.

Dahinter sind die beiden Achter im 4-3-3, dem Standard-System der Franzosen, dynamisch und wollen ihrerseits regelmäßig in den Strafraum eindringen. Paul Pogba ist das Edeljuwel im Mittelfeld. Der Juventus-Profi ist ein Energiebündel mit starken Fähigkeiten im Dribbling und Kombinationsspiel. Ihn kann man nur ganz schwer über neunzig Minuten aus dem Spiel nehmen. Sein Nebenmann Blaise Matuidi wirkt derweil etwas hölzern, ist aber enorm wichtig für die Balance der Mannschaft. Zudem kann er seine Vorstöße ins letzte Drittel sehr gut dosieren. Auf der Sechserposition gibt Yohan Cabaye den Takt an. Der 28-Jährige ist ein dominanter Passspieler, er bestimmt den Rhythmus und verkörpert nicht den brachialen Abräumer vor der Abwehrkette. Cabaye könnte Deutschland Probleme bereiten. Denn im 4-3-3 der DFB-Auswahl gibt es keinen konstanten Zehner, der ihn als direkten Gegenspieler attackiert und durch Pressing in der Ballverteilung stört.

Pogba & Co. sind pressingresistent

Trotz des starken Personals und der guten Durchschlagskraft hat das französische Team auch Schwächen. Im Achtelfinale gegen Nigeria tat sich die Equipe in der ersten Stunde des Spiels überraschend schwer. Die Westafrikaner nahmen die französischen Spieler in direkte Deckung. Erst als die Intensität nachließ, konnten sich die Franzosen besser befreien. Die Mittelfeldspieler entzogen sich durch seitliche oder tiefere Bewegungen der Bewachung. Mit Pressing kann der Gegner vor allem das Aufbauspiel einschränken und behindern. Im Mittelfeld ist das nur noch schwer möglich. Dafür sind Pogba & Co. zu pressingresistent und können sich aus Drucksituationen meist befreien.

Defensive Probleme gibt es eher bei Lücken in den Räumen zwischen den Linien, wenn nicht genug Mittelfeldspieler konsequent nachrücken. Auch die beiden Außenverteidiger wirken als kleinere Schwachpunkte, die das deutsche Team für Angriffe nutzen kann. Hohe Flanken in den Sechzehner sollten kein Mittel sein. Dafür sind die französischen Innenverteidiger meist zu souverän in der Strafraumverteidigung. Qualitativ befinden sich Frankreich und Deutschland ungefähr auf einem Niveau. Während bei der DFB-Elf in manchen Phasen die Vertikalität fehlt und die Ballsicherheit im Vordergrund steht, ist Frankreichs physisch starke Mannschaft immer auf den direkten Weg zum Tor fokussiert und dadurch aber auch anfällig für Konter.

Constantin Eckner

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