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Herthas Jessic Ngankam vergab in der 80. Minute ebenfalls vom Punkt.

© Imago/Beautiful Sports

Update

Rassistische Beleidigungen nach EM-Auftakt der U21: DFB will „Täter zur Rechenschaft zu ziehen“

Beim EM-Auftakt gegen Israel verschießen Moukoko und Ngankam jeweils einen Elfmeter. Nach dem 1:1-Endstand entlädt sich rassistischer Hass in den sozialen Medien.

| Update:

Nach den rassistischen Beleidigungen gegen die U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam hat der Deutsche Fußball-Bund rechtliche Schritte angekündigt.

Der DFB habe entschieden, „dass wir strafrechtlich gegen diese Personen vorgehen werden“, sagte Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften im Verband, am Freitag in Batumi. Man werde versuchen, „alles Mögliche zu tun, um diese Täter und Menschen zur Rechenschaft zu ziehen“. Man müsse sich einfach gegen diese Menschen stellen.

In einem Statement richtete der DFB deutliche Worte an die Menschen, die beleidigende Kommentare geschrieben haben: „Ihr widert uns an. Ihr seid keine Fans, euch brauchen wir nicht, euch wollen wir nicht“, twitterte der Verband am Freitag.

Die beiden Stürmer hatten beim 1:1 der deutschen Mannschaft zum EM-Auftakt gegen Israel am Donnerstag im georgischen Kutaissi je einen Elfmeter verschossen und damit die größten Chancen auf einen Sieg vergeben. Etwa eine Stunde nach Abpfiff im georgischen Kutaissi machte Moukoko mit emotionalen Worten die Hassbotschaften gegen sich und Teamkollege Ngankam öffentlich.

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DFB stellt sich hinter die Spieler

„Da sind Menschen, die gar nichts zu tun haben, die beleidigen dich. Wenn wir gewinnen, sind wir Deutsche, und wenn wir verlieren, sind wir Schwarze“, klagte der Stürmer von Borussia Dortmund. „Das ist ekelhaft, das hat sehr wehgetan“, sagte Moukoko, der ein „Zeichen“ forderte. Der 18-Jährige hatte bereits nach drei Minuten einen Elfmeter vergeben, Herthas Ngankam scheiterte in der Schlussphase ebenfalls vom Punkt (80. Minute).

Die Mannschaft reagierte schockiert. „Ich verstehe nicht, wieso man heutzutage immer noch rassistisch ist“, sagte Torhüter Noah Atubolu, der von ähnlichen Erfahrungen berichtete. „Die Jungs können nichts dafür, woher sie kommen. Sie haben sich entschieden, für Deutschland zu spielen, und geben das Beste für ihr Land.“

Jetzt sind wir gefragt, die Jungs aufzubauen.

U21-Trainer Antonio Di Salvo

Auch der DFB und die Vereine von Ngankam und Moukoko verurteilten die Vorfälle. „Jede Art von Rassismus und Diskriminierung ist unterste Schublade, das geht überhaupt nicht“, sagte Trainer Antonio Di Salvo.

Di Salvo bezeichnete Diskriminierung, Hetze und Rassismus im Internet als „feige“ und „ekelhaft“. „Das ist allerunterste Schublade“, sagte er. Solche Menschen seien „selbst eine Randgruppe und Feiglinge, weil sie sich nie zutrauen würden, das persönlich zu sagen.“

Ein Sieg muss her

Der 44 Jahre alte Trainer ist bei seinem ersten Turnier als Chefcoach nun extrem gefordert. Einerseits müssen er und sein Trainerteam das Geschehene mit der Mannschaft aufarbeiten, andererseits steht die U21 nach ihrem EM-Fehlstart auch sportlich unter enormem Druck. „Förderlich ist es nicht, das ist klar“, sagte der Coach auf die Frage nach dem Einfluss der Beleidigungen auf die Leistung seiner Elf. „Jetzt sind wir gefragt, die Jungs aufzubauen.“

Di Salvo sprach vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Tschechien auch von der Reaktion der DFB-Auswahl. „Die Mannschaft hat jetzt ein klares Zeichen gesetzt: Wir konzentrieren uns nun nur auf das Sportliche, wir lassen uns nicht spalten, wir sind eins“, sagte der Nationaltrainer. Das wolle man jetzt auf dem Platz zeigen. Er werde daher erst einmal nicht mehr über die Attacken gegen seine Spieler sprechen.

Am Sonntag (18 Uhr/Sat.1) steht in Batumi das zweite EM-Spiel gegen Tschechien an. Nach dem 1:1 zum Start braucht der Titelverteidiger dringend einen Sieg. Sonst droht das Team schon vor dem Gruppenfinale gegen England am Mittwoch die Ziele wie den Einzug in die K.o.-Phase und die Qualifikation für die Olympischen Spiele aus den Augen zu verlieren. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns“, sagte Di Salvo.

Das Tor von Kapitän Yann-Aurel Bisseck (26.) reichte gegen Israel trotz einer Halbzeit in Überzahl nicht zum Sieg – auch weil die deutsche Mannschaft neben den beiden vergebenen Elfmetern zahlreiche weitere Chancen ungenutzt ließ. „Das war schon auf jeden Fall relativ wenig“, gab Di Salvo ernüchtert zu. Vor allem Moukoko, der bei der EM vorangehen sollte, erwischte einen unglücklichen Abend, vergab zahlreiche Großchancen und verhinderte ein Tor durch eine Abseitsposition. „Youssoufa weiß, dass er mehr kann“, sagte der Trainer.

Das Ausnahmetalent und Teamkollege Ngankam aufzufangen und gleichzeitig den Fokus auf die sportlich wichtige Aufgabe zu lenken – das wird nun die Herausforderung für den ehemaligen Bundesliga-Profi. Nach der Erfolgsära von Trainer Stefan Kuntz mit drei Finalteilnahmen in Serie und den Titelgewinnen 2017 und 2021 wäre alles andere als der erneute Einzug in die K.-o.-Phase eine brutale Enttäuschung für die U21.

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