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Melanie Leupolz ist Profi-Fußballerin und Mutter.

© Imago/Eibner/Memmler

Nationalspielerin fordert Umdenken: Melanie Leupolz rügt Fußballklubs für Umgang mit Müttern

Noch immer hören Profi-Fußballerinnen auf, weil sie Beruf und Familie nicht vereinbaren können. Nationalspielerin Leupolz plädiert für einheitliche Regelungen.

Melanie Leupolz spielt Profi-Fußball und ist Mutter. Beim Thema Mutterschaft und Beruf nimmt die Fußball-Nationalspielerin nun die Klubs in die Pflicht und fordert ein Umdenken. „Dafür sollte es einheitliche Regelungen geben“, sagte die 29 Jahre alte Mittelfeldspielerin des FC Chelsea im Interview des Magazins „Sports Ilustrated“.

Spielerinnen hätten sich bislang eigentlich immer zwischen Kindern oder Fußball entscheiden müssen: „Viele haben deshalb den Weg gewählt, ihre Karriere zu beenden – und zwar nicht aus sportlichen Beweggründen, sondern weil das Drumherum nicht gepasst hat.“

Leupolz hatte am Dienstag vergangener Woche beim 1:2 im WM-Test gegen Brasilien nur ein halbes Jahr nach der Geburt ihres Sohnes ihr Comeback in der DFB-Elf gefeiert. Bis zur Normalisierung von Müttern im Profisport seien noch einige Hürden zu nehmen.

Ich glaube, dass es viele Vereine noch ziemlich persönlich nehmen, wenn eine Spielerin sich für ein Kind entscheidet.

Melanie Leupolz, Profi-Fußballerin

„Ich glaube, dass es viele Vereine noch ziemlich persönlich nehmen, wenn eine Spielerin sich für ein Kind entscheidet und mit dem Fußball für ein paar Monate pausiert. Dabei wäre es doch schade, wenn Spielerinnen deshalb einfach fallen gelassen würden“, sagte die frühere Spielerin des SC Freiburg und FC Bayern München.

Sie selbst sei von ihrem englischen Verein aus London während ihrer Schwangerschaft „sehr gut“ und aus „freien Stücken“ unterstützt worden. „Ich habe das Glück, dass hier gute Menschen an den entscheidenden Positionen sitzen. Viele Spielerinnen sind aber nicht in dieser Lage“, sagte die Europameisterin von 2013 und Olympiasiegerin von 2016.

Leupolz hatte bereits angekündigt, im Falle einer Nominierung ihren Sohn mit zur Weltmeisterschaft vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland zu nehmen.

Ihre Trainerin beim FC Chelsea, Emma Hayes, hatte sich Mitte März zu dem Thema Mutterschaft und Profi-Fußball geäußert. „Wenn sich eine Spielerin das Kreuzband reißt, tut man alles, um sie in neun bis zwölf Monaten wieder auf den Platz zu bringen“, sagte Hayes bei Sky Sports.

„Wir sollten mit einer Frau, die ein Baby bekommt, genau dasselbe tun, aber das tun wir nicht.“ Sie fügte an: „Ich denke, wir müssen uns ernsthaft fragen, warum das so ist.“

Sara Björk Gunnarsdottir gewann Prozess um Lohnfortzahlung

Anfang des Jahres hatte die frühere Lyon-Spielerin Sara Björk Gunnarsdottir einen Prozess um Lohnfortzahlung während ihrer Schwangerschaft gegen Olympique Lyon gewonnen. Die Fifa verurteilte die amtierenden Champions-League-Siegerinnen zur Zahlung des vollen ausstehenden Gehalts der Isländerin zuzüglich Zinsen, es ging um mehr als 82.000 Euro.

Die Mittelfeldspielerin, die inzwischen für Juventus Turin spielt, sagte, dass sie während ihrer Schwangerschaft beim französischen Spitzenklub nicht voll unterstützt wurde und stattdessen nur „einen kleinen Prozentsatz von der Sozialversicherung“ erhielt.

Die weltweite Spielergewerkschaft FIFPro hatte in diesem Zusammenhang die Fußballvereine an die Rechte der Frauen erinnert. Nach den seit 2020 gültigen Fifa-Regeln können Fußballerinnen mindestens 14 Wochen in Mutterschutz gehen, zudem sind Vertragskündigungen wegen der Schwangerschaft unzulässig.

Diese Regeln hatte auch der englische Verband FA, der die Frauen-Liga verwaltet, übernommen.

Die Kapitänin des britischen Klubs Reading FC, Emma Mukandi, hatte dazu gesagt, diese Regel müsse von einem Mann geschrieben worden sein. Nur 14 Wochen von der Geburt bis zur Wiederaufnahme der Spielfähigkeit sind wenig Zeit, um sich zu erholen und wieder fit für Profispiele zu werden. (dpa, Tsp)

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