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Urs Fischer war nach dem Schlusspfiff so sauer, dass er vom Schiedsrichter die Rote Karte erhielt.

© Imago/Matthias Koch

Nach nun elf Niederlagen in Serie: Der 1. FC Union braucht Tore für Urs Fischer

Mit dem Aus im DFB-Pokal beim VfB Stuttgart stürzt sich Union noch tiefer in die Krise. Um Trainer Fischer zu retten, muss die Mannschaft endlich wieder Tore schießen.

Es war noch relativ früh am Abend. Das Siegtor von Deniz Undav war noch nicht gefallen, und die Rote Karte für Urs Fischer lag auch noch ziemlich weit in der Zukunft. Aissa Laidouni bekam den Ball kurz vor dem Strafraum und knallte ihn mit dem ganzen Frust der letzten Wochen Richtung Tor. Der Ball traf die Latte und flog weiter in die Stuttgarter Kurve. Doch plötzlich gab es auf Laidounis Lippen etwas, das man in Köpenick seit langem kaum mehr sieht: ein Lächeln.

Am Ende lächelte aber keiner mehr. Mit einem 0:1 beim VfB Stuttgart schied Union aus dem DFB-Pokal aus und kassierte damit die elfte Pflichtspielniederlage in Folge. Nach dem Schlusspfiff gab es erneut nur Frust, leere Blicke und den vergeblichen Versuch, das Ganze zu erklären. „Man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Die kämpft, die lebt, die ist da. Aber im Moment kriegen wir den Ball einfach nicht über die Linie“, sagte Robin Knoche im Vereinsfernsehen nach dem Spiel. Und genau das wird zunehmend zum Kernproblem dieser Krise. 

Tatsächlich gibt es verschiedene Gründe für die Köpenicker Misere. Auslöser der Krise war ja ursprünglich das Verletzungspech, dem man seitdem immer noch nicht ganz entkommen ist. Irgendwann ging damit auch die Stabilität im Fischer-Fußball verloren, weshalb sich Union immer wieder durch individuelle Fehler in der Defensive selbst besiegte. Nicht umsonst sprach man zuletzt oft davon, die „alten Union-Tugenden“ wiederfinden zu wollen.

Und in den vergangenen Wochen schien man von diesen Tugenden nicht allzu weit entfernt zu sein. Sowohl gegen Neapel in der Champions League als auch am Dienstagabend im Pokal beim VfB konnte Unions Abwehr über weite Strecken überzeugen. Dass man gegen den VfB trotzdem ein Tor kassiert, ist wahrlich keine Schande. Schließlich trifft Sebastian Hoeness’ Mannschaft aktuell im Schnitt dreimal pro Spiel. In Stuttgart war das Problem eher, dass Union selbst keine Antwort darauf hatte.

So langsam wird das auch zum Trend. In acht der elf Niederlagen seit August gelang Union kein einziger Treffer. Die aktuelle Torlos-Serie umfasst mittlerweile vier Spiele. Die letzten Tore fielen beide am 7. Oktober beim 2:4 gegen Borussia Dortmund, als die Torschützen Robin Gosens und Leonardo Bonucci hießen. Von den Stürmern kommt schon länger nichts mehr. 

Union blieb in acht der letzten elf Spiele torlos

Auch gegen Stuttgart war klar zu sehen, wie wenig Unions Angriff im Moment zusammenhängt. Sheraldo Becker bleibt nach wie vor Dreh- und Angelpunkt der Offensive, verbindet sich oft gut mit dem Mittelfeld und sorgt weiterhin unermüdlich für Gefahr. Doch auch in den guten Zeiten hat man oft genug erlebt, dass ein Becker allein keine Lösung ist. „Wir müssen nach vorne zwingender werden und uns ein bisschen mehr helfen”, räumte Kevin Volland am Dienstag ein. 

Bis auf Becker und David Fofana, der sich mit seiner internen Suspendierung selbst aus dem Spiel genommen hat, gibt es aktuell kaum jemanden im Union-Sturm, der echte Gefahr ausstrahlt. Volland hat seine Rolle noch nicht gefunden. Kevin Behrens wirkt gerade seit seiner USA-Reise mit der Nationalmannschaft zunehmend erschöpft. Benedict Hollerbach läuft und läuft und läuft, aber ihm fehlt dabei die Geschwindigkeit. 

Eine taktische Lösung scheint es aktuell auch nicht zu geben. Zuletzt hat es Fischer mit zwei, drei und teilweise auch vier Spitzen probiert. Doch die Torlosigkeit konnte er damit nicht abstellen und wirkt wie seine Spieler zunehmend ratlos..

Irgendwas muss aber passieren. Denn wie Kapitän Christopher Trimmel am Dienstag noch einmal betonte, herrscht nun „Abstiegskampf pur“ bei Union. Die Pokal-Saison ist schon beendet. Ohne ein kleines Wunder geht es nach der Winterpause auch nicht im europäischen Wettbewerb weiter. Es bleibt nur der Kampf ums sportliche Überleben.

Das gilt nicht nur für die Mannschaft, sondern in erster Linie auch für Trainer Urs Fischer. Als er für seine Beschwerde beim Schiedsrichter nach dem Schlusspfiff die Rote Karte sah, wirkte der Schweizer so verzweifelt wie nie. Es fällt wohl jetzt der Mannschaft zu, ihrem Trainer den Job zu retten. Doch dafür muss sie endlich Tore schießen.

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