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Die Meisterfeier der Fans in Neapel gerät außer Kontrolle.

© dpa/Andrew Medichini

Update

Exzessive Meisterparty: SSC Neapel feiert den wundersamen Titelgewinn

In ganz Italien feiern die Fans die dritte Meisterschaft des Teams, das zuletzt vor 33 Jahren triumphierte. Der Rausch wurde in der Nacht allerdings abrupt gestört.

In ganz Italien feiern Fans den dritten Meistertitel der SSC Neapel. Er kam, 33 Jahre nach dem letzten Titel mit Diego Maradona, als kaum erwartetes Wunder. Das Team war im Umbruch, die alten Stars gingen. Meistertrainer Luciano Spalletti zeigt, dass auch ohne Rekordsummen auf dem Transfermarkt Titel möglich sind.
 
Was für eine Nacht! Immer rauer wurde der Gesang, der nach Stunden noch aus Tausenden Kehlen drang. „Campioni dell’Italia siamo noi“ – Wir sind die Meister Italiens – sangen Gruppen von Fans auf den Straßen von Neapel, immer wieder unterbrochen vom Knallen der Feuerwerkskörper, die die nächtliche Stadt erleuchteten.

Der Meistergesang ertönte zugleich in Udine. Dort hatte das 22. Saisontor von Victor Osimhen zum 1:1 den Weg fürs Feiern und Singen frei gemacht. Ausgerechnet Osimhen, der Torjäger und Torschützenkönig, und ausgerechnet nach Vorarbeit von Kvisha Kvaratskhelia, den sie alle nur Kvaradona nennen, weil er so schön dribbelt und so kunstvoll schießt, dass sich alle an Maradona erinnert fühlen.

Neapel gelang etwas, wozu selbst Manchester City nicht in der Lage sein wird

Die beiden Schlüsselspieler des SSC Neapel besorgten passenderweise den finalen Akt. Sie lösten im Stadion von Udine einen Platzsturm aus – und im ganzen Land Feierorgien. In Neapel war das selbstverständlich. Aber auch die Städte des Nordens waren fest in der Hand der Fans aus dem Süden.

Auf dem Domplatz in Mailand, wo sonst die Anhänger von Inter und AC die Erfolge ihrer Teams feiern, und auch auf dem Platz vor dem Schloss von Turin, klassische Feierstätte der Juventus-Fans, besangen Menschen in Blau ihre Helden. Wer ein Bild für die Dimension der Binnenmigration von Süditalien in den Norden suchte, hier wurde er fündig. Für ein paar Stunden hatten die, die sonst die Häuser im Norden bauen, die an den Supermarktkassen sitzen und auch in den Start-ups Tag und Nacht hindurch coden, die Piazzen für sich.

Der dritte Meistertitel Neapels stellte eine Zäsur dar, nicht nur, was die Feiergemeinde angeht. Er unterbrach auch zwei Jahrzehnte Vorherrschaft der Teams aus Mailand und Turin. Seit 2002 machten sie das Titelrennen unter sich aus. Jetzt aber fegte Neapel sie förmlich hinweg. Fünf Spieltage vor Schluss war der Titelgewinn perfekt. Erreicht wurde er mit spektakulärem Offensivfußball. Als „derzeit vielleicht bestes Team in Europa“ feierte ManCity-Trainer Pep Guardiola im Frühjahr die Truppe, damals vielleicht, weil er die Favoritenrolle in der Champions League an Neapel weiter reichen wollte.

Das Mitglied eines Mafia-Clans wurde inmitten der Feierlichkeiten getötet

Anteile echter Bewunderung waren aber auch spürbar. Denn Neapel gelang etwas, wozu selbst Manchester City nicht in der Lage sein wird, nicht der FC Bayern, nicht Real Madrid. Der Verein trennte sich von seinen Großverdienern, und wurde trotzdem erfolgreicher. Von 101 Millionen Euro im letzten Jahr sank das Gehaltsvolumen auf 71 Millionen Euro. Das ist weniger als die Hälfte von dem, was Juventus ausgibt (162 Millionen), weit weniger auch als bei den Mailänder Vereinen (Inter 133 Millionen, AC 87 Millionen) und AS Rom (89 Millionen).

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Geld gewinnt also nicht immer, das ist die schöne Botschaft. Es braucht auch einen Trainer, der einem Juwelier gleich an den Steinen schleift, um sie besser funkeln zu lassen, und der für sie auch den rechten Platz im Geschmeide findet. Wenn jetzt das Geschmeide den Kräften und Begehrlichkeiten des Marktes standhält, und die Truppe beieinander bleibt, kann sogar etwas gelingen, was selbst Diego Maradona nicht vergönnt war: der Gewinn der Champions League.

Klubbesitzer Aurelio di Laurentiis kündigte forsch an: „Als wir 2004 den Klub übernahmen, haben wir gesagt: In zehn Jahren spielen wir wieder in Europa. Das haben wir vorzeitig erreicht. In den folgenden zehn Jahren wollten wir den Titel. Auch das klappte vorzeitig. Jetzt wollen wir ihn wieder und wieder gewinnen und auch einmal die Champions League.“

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Der Erfolgsrausch wurde in der Nacht allerdings abrupt gestört. Das Mitglied eines Mafia-Clans wurde inmitten der Feierlichkeiten getötet. Neben den Träumen und Vorhaben gehört auch das zum Alltag der Stadt.

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