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Fingerzeig nach oben. Der HSV hat ansteigende Form.

© dpa

Kuriose Fußball-Bundesliga: Europa und Abstieg liegen dicht beieinander

In der Bundesliga beginnt der Existenzkampf diesmal schon mit Eintracht Frankfurt auf Platz sechs, das Mittelfeld ist so dicht wie selten.

Zwischen Europa und der Hölle liegen nicht mal 500 Kilometer. Oder neun Punkte, je nach Vergleichsgröße.

Die Hölle – das wäre für den Hamburger SV der erste Abstieg aus der Fußball-Bundesliga, und dieses Szenario ist auch nach dem 2:1 über Borussia Mönchengladbach keineswegs auszuschließen. Bei derzeit 26 Punkten steht das einzige ohne Unterbrechung erstklassige Gründungsmitglied der Liga auf Platz 16, was zum Saisonfinale zwei Relegationsspiele gegen den Dritten der Zweiten Liga nach sich ziehen würde (in diesem Wettbewerb ist der HSV Rekordmeister).

Das diffuse Mittelfeld umfasst elf Klubs

Und Europa? Reicht in der Bundesliga nach dem 24. Spieltag bis nach Frankfurt. Die Eintracht klammert sich mit 35 Punkten mit letzter Kraft an Platz sechs, der auf jeden Fall zur Teilnahme an der Europa League berechtigt.

Vor fünf Wochen trennten beide Mannschaften noch 19 Punkte, aber seitdem hat der HSV von fünf Spielen nur eines verloren, die Eintracht aber keinen einzigen Punkt mehr geholt. Nach der Frankfurter Niederlage am Samstag in München und dem Hamburger Sieg tags darauf gegen Gladbach umfasst das diffuse Mittelfeld der Bundesliga elf Klubs, von denen theoretisch jeder noch absteigen kann (wenn er eine Negativserie hinlegt wie zuletzt Frankfurt) oder sich womöglich noch ins internationale Geschäft quetscht (wenn er noch mehr siegt als der HSV).

Das ist schon eine seltsame Liga. Ganz oben langweilen die Bayern sich, aber dahinter ist alles in Bewegung. Mal abgesehen von Schlusslicht Darmstadt, auch in Ingolstadt biedert sich der Trend nicht als Freund an.

Trudeln, kämpfen, klettern

Schon der Tabellenzweite Leipzig könnte nach zwei Heimniederlagen gegen die – gewiss! – Abstiegskandidaten HSV und Wolfsburg (!) in nicht allzu ferner Zukunft aus den Champions-League-Rängen trudeln, wenn es weiter so läuft wie in der Rückrunde, in der drei von sieben Spielen verloren gingen. Borussia Dortmund ist so konstant wie das Wetter im April, Hertha BSC könnte die Punkte vor Auswärtsspielen auch mit der Post verschicken, Kölns letzter Sieg ist fünf Wochen alt. Gladbach erlitt in Hamburg einen Rückschlag, könnte aber über den Umweg des DFB-Pokalsieges direkt für die Europa League melden. Sollte der Pokalsieg aber an eine für die Champions League qualifizierte Mannschaft gehen (mutmaßlich Bayern oder Dortmund), wäre auch der Siebte der Bundesliga international dabei.

Schalke ist auf dem Weg nach oben

Das hören sie gern in Leverkusen, das auch unter neuem Trainer mit altem Misserfolg kämpft. Oder auf Schalke, wo nach dem 3:0 über Augsburg wieder ein wenig internationaler Glanz hinüber schimmert, es sind nur noch fünf Punkte bis zu Platz sechs – aber auch nur vier nach unten zum HSV.

Natürlich redet in Hamburg keiner von der Europa League, sondern jeder brav vom zu verhindernden Abstieg. „Die Situation ist schwierig, aber wir kommen da raus, wenn wir weiter so kämpfen“, sprach Bobby Wood, der gegen Gladbach das Siegtor schoss und sich den Traum von Europa womöglich andernorts erfüllen wird. Angeblich ist der US-Amerikaner bei allerlei Klubs der Premier League im Gespräch.

"Die kleine Delle umdrehen"

So einen wie Wood hätten sie auch gern bei der Frankfurter Eintracht, die in München ganz munter mitspielte, aber den stürmenden Angestellten Ante Rebic und Branimir Hrgota ist so etwas wie Torgefahr schwerlich zu unterstellen. Sechs Punkte haben die Frankfurter in der Rückrunde geholt und sind damit die schlechteste Mannschaft der Rückrunde, gemeinsam mit dem hessischen Nachbarn Darmstadt 98. Höchste Zeit also, „die kleine Delle umzudrehen“ – diese charmante Formulierung ist eine Wortschöpfung des Torhüters Lukas Hradecky. Die nächste Gelegenheit dazu besteht am Samstag, wenn der Hamburger SV ins Waldstadion kommt. Zum Duell zwischen Europa und der Hölle.

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