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Dominik Albrecht will zu den Paralympics 2024.

© Imago/ Volkmann

Kolumne „Meine Paralympics“: Sitzvolleyball in Gedenken an die Ukraine

Sitzvolleyballer Dominik und seine Partnerin sind auch im Sport vereint. Unsere Kolumnist über wahre Liebe in Zeiten des Krieges.

Eigentlich wollte Dominik Albrecht ganz andere Sportarten betreiben. Doch mit 15 Jahren hatte er seine ersten Knie-Operationen. Die Ärzte haben ihm früh klargemacht, dass es mit Tennis und Fußball spielen nichts werden würde: „Für mich ist damals eine Welt zusammengebrochen.“ Arthrose, Bewegungseinschränkungen – egal.

Heute ist der 2,10-Meter-Mann „Schlüsselspieler und Leistungsträger in der deutschen Sitzvolleyball-Nationalmannschaft“, vermeldet der Deutsche Behindertensportverband DBS. Bei den Weltmeisterschaften vom 4. bis 11. November in Sarajevo möchte Dominik Albrecht mit Deutschland möglichst um den Titel mitspielen. Dem Sieger winkt das erste von acht Paralympics-Tickets für Paris 2024.

Für die deutschen Teams gehe es darum, sich mit guten Ergebnissen in der Weltrangliste zu verbessern; die Männer sind Achter. Die Hoffnung des Bundestrainers Michael Merten: Unter die besten fünf zu kommen. Wenn sich darüber hinaus eine Chance im Medaillenkampf bietet, wollen wir bereit sein und sie nutzen." China und Russland nehmen nicht teil, doch dafür sind große Sitzvolleyball-Nationen wie Ägypten, Bosnien und Herzegowina und Iran am Start.

Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine zogen sie nach Leverkusen

Von all dem ahnte der kleine Dominik nichts, als er erst in Hamminkeln in Nordrhein-Westfalen, dann in Rees-Haldern aufwuchs. Einer seiner besten Freunde nahm den Jugendlichen zum Sitzvolleyball bei der Behindertensport-Gemeinschaft Rees mit, recherchierte Stefanie Bücheler-Sandmeier vom DBS. „In Top-Verfassung zählt Dominik im Angriff und Aufschlag zu den besten Spielern der Welt“, sagt Merten über den Sitzvolleyballer des TSV Bayer Leverkusen dem DBS. 2,10 Meter geballte Angriffswucht – Albrecht zeichne nicht nur seine Sitzgröße und Aufschlaghöhe aus.

Seit 2010 gehört er zum Nationalteam, vorher war er in der Jugendnationalmannschaft. Um seinen Sport professioneller ausüben zu können, zog der 35-Jährige 2011 nach Leverkusen. Seither lebt, arbeitet und spielt der gelernte Metallbauer dort, schloss eine durch die Bayer AG und den TSV Bayer unterstützte, sportbegleitete Ausbildung für Athlet:innen zum Bürokaufmann an. Heute ist er Verwaltungsangestellter bei der Bundespolizei. Mit dem TSV Bayer wurde er zehn Mal Deutscher Meister. Doch Sport ist nicht alles.

Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine kamen seine Fernbeziehungs-Lebensgefährtin Kateryna Koziar und ihre beiden acht und elf Jahre alten Söhne nach Leverkusen. Die 38-Jährige aus Dnipropetrowsk war selbst Sitzvolleyball-Nationalspielerin , unter profiähnlichen Bedingungen. „In der Ukraine war Kateryna gewohnt, mindestens vier Mal wöchentlich zu trainieren, zwei Wochen im Monat war sie für den Sport unterwegs.

Die Bedingungen in der Ukraine „nicht vergleichbar mit unseren Möglichkeiten“ waren. Und er lernt auch anderes von seiner Freundin: Sie könne viel besser als er ein Spiel lesen, die Schwächen des Gegners erkennen und sie habe dann noch die richtige Lösung parat. Wahre Liebe, in Zeiten des Krieges.

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