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Lina Magull ist die Fragen zur Männer-Nationalmannschaft leid.

© imago images/Beautiful Sports

Keine Vergleiche mehr!: Die DFB-Frauen müssen Männer nicht retten

Die Frauen sollen jetzt Fußball-Deutschland retten und die schwachen Auftritte der Männer vergessen lassen. Doch die deutschen Fußballerinnen müssen gar nichts.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Es sind nicht mal mehr zwei Wochen bis zum Start der Fußball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland und endlich rücken die Frauen in Fußball-Deutschland mal in den ungeteilten Fokus. Das sollte man zumindest meinen.

Hört man sich nun aber die Pressekonferenzen der vergangenen Wochen im WM-Vorbereitungslager in Herzogenaurach an, merkt man, dass das nicht der Fall ist. Immer wieder werden die Spielerinnen und das Trainerteam danach gefragt, ob es nach der verpatzten U21-EM der Männer und den vielen schwachen Auftritten der A-Nationalmannschaft nicht die Aufgabe der Frauen sei, den guten Ruf der Nationalmannschaft zu retten.

Plötzlich sollen also die Frauen in die Bresche springen. Diejenigen, die sonst immer unter dem Radar fliegen, wenn es um den Fußball in Deutschland geht. Denn selbst nach der erfolgreichen EM in England und der gesteigerten Sichtbarkeit ist das noch der Fall, angefangen bei den Fernsehrechten bis hin zu ungenügenden Prämienzahlungen.

Schon Kapitänin Alexandra Popp stemmte sich gegen die ihr und ihrem Team auferlegte Verantwortung. Zwar sagte Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften, vor Kurzem noch, er hoffe, dass „unsere Frauen die deutschen Fans im Sommer nochmal wachküssen können“. Anschließend ließ er aber wissen, dass Vergleiche nicht richtig sind.

Lina Magull brachte es schließlich auf den Punkt. „Es geht nicht darum, dass wir irgendwie den Männern den Allerwertesten retten, sondern es geht darum, dass wir weiter unser Ding durchziehen“, antwortete die Mittelfeldspielerin im Interview bei Sky zum Thema Erfolgsdruck aufgrund der aktuellen Situation bei der Männer-Nationalmannschaft.

Denn die deutschen Fußballerinnen müssen in allererster Linie gar nichts. Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat im letzten Jahr gezeigt, dass es am besten fährt, wenn es nur auf sich schaut. Ganz unabhängig davon, was gerade bei den Männern los ist.

Grundsätzlich ist es so eine Sache mit den Vergleichen. Man sollte akzeptieren, dass der Männer- und der Frauenfußball in Sachen Tempo und Physis unterschiedlich ist. Das ändert aber nichts daran, dass die Sportart dieselbe ist. Den Frauen beim Kicken zuzusehen, macht vielen anscheinend sogar mehr Spaß, wie die Einschaltquoten der letzten EM gezeigt haben.

Falls die deutschen Fußballerinnen am Ende das Turnier gewinnen sollten, dann ist das ein Erfolg, den sie ganz für sich genießen dürfen. Den DFB-Männern ist damit noch lange nicht geholfen.

Und der einzige Vergleich, der im Moment sinnvoll erscheint, ist der hinsichtlich der Prämien. Denn da könnte der DFB mal aufwachen und den Frauen genauso viel zahlen bei einem Titelgewinn, wie es bei den Männern bei einem Triumph in Katar der Fall gewesen wäre.

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