zum Hauptinhalt
Julian Nagelsmann gefällt das neue Auswärtstrikot der deutschen Nationalmannschaft.

© IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Keine Rücksicht auf etablierte Kräfte: Julian Nagelsmann verändert das Gesicht der Nationalmannschaft

Der Fußball-Bundestrainer hat auf die schwachen Leistungen der DFB-Elf reagiert und vor den nächsten Testspielen sechs Neulinge nominiert. Welche Namen besonders überraschen.

Julian Nagelsmann hat mal wieder überrascht. Der Bundestrainer hat für die anstehenden Testspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich und die Niederlande einen Kader nominiert, in dem gleich sechs Neulinge stehen und der ein oder andere große Name fehlt.

Damit beweist Nagelsmann mal wieder Mut, aber auch eine Entschlossenheit, am Leistungsprinzip festzuhalten. „Wir haben ja relativ zeitig nach den letzten beiden Spielen gegen die Türkei und Österreich gesagt, dass wir definitiv Dinge ändern werden und auch müssen“, erklärte der 36-Jährige am Donnerstag in Frankfurt auf dem Campus des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Nun war die Nominierung des DFB-Kaders aufgrund der zahlreichen Leaks in den vergangenen Tagen nicht mehr ganz so geheim, wie vielleicht ursprünglich vom DFB geplant. Doch der Verband hält es mit seiner Kommunikationsstrategie wie die deutsche Defensive zuletzt gegen die Türkei und Österreich: luftig.

Dass mit Deniz Undav, Chris Führich, Maximilian Mittelstädt und Waldemar Anton gleich vier Spieler vom VfB Stuttgart dem 26-köpfigen Aufgebot angehören, ist daher schon am Montagabend durchgesickert. „Wir hätten auch noch mehr Spieler vom VfB verpflichten können“, sagte Nagelsmann und spielte auf Angelo Stiller und Josha Vagnoman an. Neben den Stuttgartern sind auch die beiden prominenten Rückkehrer Manuel Neuer und Toni Kroos wieder dabei. 

Dass von Borussia Dortmund nur Torjäger Niclas Füllkrug dabei ist und prominente Namen, wie Julian Brandt, Niklas Süle oder Mats Hummels fehlen, ist ebenfalls schon länger bekannt. „Da geht es in der Bewertung nicht immer nur um Talent. Es ist keine Entscheidung gegen Dortmund, sondern da geht es um einzelne Spieler“, erklärte Nagelsmann und bezeichnete die Entscheidung gegen Brandt als „Härtefall“. Für den Bundestrainer sei auf den Offensivpositionen das Momentum entscheidend und das hätten andere Spieler gerade mehr auf ihrer Seite.

Die jungen Spieler sollen die Etablierten herausfordern

Demnach ist es folgerichtig, dass mit Maximilian Beier (TSG Hoffenheim), Aleksandar Pavlovic (FC Bayern) und Jan-Niklas Beste (1. FC Heidenheim) drei der aktuell formstärksten Spieler zum ersten Mal eine Nominierung erhalten haben. Die Entscheidung für Pavlovic sei indes keine gegen Leon Goretzka, der von Nagelsmann nicht berufen wurde. „Bei Leon waren die letzten Spiele deutlich stabiler. Trotzdem geht es darum, die passenden Spieler für die Rollen zu finden und da sehe ich einfach zwei andere Spieler gerade vorne dran, was die erste Elf angeht“, sagte Nagelsmann.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Doch wie bei allen anderen Spielern, die diesmal nicht nominiert wurden, sei die Tür dem Bundestrainer zufolge nicht zu. Sofern sie „sehr gute Leistungen zeigen und ein Verständnis haben, was die Rollen angeht“. Nagelsmann sprach am Donnerstag immer wieder von der Wichtigkeit, dass Spieler ihre Rolle in der Mannschaft verstehen und erwähnte dabei als Positivbeispiel Thomas Müller. „Er ist jemand, der sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellt, sondern die Mannschaft und das brauchen wir beim DFB“, sagte Nagelsmann. „Am Ende gibt es vorgefertigte Rollen und alle Spieler, die damit klarkommen, haben die Chance, auch beim Turnier dabei zu sein.“

Das Fehlen von Goretzka etwa lässt den Schluss zu, dass dieser eine Rolle als Auswechselspieler nicht bereit war, anzunehmen und infolgedessen auch Gefahr laufen könnte, bei der EM keinen Kaderplatz zu erhalten. „Wir werden klare Rollen für einzelne Spieler haben und da gibt es selten Mannschaften, die mit 20 Topstars erfolgreicher sind als eine Mannschaft, die vielleicht 13, 14 Stammspieler hat und drei, vier junge Herausforderer“, sagte Nagelsmann.

Bis zum EM-Eröffnungsspiel am 14. Juni in München gegen Schottland sind es noch drei Monate und der aktuelle Kader zeigt auf, in welche Richtung es geht. „Ganz drehen wird es sich nicht mehr“, meint Nagelsmann. „Am Ende ist es wichtig, dass wir von den Einzelspielern her vielleicht nicht die – Richtung EM gesehen – 20 möglicherweise Talentiertesten finden, mit dem größten Namen oder mit den größten Clubs, sondern dass wir die 20 Passenden zueinander finden.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false