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Keine Hand für die Gegnerin nach dem Sieg. Tennisspielerin Switolina aus der Ukraine.

© dpa/Alastair Grant

Kein Handschlag für Russland und Belarus: Der Krieg spielt auch in Wimbledon mit

Die Ukrainerin Jelina Switolina verweigert ihrer Gegnerin Viktoria Asarenka aus Belarus den Handschlag. Der Krieg spielt auch in Wimbledon mit, bislang hat der Weltverband noch keine Antwort zum Umgang damit gefunden.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Für Jelina Switolina ist die Angelegenheit klar, das demonstrierte sie am Sonntagabend auf dem Rasen von Wimbledon. Nachdem die Ukrainerin ihre Gegnerin Viktoria Asarenka aus Belarus im Achtelfinale des prominentesten Tennisturniers der Welt geschlagen hatte, verweigerte sie ihrer Gegnerin den Handschlag. Switolina reicht Spielerinnen aus Russland und Belarus prinzipiell nicht die Hand nach einem Match, schon bei den French Open hatte sie ihre Position klar dargestellt. „Ich habe es schon mehrmals gesagt, dass ich, solange russische Truppen nicht die Ukraine verlassen und wir uns unsere Territorien zurückgeholt haben, keinen Handshake machen werde“, hat Switolina gesagt.

Die Politik oder genauer der Krieg spielt auch in Wimbledon mit. Es strahlt eben nicht alles so grün wie der gepflegte Rasen von London. Zugelassen sind die Spieler und Spielerinnen aus Belarus und Russland im Turnier, aber das schützt sie nicht vor der Kritik und eben einem ablehnenden Verhalten der Gegnerschaft. Und das ist verständlich.

Alexander Lukaschenko, der Diktator-Präsident von Belarus, hat sich in der Vergangenheit oft mit den Erfolgen seiner Sportler:innen geschmückt. In der Außendarstellung ist das für den sportbegeisterten Mann eminent wichtig. Auch mit Asarenka hat er sich schon gemeinsam ablichten lassen. Und während es in Belarus durchaus starke Proteste von Sportstars gegen die Machenschaften des Präsidenten gab, hat sich Asarenka, genau wie die ehemalige Biathletin Darja Domratschewa, mit Kritik an den Kriegstreibern Putin und Lukaschenko bislang zurückgehalten. Asarenka hat lediglich geäußert, dass ihr die Situation das „Herz breche“. Ihre Kollegin und Landsfrau Aryna Sabalenka hatte ebenfalls schon Angriffsfläche geboten bei dem Thema.

Tennisstars wie Asarenka sind in der ganzen Welt unterwegs, in ihrer Heimat sind sie kaum. Asarenka zog sich nun darauf zurück, dass der Tenniszirkus schließlich eine eigene Blase sei. Sie kenne „Jelina schon seit langer Zeit“ und habe „immer ein gutes Verhältnis zu ihr“ gehabt.

Mit diesen wachsweichen Worten ist sie sicher am falschen Platz. Abducken geht nicht mehr, auch nicht für die Weltverbände bei Männern und Frauen. So sieht es auch Jelina Switolina, die ihren verweigerten Handschlag als eine Ansage an die Organisation des Welttennis sieht: „Das ist ein klares Statement von mir.“

Ein Ausschluss der Sportlerinnen und Sportler aus Belarus und Russland wäre ein starkes Signal. Es träfe zwar auch die Aktiven, die den Krieg ablehnen, aber gerade auch jene, die Sympathien für das Regime hegen oder die Aggressionen zumindest schweigend hinnehmen.

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