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Radrennen: Jagd durch Berlin

Radrennen durch die Hauptstadt: 10.000 Radfahrer starten beim ersten deutschen Stadtmarathon für Radfahrer - dem "Velothon".

Robert Bartko startet am Sonntag mit zwei Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld. Den prominenten Radprofi einzuholen, wird für viele Fahrer eine zusätzliche Motivation sein. Das weiß auch Bartko: „Ich spiele den Hasen, meine Rolle ist die des Gejagten.“ Das ist keine ungewohnte Situation für jemanden, der seit Jahren in der Einzelverfolgung auf der Bahn antritt. Nur dass diesmal gleich 10 000 Fahrer hinter ihm her sein werden. So viele Fahrer starten beim Velothon Berlin, dem ersten deutschen Stadtmarathon für Radfahrer.

Auf der Bahn hat Robert Bartko schon viel gewonnen: zweimal olympisches Gold, Weltmeisterschaften und ein Dutzend deutsche Meistertitel. Nach den Olympischen Spielen 2000 suchte der Radrennfahrer aus Potsdam eine neue Herausforderung – im Straßenradsport. Vier Jahre dauerte das Experiment, inzwischen fährt Bartko wieder nur auf der Bahn. Doch dass er auch auf dem Asphalt Tempo machen kann, wird der 31-Jährige am Sonntag unter Beweis stellen.

Die hohe Teilnehmerzahl beim Velothon ist eine Überraschung. Ursprünglich gingen die Veranstalter von maximal 5000 Fahrern aus. Keine vergleichbare Veranstaltung konnte bei der Erstaustragung ein so großes Starterfeld verbuchen wie das Berliner Rennen. Zwei Drittel der 10000 Teilnehmer fahren mit 105 Kilometern die längere der beiden Rennstrecken, der andere Teil tritt über 60 Kilometer an. Alle Teilnehmer starten am Sonntag zwischen 9 und 10 Uhr auf der Straße des 17. Juni . Sämtliche Straßen wurden eigens für die Veranstaltung gesperrt. Der Velothon, dessen Organisation rund eine Million Euro kostet, führt mitten durchs Zentrum Berlins. Die Strecke ist auch von Hobbysportlern gut zu bewältigen. Projektleiterin Melanie Trockel hat bei der Planung auf den „Hauptstadtfaktor“ und die Attraktivität der Stadt für Touristen gesetzt, sagt sie. Offensichtlich mit Erfolg: Mehr als 7000 Teilnehmer kommen nicht aus Berlin.

Das Straßenradrennen soll den zahlreichen Laufveranstaltungen in Berlin und anderen Metropolen der Welt Konkurrenz machen. „Überall werden Marathons organisiert, Analogien im Radsport fehlten bislang weitgehend“, sagt Trockel. Im Mittelpunkt steht ihren Worten nach nicht der sportliche Wettkampf, sondern das Erlebnis, die Stadt mit dem Rad zu erkunden.

Dennoch wird die Spitze der Fahrer kräftig in die Pedale treten. Es gilt immerhin, Robert Bartko einzufangen. Der will in erster Linie Stimmung und Strecke genießen. Kein Wunder, dass er seinen Verfolgern rät, es nicht zu schnell angehen zu lassen: „Man sollte die Körner, die man hat, nicht gleich am Anfang verfeuern“, sagt Bartko. „Wer sich beim Fahren noch unterhalten kann, macht alles richtig.“

Maike Westphal

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