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Trabrennen

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Trabrennsport in der Krise: Im Sulky ist noch Platz

Im deutschen Trabrennsport geht es seit Jahren abwärts. Am Rande der Derby-Woche gibt es neue Signale.

Berlin - Große Hoffnungen hegt Ulrich Mommert nicht. „Wenn das Pferd ins Geld läuft, dann wäre ich schon zufrieden“, beschreibt der Berliner Traber-Präsident die Chancen seines dreijährigen Hengstes We get him am kommenden Derby-Wochenende. Doch darum geht es dem Besitzer des Areals in Mariendorf auch nicht unbedingt. „Ich möchte mit dem Start eines Berliner Pferdes beim Jahreshöhepunkt im deutschen Trabrennsport ein Zeichen setzen“, sagt Mommert. Ein Zeichen dafür, dass die Szene in der Stadt lebe und es sich auch in Zukunft lohnen werde, in diesen Sport zu investieren. Deshalb wird der 67-Jährige bei der großen Derby-Auktion am Samstag, bei der 70 Pferde angeboten werden, ebenfalls mitbieten. Das ist sein zweites Zeichen.

Warum Gesten dieser Art dringend notwendig sind, verdeutlicht die Entwicklung im deutschen Trabrennsport im Allgemeinen und in Berlin im Besonderen. „Wir haben jährlich bis zu 120 Pferde weniger, die für das Derby eine Nennung abgeben“, erklärt Mommert. Die Nennung geschieht schon ein Jahr vorher, am Ende werden es immer weniger Pferde. So werde diesmal das Zehner-Finalfeld für den Sonntag nur in vier Vorläufen mit 33 Pferd-Fahrer-Paaren ermittelt. Bei den Stuten starten 43. Gegen diesen Negativtrend kämpft Mommert seit Jahren. Jetzt hat er neue Hoffnungen. Vor allem mit der Rennpreiserhöhung, die ab dem 13. August wirksam wird, sollen mehr Starter angelockt werden. „Wir gehen damit einen gefährlichen Weg, weil wir nicht wissen, ob sich das auch auszahlen wird“, sagt Mommert. „Da findet von uns erst mal eine Vorfinanzierung statt. Doch wir erhoffen uns davon, dass ein Ruck durch die Szene der Trainer, Fahrer und Besitzer geht – so etwas wie eine Aufbruchstimmung entsteht.“ Es ist kein Geheimnis, dass Mommert, der noch Geschäftsführer eines Unternehmens in der Autozubehörbranche ist, selbst pro Jahr etwa eine halbe Million Euro beisteuert. Ein zweiter Geldgeber ist der ehemalige Tchibo-Besitzer Günter Herz aus Hamburg, dem das Gestüt Lasbek gehört.

Es gibt zwar in Berlin und Brandenburg derzeit 715 Besitzer mit 1829 Pferden im Training, aber dennoch ist es oft schwierig, die Starterfelder vollzubekommen. Mommert berichtet von Rennen, „die gerade einmal mit sechs Startern besetzt sind“. Er spricht auch für den Pferdesportpark in Karlshorst, den Traber-Konkurrenten in der Stadt. Seine Hoffnung besteht nun darin, dass wegen der höheren Gewinnchance mehr Starter aus anderen Bundesländern nach Mariendorf kommen, dadurch eine Überzahl entsteht, von der dann Karlshorst profitiert.

Weitere Anreize dafür, dass von den neun in Deutschland noch existierenden Bahnen nicht weitere geschlossen werden, sieht Mommert im Kampf gegen Doping. „Stärkere Kontrollen und damit die Erhöhung der Chancengleichheit sind dringend notwendig“, erklärt er. Nachdem der Hauptverband für Trabrennsport zunächst vor der Insolvenz gerettet worden war, wurde deshalb extra ein „Büro für Sicherheit und Ordnung“ geschaffen. „Unangemeldete Kontrollen im Training wird es in Zukunft viel, viel stärker geben“, sagt Mommert, der selbst noch als Amateurfahrer – wie auch seine Frau Karin Walter-Mommert – aktiv ist.

Der Hauptverband soll in Zukunft außerdem eine zentralistische Funktion ausüben, so wie sie auch für den Bereich des deutschen Galopprennsport ab 2008 geplant ist. Nicht jede Bahn muss dann versuchen, für sich über die Runden zu kommen, sondern es wird eine Zentralvermarktung angestrebt. Im Trabrennsport funktioniert das in Schweden bestens. Auch ein einheitliches Wettsystem trägt dazu bei, das nun auch in Deutschland mit dem Anbieter Winrace geschaffen wurde. Das Geld der Internetwette fließt zu großen Teilen in den Rennsport zurück. Wer also im 3. Vorlauf zum Deutschen Derby auf den Außenseiter We get him mit Michael Nimczyk setzt, dem winkt nicht nur viel Geld. Er tut auch etwas für die Traber.

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