zum Hauptinhalt
Johanna Recktenwald tritt ihr Paralympics-Debüt an. Bevor es nach Peking geht steht noch einiges an: Trainingslager, Uni-Prüfung und negativ bleiben

© promo

Ein Corona-Tagebuch zu den Paralympics: „Ich sitze gefühlt in Desinfektionsmitteln“

Nicht nur der sportliche Druck macht Paralympicsstarterin Johanna Recktenwald zu schaffen. Vor den Spielen zehrte zusätzlich das Thema Corona an ihren Nerven.

An dieser Stelle berichtete das Team der Paralympics Zeitung, ein Projekt von Tagesspiegel und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Alle Texte zu den Spielen rund um Peking finden Sie hier. Aktuelles finden Sie auf den Social Media Kanälen der Paralympics Zeitung auf Twitter, Instagram und Facebook.

Jahrelang arbeiteten die Sportlerinnen und Sportler auf das Event hin. Doch je näher die Paralympics in diesem Winter rückten, desto größer wurde die Angst vor einer Infektion. Ein positiver Coronatest vor Peking konnte jeden Traum zerplatzen lassen. Die Biathletin Johanna Recktenwald teilte ihre Sorgen mit uns. Und ihre Freuden.

Facebook-Eintrag 28. Januar

Ich kann es kaum glauben, Valle (Guide Valentin Haag, Anm. d. R.) und ich sind für die Paralympischen Winterspiele 2022 in Peking nominiert! Ich bin überwältigt, unendlich dankbar und glücklich, dass mir diese Chance ermöglicht wird und ich diese Erfahrung in meinem Leben mitnehmen darf. In knapp 4 Wochen geht der Flieger. Jetzt zählt es vor allem gesund (Corona negativ) zu bleiben und noch ein paar ordentliche Trainingseinheiten zu absolvieren.

Retrospektive

Als ich die Nachricht mit der Nominierung bekomme, sitze ich im Zug – perfektes Timing... Ich bin auf dem Weg zu meiner Familie. Seit einiger Zeit schon wäge ich ab, wen ich sehen kann und wen nicht, mache mir mega viele Gedanken dazu. Meine Familie habe ich aber das letzte Mal an Weihnachten gesehen. Wenn ich sie dieses Wochenende nicht sehe, dann erst nach Peking, im März also – vorausgesetzt, ich werde nominiert. Wenn nicht… Naja, dann bin ich heute wenigstens bei meiner Familie und die Nicht-Nominierung wäre nicht ganz so tragisch. Dann kommt sie aber - die Zusage, ich sitze im total überfüllten Zug und habe schon ein bisschen Schiss.

5. Februar

In Freiburg hat heute die Sonne geschienen, perfektes Wetter für eine längere Tour Langlaufen! Jetzt muss ich nur noch lernen und Koffer packen – morgen Mittag geht’s los nach Livigno. Zwei Wochen Trainingslager in Italien, bevor es nach Peking geht.

Seitdem ich wieder in Freiburg bin, mache ich nichts mehr groß. Nicht mal in die Uni gehe ich mehr, Präsenzveranstaltungen sind gerade einfach zu risikoreich. Zum Glück habe ich Online-Klausuren. Die letzte am 23. Februar. Am 25. Februar geht der Flug nach Peking…. Uni, Sport, Corona – alles kommt zusammen, ein bisschen ist dieser Druck schon da: Bloß nicht infizieren! Möglichst keine anderen Menschen sehen! Dabei würde mir das gerade jetzt Kraft geben. Und es gäbe mehr Abwechslung... Die einzigen Kontakte, die ich außerhalb des Sports habe, sind meine zwei Mitbewohnerinnen und Mitbewohner in der WG. Beide sind auch Sportlerinnen und testen sich regelmäßig. Die eine geht auch noch zur Schule, da stecken sich Menschen gerade besonders oft an… Aber ich weiß, dass sie vorsichtig ist.

Gestern war die Olympia-Eröffnungsfeier. Im Fernseher sehe ich die Ski-Strecken, auf denen ich bald langlaufen werde, schaue mir die ersten Instagram-Stories im Speisesaal an, in dem ich bald essen werde. So richtig kann ich das aber noch nicht realisieren. Das ist aber schon irgendwie cool. Dann aber auch – Eric Frenzel und ein paar andere sind jetzt positiv. Krass, da hofft man einfach, dass es einem nicht auch so passiert. Ich habe vor kurzem einen Podcast mit Frenzel gehört, in dem er erzählt, wie krass die ganze Familie drauf achtet, sich nicht zu infizieren, die Kinder gingen kurz vor Peking nicht mehr in den Kindergarten. Und dann war er doch positiv. Da frage ich mich: „Boah, wie kann ich sowas verhindern?!“

8. Februar

Mein dritter Abend in Livigno. Mein Alltag sieht hier so aus: aufstehen, essen, Trainingseinheit, essen, Interviewanfragen koordinieren, Regeneration und hoffentlich ein Mittagsschlaf, Trainingseinheit, Physio, Grundlagenschießen, essen, Mannschaftsbesprechung. Abends habe ich Zeit für Freundinnen und Freunde, manchmal auch fürs Lernen. Sonst waschen wir bestimmt 100 Mal am Tag unsere Hände, machen jeden Tag einen Schnelltest, entweder nach dem Abendessen oder gerade wenn Physio ist. Das Essen ist die Zeit, in der wir wirklich mit unseren Leuten sitzen und quatschen können. Das ist aber auch die riskanteste Zeit, hier müssen wir besonders aufpassen, Abstand zu halten und uns nicht so krass mit den anderen Hotelgästen und untereinander zu vermischen. Bei der Besprechung sind wir dann aber wieder alle in einem Raum – es ist schwierig, alles so richtig auseinanderzuhalten. Wir tragen aber immer Masken. Außer beim Essen… und beim Ski... Ich fühle mich wohl hier und sicher, anders als in Freiburg muss ich hier nicht Bahn fahren oder einkaufen gehen.

Zwischen Livigno und Freiburg

11. Februar

Die erste Woche ist fast rum. Manchmal frage ich mich, wie es wäre, wenn mein PCR-Test vor der Abreise hierhin positiv wäre. Dann hätte ich nicht mitgekonnt und wäre erstmal in Quarantäne. Bei solchen Tests habe ich schon ein bisschen Schiss und vor der Abreise werden wir noch zwei PCR-Tests machen müssen… Es ist in China so, dass dort ein höherer CT-Wert gilt – in Deutschland ist man ab einem Wert von 30 negativ, in China liegt der bei 40. Es kann also sein, dass man in Deutschland negativ ist, dann kommt man in China an und ist positiv. Was auch sein kann, ist dass man eigentlich als genesen gilt, aber der Wert immer noch nicht über 40 ist – das reicht nicht für die Spiele dann. Ich weiß nicht, wie das genau funktioniert, aber ein bisschen ist schon die Angst da, dass wenn ich die kleinsten Viren in mir habe, der chinesische Test anschlägt.

Im Trainingslager gibt es Leute, die krass vorsichtig sind. Bei manch anderen hat man das Gefühl, die juckt es jetzt nicht wirklich so. Also ich würde mich in die bisschen vorsichtigere Gruppe einordnen, ich merke aber auch, wie ich aktuell ein bisschen sensibler reagiere als in anderen Phasen. Wenn andere Hotelgäste am Buffet einem so arg auf die Pelle rücken oder ich im Flur Leuten begegne, die keine Maske haben, rege ich mich auf. Ab und zu kriege ich mit, wenn jemand erzählt, dass er eine rote Corona-Warnapp hat. Ich hatte tatsächlich noch nie eine – wundert mich auch… Naja, jetzt gerade will ich mir nicht zu viele Sorgen machen. Es hilft zu denken, was unser Trainer ganz am Anfangt gesagt hat: „Es bringt nichts, sich jetzt ständig einen Kopf drüber zu machen. Wir schützen uns bestmöglich und alles andere liegt nicht mehr in unserer Hand."

14. Februar

Am Wochenende waren wieder Corona-Demos. Ich glaube, Freiburg ist ziemlich krass, was das angeht. Ich war selbst nie in der Stadt, wenn die Demos stattfanden, aber natürlich kriege ich das mit – wenn man zum Beispiel wegen der Demo im Stau zum Training steht. Ich habe auch in den Uni-Gruppen Aufrufe mitbekommen, „Trefft euch zur Gegendemo“, da bin ich aber nicht hin, weil da große Menschenmengen aufkommen. Aber ich finde das so krass… Diese Menschen, die teilweise so absurde Vorstellungen haben und Dinge behaupten. Dass sich das schon so manifestiert hat in deren Köpfen und die überhaupt nicht in die Wissenschaft und Politik vertrauen. Ich respektiere, wenn Leute Angst oder Respekt vor der Impfung haben, aber dass man gegen Maßnahmen so demonstriert?! Ich frage mich, wie das Stadt-Leben und vor allem das Studi-Leben in Freiburg „eigentlich“ ist. Das ist ja deutlich zurückgegangen, aber um ehrlich zu sein, kann ich das gar nicht richtig beurteilen. Seitdem ich hier lebe, ist Corona…

Die Biathletin und Langläuferin Johanna Recktenwald soll eine Woche, bevor es nach Peking geht, im Trainingslager sein. Doch das endet früher, als geplant.

© dpa

18. Februar

Die Situation hat sich ein bisschen zugespitzt… Ich bin seit circa einer Stunde wieder in Freiburg, obwohl wir erst morgen nach Hause fahren sollten. Wir hatten tatsächlich positive Fälle in der Mannschaft! Das kam am Montag raus, seitdem haben wir uns im Trainingslager noch krasser isoliert, sprich wir haben auf dem Zimmer gegessen und sind nur fürs Training raus gegangen. War ganz ok. Wir hatten auch die Option nach Hause zu fahren. Die Sache ist nur: Mein Mitbewohner zuhause ist auch positiv… Also der war schon bei seiner Familie zu Hause, aber ich dachte, ich wäre im Hotelzimmer besser aufgehoben, also bin ich geblieben. Die letzten fünf Tage waren aber alle Tests negativ und niemand hatte Symptome, je mehr Tage vergangen sind, umso entspannter wurde ich. Zuhause in Freiburg habe ich grad noch schnell einen PCR-Test gemacht. Ich hatte zum Glück noch nie Corona, ich war auch noch nie Kontaktperson, glaube ich. Also eher mal so über zwei Ecken, dass ich Kontakt zur Kontaktperson hatte, aber noch nie so richtig krass… Oder - ich überleg gerade… Ne, ich glaube nicht.

Zum Training und Sportlichen: Ich muss sagen, es reicht jetzt so langsam. Ich bin froh, dass wir nach Hause gefahren sind, ich bin einfach platt. Es waren hohe Umfänge und Intensitäten. Ich habe parallel noch voll den Stress mit meiner Klausurvorbereitung und bin grad einfach komplett überm Limit, glaub ich. Jetzt muss ich die nächsten Tage hardcore lernen, Mittwoch ist meine Klausur und im Trainingslager bin ich nicht so vorangekommen, wie ich es mir vorgestellt habe… Mein Körper kann jetzt entspannen, mein Kopf muss jetzt noch ein bisschen arbeiten. Und wenn ich dann die Klausur am Mittwoch hinter mir hab, kann ich meinen Kopf voll auf Peking richten - vorausgesetzt mein Test ist jetzt heute auch noch negativ… Die Angst schwingt natürlich mit. Es ist generell viel Druck gerade, halt nicht nur der Sport. Valle, meinem Guide, geht‘s da ähnlich, er ist auch im ersten Semester und bereitet sich auf seine ersten Klausuren vor - der hatte in Livigno sogar zwei Klausuren geschrieben. Und es sind auch seine ersten Spiele – alles gleichzeitig! Zu ihm habe ich auch schon gesagt: „Wie krass ist das eigentlich, was wir machen? Was haut uns jetzt noch um?“

Selbstisolation, Sorgen, Stress

 

19. Februar

Mein Ergebnis ist negativ! Die anderen sind es glaube ich alle auch, zumindest hat niemand etwas anderes in unsere Gruppe geschickt. Also bleibt es vorerst bei den ein paar Fällen vom Montag. Erleichtert bin ich auf jeden Fall, aber auch, wenn ich positiv wäre, dann müsste ich es eigentlich trotzdem mit den sieben Tagen Quarantäne nach Peking schaf… Ja gut, dann wären alle anderen schon weg… Aber andererseits… Vielleicht kann man ein paar Tage später anreisen, die Eröffnungsfeier ist ja erst am Freitag nach unserer Ankunft, das wäre noch eine Woche und man würde rechtzeitig zum 1. Wettkampf da sein. Naja, aber dann wieder – wenn man jetzt krank ist, hat man halt keine gute Vorbereitung mehr oder kommt geschwächt an… So einen Virus steckt der Körper ja nicht einfach weg, auch wenn man keine Symptome hat. Was auch hinzukommt: die Direktflüge der Lufthansa gibt es nur am 25. Februar – hin – und am 14. März – zurück. Das wurde so verhandelt. Sonst müsste man über Umwege, über Paris nach China, sowas habe ich mal aufgeschnappt. Ok, also – was ich sagen will: Die Hoffnung bräuchte man noch nicht aufgeben. Wäre halt schon aber sehr schwierig alles. Ich bin in meiner WG und werde mich die nächsten Tage hauptsächlich in meinem Zimmer aufhalten. Am Dienstag und Mittwoch gibt es noch die letzten PCR-Tests hier. Vielleicht gehe ich mal ein bisschen raus, spazieren, frische Luft und den Kopf freikriegen. Das wird vielleicht einsam. Aber ich hoffe, dass alles gut wird. Wird’s bestimmt.

Johanna Recktenwald startet im Biathlon und Langlauf. Nach Tagen und Wochen der Selbstisolation freut sie sich auf die Rennen - und auf's Feiern

© IMAGO/Beautiful Sports

22. Februar

Es ist schon hart. Die Selbstisolation zehrt sehr. Es ist eine Häufung von ganz vielen Punkten, es ist ganz viel Vorbereitung und Organisatorisches, es kommen täglich irgendwelche Emails für die Spiele mit Erledigungen und es ist recht kompliziert, ich will ja auch nichts falsch machen. Dann noch das Lernen für meine Klausur morgen früh. Naja, da geht’s mir eher ums Bestehen, das ist gerade nicht meine Priorität…

In der WG versuche ich dann in die Küche zu gehen, wenn sonst niemand da ist, um mir Essen zu machen. Ich habe meine Mitbewohnerin und ihre Freundinnen, die bei uns sind, ein paar Mal gebeten, die Maske anzuziehen. Ich verstehe auch, dass die das nervt… So in der eigenen Wohnung sein und dann mit Maske… Umso froher bin ich, dass die das respektieren.

Zwei Wochen Livigno, die paar Tage jetzt und dann nochmal über zwei Wochen Peking – ich hatte kaum die Möglichkeit, meine Freundinnen und meinen Freund so richtig zu sehen. Spazierengehen mit viel Abstand und Maske zu sehen ist was einfach was anderes. Mein Freund geht für mich einkaufen, auch dafür bin ich mega dankbar.

Olympia ist mittlerweile vorbei, ich wurde heute gefragt, wie das so wird, ohne Zuschauende von Ort, weil das bei uns ja wahrscheinlich genauso wird. Um ehrlich zu sein: Ich kenne das gar nicht mit Zuschauerinnen und Zuschauern. Bei Welt Cups und WMs haben wir auch keine Leute, die zugucken, am ehesten, wenn was in Deutschland stattfindet und dann mal die Familie oder Schulklassen kommen. Es wäre natürlich auch cool gewesen, das jetzt mal bei den Spielen zu erleben und das ist bestimmt auch ein bestärkender Faktor, aber ich versuche es positiv zu sehen: Vielleicht ist es gut, dass es so wie immer ist. Vielleicht würde es mich sogar eher rausbringen, wenn da ganz viele Leute um mich herum sind.

Ich selber fände es aber cool, bei den anderen mal einen Wettkampf zuzuschauen. Also die Alpin-Leute werden ganz woanders sein, da werden wir nicht hinkommen... Die Snowboarder sind bei uns, vielleicht klappt das! Ich persönlich muss zwar sagen, ich habe mehr davon, wenn ich mir die Übertragung im Fernseher anschaue, weil ich am Fernseher mehr sehe, als wenn ich an der Strecke stehe und einmal einer schnell an mir vorbeihuscht. Für‘s Feeling würde ich es aber auf jeden Fall machen!

Neben den Wettkämpfen konnte man auch bei Olympia manchmal sehen, wie die Medaillengewinnerinnen und -Gewinner mit ihren Leuten ein bisschen feiern konnten. Das war schön, ich hoffe, dass das bei uns auch geht! Das deutsche Haus, das normalerweise „der“ große Feierpunkt ist, gibt’s ja nicht. Außerdem starten die Wettkämpfe direkt am Tag nach der Eröffnungsfeier und gehen bis zum Tag vor der Abschiedsfeier, von daher wird’s sportlich gesehen vermutlich auch schwierig. Aber ein bisschen feiern kann man ja schon mal, denke ich… Wäre auch mal eine Ablenkung von dem ganzen Ernsten. Heute beim ersten der zwei PCR-Tests war die Stimmung ein bisschen angespannt, weil so viel von dem Ergebnis abhängt. Später beim Krafttraining war die Stimmung aber ausgelassener, ich glaube, man merkt bei allen auch die Vorfreude. Was auf jeden Fall sicher ist, das haben vor allem mein Guide und ich mit den anderen Guides ins Auge gefasst: dass wir nach den Spielen einfach mal zusammen eine kleine Party schmeißen! Da kann man mal so richtig ausbrechen. Die letzten Jahre und vor allem im letzten Jahr waren wir so ultra streng und diszipliniert mit uns selbst. Ich habe gemerkt, wie ich immer weniger weggegangen bin, wenn am nächsten Tag Training war. Da kann man sich am Abend davor nicht viel erlauben – auch abgesehen von Corona. Und ich habe schon Pläne, zu verreisen. Da freue ich mich drauf.

Die letzten Tage

24. Februar

Die Klausur ist rum, es lief gut und jetzt gerade bin ich am Packen. Es steht noch ein Interview an, ich muss noch Dokumente scannen und fotografieren, mich mit den Apps beschäftigen, die wir vor Ort brauchen - und definitiv Schlafen!

Ich habe schon Freunde nach Buchempfehlungen gefragt, vor Ort werde ich nämlich außerhalb des Trainings wahrscheinlich viel Zeit haben. Podcasts habe ich auch schon gedownloaded, aber naja, für zwei Wochen, so viel kann man sich wahrscheinlich gar nicht runterladen. Die Sache ist, dass vieles in China gesperrt ist, Netflix, YouTube - ob Social Media-Plattformen funktionieren, wissen wir auch noch nicht wirklich. 

Ich versuche gerade nicht zu viel an eine mögliche Infektion zu denken – Ich habe einfach alles getan, was ich tun kann, um eine Infektion zu vermeiden. Ich habe mir nichts vorzuwerfen – in den letzten Wochen habe ich nicht fahrlässig gehandelt, ich kann mir nicht vorstellen, wo ich eine Infektion herhaben sollte. Wie ich emotional darauf reagieren würde, weiß ich nicht. Ich könnte halt nichts ändern, das müsste ich dann hinnehmen.

Morgen fahren wir um zehn Uhr los, mittags müssen wir unser Gepäck abgeben, es gibt noch die Verabschiedung mit dem Bundespräsidenten und abends um zehn vor sechs geht der Flieger!

2. März

Geschafft! Am Flughafen angekommen, wurden wir richtig durchgeschleucht und haben auch keine anderen Menschen gesehen. Die Leute laufen hier überall in diesen Ganzkörperanzügen rum. Außer den Doping-Kontrolleurinnen und -Kontrolleure habe ich glaube ich noch von niemandem hier den Kopf gesehen, das ist hier wohl einfach so. Naja, also mittlerweile habe ich mich auch schon daran gewöhnt. Alle Menschen hier sind aber super freundlich, total hilfsbereit und sofort da, sobald etwas ist. Im Essenssaal ist es zum Beispiel so: Man steht gerade von seinem Platz auf, stehen da schon Menschen und desinfizieren alles – und ich meine wirklich alles, sogar die Luft einfach. Es klebt auch immer alles, ob auf den Sitzen im Bus oder auf den Stühlen beim Testen – ich sitze da gefühlt in Desinfektionsmitteln, alles ist so richtig mit einem nassen Film überzogen - den haben meine Klamotten mittlerweile auch.

Aber ich meine, es ist ja gut, ich weiß, dass ich mich nicht mehr anstecken kann. Wenn wir jetzt die fünf, sechs Tage rumhaben, kann nichts passieren! Wir müssen jeden Tag einen PCR-Test machen. Im Dorf herrscht auch Maskenpflicht – selbst beim Joggen. Wenn man aus dem Dorf zum Training raus will, muss man wie beim Flughafen an so eine Sicherheitskontrolle. Alles wird einmal durchgescannt. Keine Ahnung, was ich vom Training mit ins Dorf schmuggeln soll, wenn auf der Strecke nichts ist…

Wir haben viel Spaß hier, Valle und ich sind immer unterwegs und erkunden alles. Es gibt total viele Läden und Spielhallen und Gyms, in die man gehen kann. Was auch immer ein großes Event ist, ist das Sammeln und Tauschen von Pins mit anderen Athletinnen und Athleten. Das machen wir super gerne, so kommen wir mit anderen Menschen auch immer kurz ins Gespräch. Es ist mega cool hier! Es ist besser, als wir erwartet haben und ich merke einfach, dass es mir gut geht. Der ganze Druck und alles der letzten Wochen – das ist jetzt einfach viel besser!

Delia Kornelsen protokolliert

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false