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Borussia Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre kommentiert im Tagesspiegel das WM-Geschehen.

© AFP

WM 2014: Lucien Favre zu Frankreich - Deutschland: "Ich kann mir vorstellen, dass Joachim Löw einiges ändert"

Unser Kolumnist Lucien Favre freut sich auf das Spiel der Deutschen gegen Frankreich, vor allem auf das taktische Duell der beiden Trainer. Er glaubt an den "versierten Strategen" Löw und traut diesem auch Überraschungen zu.

Mon dieu, was für eine WM! Ich habe schwer gelitten in den letzten Tagen. Natürlich mit meinen Landsleuten nach diesem überragenden Spiel gegen Argentinien. In meinen Augen hätte sich die Schweiz den Einzug ins Viertelfinale verdient, denn sie hatte zwei sehr gute Chancen, Argentinien nur eine. Leider war es die entscheidende Szene.

Aber auch die Deutschen haben mich in Atem gehalten. Es war ein enges Spiel gegen eine sehr gute algerische Mannschaft. Viele Fans sind enttäuscht, weil sie sich eine deutlichere Überlegenheit erhofft hatten. Aber Algerien hat eine starke WM gespielt, lange gegen Belgien geführt und am Ende die Russen ausgeschaltet. Und vielleicht ist es ja ein psychologischer Vorteil, dass vor dem Viertelfinale viele die deutsche Mannschaft kritisieren und Frankreich als Favorit sehen. Aus solchen Situationen ist Deutschland immer gestärkt hervorgegangen, und warum sollte das diesmal nicht auch so sein?

Aber natürlich ist die sportliche Herausforderung am Freitag eine ganz andere. Es wird die bisher härteste Prüfung bei der WM. Die Franzosen spielen ein sehr gefestigtes 4-3-3, sie haben einen sehr guten Trainer, aber im Achtelfinale gegen Nigeria haben sie sich auch sehr schwer getan. Nigeria war in der ersten Halbzeit besser und hätte in Führung gehen können. Mein Kollege Didier Deschamps hat dann sehr gut reagiert und Antoine Griezmann für Olivier Giroud eingewechselt. Mit Griezmann war es eine ganz andere Mannschaft, und deswegen denke ich, dass er auch gegen die Deutschen beginnen wird, wahrscheinlich in einer Linie mit Karim Benzema und Mathieu Valbuena. Doch: Deschamps ist ein sehr geschickter Taktiker, bei ihm weiß man nie. Ich lasse mich überraschen, auch von dem taktischen Duell zwischen den beiden Trainern.

Die französische Abwehr muss unter Druck gesetzt werden

Joachim Löw ist ein versierter Stratege, sein Stab hat die Franzosen genau beobachtet. Ich will ihm nicht vorgreifen, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass er gegen Frankreich einige Dinge ändert. Wenn du die Franzosen in Verlegenheit bringen willst, musst du ihre Abwehr unter Druck setzen. Das ist den Nigerianern in der ersten Halbzeit in Ansätzen gelungen. Ich bin gespannt, wie die französische Hintermannschaft damit umgeht, wenn sie noch mehr gefordert wird. Schon vor der WM habe ich gemutmaßt, dass der linke Teil der Viererkette mit Patrice Evra und Mamadou Sakho vielleicht empfindlich auf hohe Belastung reagieren könnte. Sakho hat zuletzt nicht gespielt, dafür Laurent Koscielny. Mal sehen, was sich Deschamps für den Freitag einfallen lässt. Denn natürlich weiß auch er, dass die deutsche Offensive in Höchstform mehr zu bieten hat als Nigeria.

In unserer WM-Kolumne wechseln sich an dieser Stelle Cacau, Monica Lierhaus, Lucien Favre, Frank Lüdecke und Philipp Köster mit ihrer eigenen Sicht auf das Turnier ab

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