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Die Fahne, die die Hertha-Fans provozierte.

© Reuters

DFB-Pokal: Hertha BSC siegt nach Fan-Ausschreitungen in Rostock

Hertha BSC besiegt Hansa Rostock im Pokal 2:0. Doch das Spiel rückt wegen Krawallen in den Hintergrund. Der Grund ist eine alte Fehde zwischen den Fan-Lagern.

Pal Dardai war geladen, und zwar so richtig. Als der Trainer von Hertha BSC am Montagabend zur zweiten Hälfte das Ostseestadion betrat, wirkte er wie ein Boxer kurz vor einem wichtigen Kampf: konzentriert, emotional und, ja, richtig giftig und angefressen, in jedem Fall voller Tatendrang. Der ungarische Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten hatte allen Grund zur Unzufriedenheit; gerade im ersten Durchgang des DFB-Pokalspiels bei Hansa Rostock musste man sich phasenweise große Mühe bei der Identifikation der Sportart geben, der Herthas Profis da unten auf dem Rasen nachgingen. Dardai jedenfalls war an der Seitenlinie aktiver als so mancher Spieler. Dabei sollte das Sportliche dieses Spiels bald in den Hintergrund rücken, weil Teile der Fans beider Lager verrückt spielen sollten.

Am Ende eines langen, nervenaufreibenden und von Unterbrechungen geprägten Fußballabends stand immerhin die Erkenntnis, dass Herthas Zielvorgabe vom Pokalfinale weiterhin im Bereich des Möglichen liegt: Nach einem hart erkämpften 2:0 (0:0)-Sieg beim Drittligisten erreichten die Berliner als 16. von 18 Bundesligisten die zweite Pokalrunde. Das richtungsweisende Tor vor 22.400 Zuschauern im Ostseestadion erzielte Mitchell Weiser sechs Minuten vor Ende der regulären Spielzeit mit einem strammen Distanzschuss in den Winkel, in der Nachspielzeit erhöhte Vedad Ibisevic dann noch auf 2:0.

Dardai schickte eine Startformation mit zwei Neuzugängen aufs Feld: In der Innenverteidigung durfte sich neben Sebastian Langkamp der Niederländer Karim Rekik versuchen, die Zuständigkeit für den rechten Flügel übertrug der Trainer Mathew Leckie. Grundsätzlich gab es aber kaum Überraschungen in der ersten Elf: Im Tor stand Rune Jarstein, vor der Viererkette (Plattenhardt, Rekik, Langkamp, Weiser) räumten wie gewohnt Per Skjelbred und Vladimir Darida ab, die linke Seite beackerte Salomon Kalou - und hinter der einzigen Spitze Vedad Ibisevic lief Alexander Esswein auf. Wenn der unterklassige Drittligist überhaupt noch einen zusätzlichen Motivationsschub für das Duell mit dem Bundesligisten benötigte, dann sorgte Hansas Anhang mit einem stimmungsvollen Empfang genau dafür. Hertha allerdings ließ kaum gefährliche Situationen zu: Die Rostocker wehrten sich zwar nach Kräften, eine gewisse Planlosigkeit war ihnen dennoch nicht abzusprechen.

Rostocker verbrennen Hertha-Banner

Es war offensichtlich, dass kein Team den ersten kapitalen und womöglich folgenschweren Fehler machen wollte. Das führte dazu, dass auch Hertha kaum riskante Bälle wagte und nach vorn nicht viel zu Stande brachte. Die besten Gelegenheiten besaßen Alexander Esswein mit einer Direktabnahme und einer scharfen Eingabe, die keinen Abnehmer fand, sowie Vedad Ibisevic mit einem Kopfball kurz vor der Pause.

Fußballerisch gab es also 45 Minuten lang keine großen Aufreger, dafür verzögerte sich der Wiederanpfiff in Halbzeit zwei: Pyro-Fackeln und Blitzknaller aus dem Berliner Block hüllten das Ostseestadion in dichten Nebel, Schiedsrichter Robert Hartmann unterbrach die Begegnung fürs Erste für mehrere Minuten. Als sich die Rauchschwaden aufgelöst hatten, steigerten sich endlich auch die Berliner – als hätten sie nun gewissermaßen den Durchblick.

Salomon Kalou läutete die beste Phase der Gäste ein: Zunächst scheiterte der Ivorer knapp mit einem flachen Schuss von der Strafraumgrenze, wenig später nagelte Vladimir Darida den Ball an den Pfosten und kurz darauf stand erneut Kalou im Mittelpunkt: Mit einem Seitfallzieher zwang er Hansa-Keeper Janis Blaswich zu einer Glanzparade.

Mitten hinein in Herthas Drangphase fiel schließlich die zweite Unterbrechung. Hintergrund war eine alte Fehde: Nach 70 Minuten präsentieren Teile des Rostocker Anhangs dem Hertha-Block ein gestohlenes Berliner Transparent. Auf Twitter vermuteten Fans, dass es sich dabei um das legendäre, 30 Meter lange Banner „Ostkurve Hertha BSC“ handelte. Es war im Herbst 2014 bei einem Einbruch in einen Lagerraum des Olympiastadions entwendet worden. Als die Hertha-Fans es nun wieder provokativ vorgeführt bekamen, flogen Böller und andere Gegenstände aus dem Gäste-Block – worauf die Rostocker das Banner verbrannten. Die Teams verschwanden für eine Viertelstunde in den Kabinen.

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Nach dem dritten Wiederanpfiff des Abends dauerte es dann zehn Minuten, ehe Weiser die Entscheidung herbeiführte. Die Rostocker waren nach dem Gegentor so platt, dass ihnen kein Konter mehr gelang, im Gegenteil: Ibisevic finalisierte einen Konter zum 2:0-Endstand. Nach Spielende kritisierte Rostocks Trainer Pavel Dotchev die Krawalle. Dotchev sagte in der ARD: "Solche Sachen gehören nicht zum Sport. Wir distanzieren uns davon. Das schadet uns allen. Leider gibt es so schwarze Schafe, die alles kaputt machen."

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