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Schlechte Erinnerung. Im Mai zogen Vladimir Darida und Hertha BSC im Fernduell mit dem VfB Stuttgart den Kürzeren.

© Foto: IMAGO/Sven Simon

Hertha BSC trifft auf den VfB Stuttgart: Die Abstiegsgefahr meldet sich zurück

Am letzten Spieltag der Vorsaison ist Hertha BSC vom VfB Stuttgart noch auf den Relegationsplatz verdrängt worden. Im direkten Duell beider Teams droht nun ein ähnliches Szenario.

Wenn bei den Fans von Hertha BSC in diesen Tagen Frühlingsgefühle aufkommen, dann liegt das nicht daran, dass die Temperaturen für die Jahreszeit weiterhin ungewohnt mild sind. Es liegt eher daran, dass die Situation bei Hertha gerade frappierend an die Situation im Frühjahr erinnert: Wie einst im Mai – auch wenn die Erinnerung eine eher ungute ist.

An diesem Dienstag (20.30 Uhr/Sky) tritt Hertha beim VfB Stuttgart an. Es ist das Duell des Tabellenfünfzehnten aus Berlin gegen den Sechzehnten. Exakt so war die Konstellation auch vor dem letzten Spieltag der Vorsaison, an dem sich Hertha und der VfB ein Fernduell um den Klassenerhalt lieferten. Der Ausgang ist bekannt.

Weil die Berliner in Dortmund verloren, hüpften die Stuttgarter durch ein Tor von Wataru Endo in der Nachspielzeit gegen den 1. FC Köln noch auf Platz 15 und sicherten sich dadurch den Verbleib in der Fußball-Bundesliga. Hertha hingegen musste dafür erst noch den Umweg über die Relegation nehmen.

An diesem Dienstag könnte sich die Geschichte wiederholen. Sollte der VfB gewinnen, zöge er an Hertha vorbei und stürzte die Berliner auf den Relegationsplatz. Dramatisch wäre das derzeit noch nicht, aber kurz vor Ende der ersten Halbserie eben auch mehr als nur eine Momentaufnahme.

„Natürlich schaust du dir die Tabelle an“, sagt Herthas Trainer Sandro Schwarz. „Wir wissen schon, wie das Tabellenbild ist, dürfen uns aber nicht groß davon ablenken lassen.“

Elf Punkte hat seine Mannschaft aus den ersten 13 Spielen geholt. Hoch gerechnet auf die komplette Spielzeit dürfte es mit diesem Schnitt schwierig werden, den Klassenerhalt zu schaffen. Nur in der Saison 2009/10, die mit dem Abstieg endete, stand Hertha zum gleichen Zeitpunkt noch schlechter da (fünf Punkte); und selbst vor einem Jahr war die Lage nicht so dramatisch. Hertha belegte nach dem 13. Spieltag mit 14 Punkten Platz 14. Trotzdem musste Trainer Pal Dardai danach seinen Platz räumen.

Sein Nach-Nach-Nachfolger Sandro Schwarz hat in dieser Hinsicht aktuell nichts zu befürchten. Aus 14 Pflichtspielen stehen für ihn zwar erst zwei Siege zu Buche, aber jenseits der Ergebnisse sind durchaus Fortschritte zu erkennen, die auf das Wirken das neuen Trainers zurückzuführen sind.

Des einen Leid, des anderen Freud. Weil Wataru Endo in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum 2:1-Sieg traf, überholte der VfB Stuttgart Hertha in der Tabelle.

© Foto: IMAGO/Sven Simon

Der Plan ist erkennbar, die Mannschaft wirkt stabil, was sich nicht zuletzt an der Zahl der Gegentore ablesen lässt: 20 sind es bisher. Vor einem Jahr waren es 33. Die Tordifferenz betrug minus 16, aktuell sind es minus 4.

Die Stimmung in der Mannschaft und um sie herum ist deutlich besser als vor einem Jahr. „Jeder sieht, dass wir eine andere Hertha sind“, sagt Stürmer Dodi Lukebakio. Selbst aus Niederlagen wie der gegen die Bayern am Samstag saugen die Berliner Zuversicht, weil das Team nach dem Doppelschlag der Münchner zum 3:0 nicht in sich zusammensackte, sondern widerständig blieb.

Hertha gelang noch vor der Pause das 2:3 und hatte bis zum Schluss die Chance auf wenigstens einen Punkt. „Das schaffen nicht viele Teams“, sagte Kevin-Prince Boateng. „Wir wissen ganz genau: Das wird sich irgendwann drehen, und dann kommt die Serie.“

Solche Aussagen sind nicht ganz neu bei Hertha. Allzu sehr verlassen sollte sich die Mannschaft allerdings nicht darauf, dass sich die gewünschten Resultate irgendwann quasi von selbst einstellen werden. „Wir brauchen Punkte“, sagt Dodi Lukebakio. „Wir können nicht jedes Spiel sagen: Wir haben zwar keine Punkte, aber wir hatten eine gute Mentalität.“

Trainer Schwarz hat seine Spieler nach der knappen Niederlage gegen die Bayern davor gewarnt, sich „mit dem Bewusstsein hinzustellen: Alles war gut“. In der Nachbetrachtung der Partie habe er klar zur Sprache gebracht, „dass wir in gewissen Teilbereichen definitiv besser werden müssen. Der Verantwortung sind wir uns bewusst.“

Hertha BSC hat zu viele Punkte liegen lassen

Die Partie gegen die Bayern war nicht die erste, nach der Hertha das Gefühl hatte: Da wäre mehr drin gewesen. „Das ist uns in einigen Spielen zu oft passiert“, sagte Schwarz.

Trotzdem hadere die Mannschaft nicht mit dem Schicksal. „In erster Linie sind wir sauer auf uns selbst. Das ist auch gut so.“ Herthas Trainer verlangt von seinem Team daher „noch mehr Konsequenz, noch mehr Zielstrebigkeit, noch mehr Ruhe im letzten Drittel“.

Es geht schließlich auch um einen versöhnlichen Abschluss eines komplizierten Jahres. Zwei Spiele stehen noch an, bevor die Bundesliga eine ausgedehnte Winterpause einlegen wird.

In Stuttgart und am Samstag zu Hause gegen den 1. FC Köln sind die Erfolgsaussichten für die Berliner dabei deutlich größer als zuletzt gegen die übermächtigen Bayern. „Ich bin sicher, dass wir belohnt werden“, sagt Dodi Lukebakio. „Aber wann, das weiß niemand.“

Pal Dardai hat in solchen Situationen gerne von Muss-Spielen gesprochen, weil es Spiele sind, die man eben gewinnen muss. „Wir müssen gar nichts“, entgegnet Kevin-Prince Boateng. „Wir wollen. Das ist das Wichtigste. Wenn wir im Kopf haben, wir müssen, dann kommt nur unnötig Druck auf.“

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