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Immer wieder machen sich Fußball-Fans gegen Antisemitismus stark.

© IMAGO/Jöran Steinsiek

Tagesspiegel Plus

Experten zum Antisemitismus im Fußball: Auschwitz-Besuch als Verpflichtung „zeugt von Unwissen“

Früher wehten in deutschen Stadien Reichskriegsflaggen, heute ist Antisemitismus im Fußball „schattierter“. Ein Gespräch über Formen der Aufklärung und die Folgen des 7. Oktobers.

Daniel Lörcher und Andreas Kahrs haben die NGO „what matters“ gegründet, um Unternehmen und Verbände dabei zu unterstützen, eine Haltung zu gesellschaftlichen Themen wie Antisemitismus zu entwickeln. Von der israelitischen Kultusgemeinde Wien wurde ihnen kürzlich die Torberg-Medaille verliehen.

Herr Löcher und Herr Kahrs, aus Stadien und dem Amateurbereich werden immer wieder antisemitische Vorfälle bekannt. Ist der Fußball anfälliger für Antisemitismus als andere Sportarten?
Kahrs: Man muss zwischen verschiedenen Ebenen differenzieren. Im Breitensport bezieht Antisemitismus sich oftmals auf Makkabi und Vereine, die als jüdisch wahrgenommen werden. Im Alltag zeigt sich Antisemitismus häufig in Kommentaren, Gesprächen und dem Austausch. Der Fußball unterscheidet sich in Deutschland fankulturell von anderen Sportarten. Ein Stadionbesuch ist etwas anderes als ein Besuch beim Basketball oder Eishockey.

Lörcher: Die Verwebung der extremen Rechten mit Fußballfanszenen geht zurück bis in die 1980er Jahre. Diese Historie hat vor allem in den 90er Jahren dazu geführt, dass antisemitische oder Holocaust-verherrlichende Lieder in den Kurven präsent waren. Die Grundstrukturen von Rechtsextremismus sind im Fußball angelegt durch Konzepte wie ‚wir gegen die anderen‘ oder die Aufwertung der eigenen Gruppe.

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