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Rüder Check. Berlins Boychuk (l.) wird von Cody Lampl attackiert, der Straubinger musste danach das Eis verlassen.

© dpa/Andreas Gora

Die Eisbären und die Herausforderung Straubing : Wenn es am Pulverturm klingelt

Die Eisbären haben sich zum Auftakt der Play-off-Serie cleverer angestellt als ihr Gegner, am Mittwoch allerdings wartet in Straubing eine höhere Hürde.

Es gab Zeiten, in denen wäre Axel Kammerer nicht durch eine Berliner Eishalle gegangen, ohne erkannt zu werden. Hätte Ende der Achtziger- und Neunzigerjahre schon de Selfiewahn getobt, der einstige Star des BSC Preussen wäre sicherlich im Minutentakt angesprochen worden beim Gang unters Volk. Kammerer war in seinen sechs Jahren in der seligen Eishalle Jafféstraße sehr beliebt.

Sein unverwechselbares Lächeln trägt der Tölzer auch mit fast 60 Jahren noch als Markenzeichen mit sich herum, und dass er am Ostermontag von den vielen Eisbären-Fans in der Uber Arena nicht registriert wurde, empfand er wohl als ganz angenehm. So konnte er sich mehr auf seinen Job konzentrieren, er ist von der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) als „Serienmanager“ eingesetzt beim Halbfinale zwischen den Berlinern und den Straubing Tigers.

Seit einigen Jahren macht die Liga das so und gibt verdienten Ex-Profis oder Ex-Trainern diese Funktion. Damit die berichten oder schlichten, wenn es knirscht zwischen den spielenden Parteien; so als eine Art Kummerkastenonkel, wie am Montagabend der Kammerer. Denn kaum war die Pressekonferenz vorbei, da rief Straubings Trainer Tom Pokel auch schon: „Aaaaxel!“ Dann schüttete Pokel sein Herz aus, murmelte Dinge, die er zuvor im offiziellen Teil nach der 1:3-Niederlage seiner Mannschaft nicht gesagt hatte.

Klar, Pokel und die Straubinger fühlten sich ein wenig verschaukelt. Wegen der Aberkennung ihres Tores zum vermeintlichen 1:0 und nach der Spieldauerstrafe gegen Cody Lampl nach seinem Check gegen Zach Boychuk (Pokel: „Das war ein fairer Check“). Und dann wurden sie auch von den Eishockeygöttern im Stich gelassen. Der Favorit aus Berlin machte nämlich nicht so viel, außer die Treffer zu setzen. Straubing dagegen spielte sich Chance um Chance heraus und versäbelte sie bis auf eine allesamt.

Wir wissen, dass wir uns noch steigern müssen, und das werden wir.

Manuel Wiederer, Eisbären-Stürmer

Das aber nervte Pokel angeblich nicht. „Die werden noch reingehen. Wichtig ist doch, dass wir uns gegen so eine starke Mannschaft wie die Eisbären so viele Chancen erspielen.“ Dann sagte er noch dahin, dass er eigentlich ganz „happy“ mit dem Spiel sei. Als er dann zu Serienbetreuer Kammerer ging, wirkte er weniger happy.

Die ersten beiden der nach dem Modus „Best of seven“ gespielten Halbfinalserien verliefen am Ostermontag ähnlich: Berlin und Bremerhaven (3:0 gegen München) ließen ihre Gegner kommen und nutzten dann deren Fehler. Genauso läuft das oft in entscheidenden Spielen im Eishockey, es ist eine Qualität von starken Teams, in diesem Moment zu treffen und sich nicht auf positiven Schussstatistiken auszuruhen.

Seit 2021 haben die Berliner nicht mehr in Straubing gewonnen

Es ist nur ein Spiel vorbei, aber wenn es so weiterläuft, sollten sich die Berliner gegen die wackeren Straubinger durchsetzen können. So richtig zufrieden waren sie bei den Eisbären aber vor dem zweiten Spiel am Mittwoch (19.30 Uhr, live auf Magentasport) in Straubing nicht. Manuel Wiederer, Schütze zum 2:0 am Montag, sagte: „Wir wissen natürlich, dass wir viel bessere und konstantere Leistungen zeigen müssen, und das werden wir am Mittwoch auch machen.“

Mehr Engagement ist ihnen auch anzuraten, denn wenn es im Straubinger Stadion am Pulverturm klingelt bei Spielen der Gastgeber gegen die Berliner, dann freuten sich zuletzt meist die Fans der Tigers: Seit 2021 haben die Eisbären in Straubing nicht mehr gewinnen können. Was Berlins Trainer Serge Aubin allerdings nicht irritiert. „Wir wissen schon, wie wir uns da präsentieren müssen“, sagt er.

Axel Kammerer wird am Mittwoch auch wieder dabei sein, bei Spiel zwei in Straubing. Diesmal mit kurzem Anfahrtsweg, ist ja nicht weit von Tölz nach Straubing. Zum sportlichen Verlauf der Serie darf der ehemalige Berliner natürlich nichts sagen. Er sagt auch nichts und sagt trotzdem: „Bitte nichts zitieren!“

Vielleicht das: Am Sonnabend will er sich nach Spiel drei am Freitag etwas in Berlin umschauen. „Es hat sich ja unglaublich viel geändert hier.“ Allerdings nicht alles, auch nicht im Eishockey. „Die Eisbären haben ja noch den Stadionsprecher von früher“, stellte Kammerer nach dem Auftritt von Uwe Schumann am Montag fest. „Aber das passt schon. Der hat eine gute Stimme.“

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