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Bitterer Moment. Wolfsburgs Fußballerinnen bei der Siegerehrung, bei der sich nur die Gegnerinnen wirklich wie Sieger fühlen durften.

© REUTERS/Yves Herman

Das Finale der Champions League hat es gezeigt: Deutsche Bundesligisten laufen in Europa nur hinterher

Die Wolfsburger Fußballerinnen konnten im Finale der Champions League nur in Phasen mithalten. Das Spiel hat gezeigt, dass der deutsche Fußball auf europäischer Ebene hinterher hinkt und andere Länder davonziehen.

Als Allerletzte ließ sie sich beglückwünschen und die Medaille umhängen. Dann schritt Alexia Putellas zur Trophäe und wenige Sekunden später konnte sie den Champions-League-Pokal endlich in die Höhe strecken. Die Fans des FC Barcelona jubelten in Eindhoven überschwänglich und gingen in „We are the champions“-Gesänge über.

Weltfußballerin Putellas wurde durchgehend gefeiert und das obwohl es bei ihr nur für eine Einwechslung in der 90. Minute gereicht hatte. Dennoch konnte Barcelona mit 3:2 gegen den VfL Wolfsburg gewinnen und das Spielgeschehen über weite Strecken klar dominieren. Man stelle sich vor, wie eindeutig es womöglich geworden wäre mit einer fitten und formstarken Alexia Putellas.

Dabei hatte Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot alles dafür getan, ein Konzept zu entwickeln, mit dem der FC Barcelona zu knacken ist, wie sich in der ersten Hälfte zeigte: Tief verteidigen und mit schnellen Kontern über außen für Nadelstiche sorgen. „Dann steht es 2:0 für uns zur Halbzeit und wir hatten Barca genau da, wo wir sie haben wollten“, so Stroot. Man sei so nah dran gewesen und das Endergebnis daher umso enttäuschender.

Der spanische Fußball hat eine rasante Entwicklung genommen

Tatsächlich war Wolfsburg in der ersten Halbzeit auf einem guten Weg, die taktische Umstellung mit Ewa Pajor als linke Außenangreiferin und dahinter Felicitas Rauch funktionierte – sowohl offensiv als auch defensiv. Barcas Caroline Hansen, ehemalige Wolfsburgerin, war daher zunächst kein so großer Faktor bei den Katalaninnen wie sonst.

Über die komplette Spielzeit war zu erkennen, dass Barcelona die höhere individuelle Qualität in ihren Reihen hat. Und wenn die Spielerinnen diese dann auch in Tore oder Vorlagen ummünzen, wie es bei Hansen der Fall war, ist ein Weltklasse-Team wie Barcelona nicht mehr aufzuhalten. Das musste Wolfsburg, das in Halbzeit zwei gar nicht mehr mithalten konnte, schmerzlich erfahren.

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Sekunden brauchte Barcelona um im Endspiel aus einem 0:2 ein 2:2 zu machen

Tommy Stroot sagte später, dass überhaupt das Erreichen des Finalspiels ein „riesen Ding“ gewesen sei und bezeichnete einen möglichen Titelgewinn als Sensation. „Ich glaube, dass es in Zukunft nicht unbedingt leichter wird, ins Finale zu kommen, wenn man weiß, was international so passiert“, sagte Stroot. „Aber wir sind relativ nah dran an diesen Mannschaften, wenn wir unsere Art und Weise spielen.“

Ist das die Zukunft der deutschen Bundesliga-Teams auf internationaler Ebene? Nah dran zu sein, aber den ganz großen Coup in Europa doch zu verpassen? Wolfsburg kann zwar immer noch mithalten mit den großen europäischen Namen wie FC Barcelona, FC Chelsea oder FC Arsenal, trotzdem ist der letzte Titel in der Champions League neun Jahre her. „Wir haben eine Art und Weise gefunden, wie wir es immer wieder schaffen, uns auf dem höchsten Niveau stabil zu halten“, sagt Stroot. Sich stabil zu halten, dürfte langfristig aber nicht für den Titel reichen.

Den deutschen Klubs fehlen die finanziellen Mittel

„Spielerinnen wie Sveindis Jonsdottir oder Lena Oberdorf bei uns zu haben, ist eine weitere Bestätigung. Spielerinnen, die hier ihre Schritte gehen, aber eben nicht nur ihre Schritte gehen, sondern wirklich hier zur Weltspitze reifen“, sagt Stroot.

Wollen diese Spielerinnen aber den Titel gewinnen, müssen sie offenbar zu einem Klub wie dem FC Barcelona wechseln, so wie es Caroline Hansen, die Siegtorschützin Fridolina Rolfö oder Ingrid Engen getan haben. Dass diese Spielerinnen alle mal in Wolfsburg aktiv waren, bezeichnet Stroot dennoch als ein klares Signal. „Ich glaube, dass da die finanziellen Mittel natürlich eine ganz große Rolle spielen“, so Stroot.

Finanzielle Mittel, die deutsche Klubs im Gegensatz zu spanischen, englischen oder französischen nicht haben. Der FC Bayern versucht, dem Trend entgegenzuwirken und konnte mit der Verpflichtung von Georgia Stanway im Sommer und den jüngsten Neuzugängen Pernille Harder (ehemals Wolfsburg) und Magdalena Eriksson einen echten Coup landen.

Ob solche Transfers die Bundesliga wieder zu einer wichtigen und attraktiven europäische Adresse für Top-Spielerinnen macht, ist dennoch unwahrscheinlich. Dazu entwickelt sich der Frauenfußball in Ländern wie Spanien zu schnell und in Deutschland immer langsamer. Das hat das Finale in Eindhoven eindrucksvoll bewiesen.

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