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Kulttrainer ohne Job: Steffen Baumgart

© Imago/Revierfoto

Chaos beim 1. FC Köln: Karneval zur Weihnachtszeit

Trainerentlassung und Transfersperre: Beim Effzeh haben zu Weihnachten die tollen Tage begonnen. Die rheinischen Nerven liegen blank. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Ausgerechnet im „heiligen Köln“, dem „Rom des Nordens“, der wichtigstes katholischen Diözese nach der in Rom, haben zu Weihnachten schon die tollen Tage begonnen. Der 1. FC Köln, einstmals das „Real Madrid des Westens“ genannt, hat sich wieder einmal von einem Trainer getrennt.

Steffen Baumgart, allseits beliebt, ist weg. Mit ihm hätten dann aber auch gleich der Vorsitzende Werner Wolf und der Geschäftsführer Sport Christian Keller gehen sollen.

Ihr Sündenregister: Den Trainer nicht gestützt, sondern ihn durch Unterlassung schleichend demontiert. Den Kader langsam kaputt gewirtschaftet, einen Sparkurs verordnet. Zu schlechter Letzt: die Transfersperre. Keine neuen Spieler bis 2025, zwei Wechselperioden lang – das sind schon tolle Aussichten.

Dabei meinte Keller doch noch, die Sperre durch die Fifa vor dem internationalen Sportgerichtshof wegverhandeln zu können. Nichts da. Und das ausgerechnet am Tag der Trennung von Baumgart. Kaum zu glauben. Die Chefs haben so ziemlich alles falsch gemacht.

Zweieinhalb gute Jahre – dahin

Zweieinhalb gute Jahre mit und durch Baumgart – dahin. Man sollte mal die Fans fragen, was sie davon halten. Die wären den „Freiburger Weg“ mitgegangen, hätten am Trainer festgehalten. Dafür aber alle anderen auf einen Streich abgelöst. Zum Teufel mit ihnen.

Liebe zum Verein beruht oft auf Identifikation mit Figuren. Baumgart hatte dafür in Köln die Statur. Er war längst auf dem Weg zum Original. Und wenn es am Ende dieser Saison so käme, dann hätten die Kölner mit Baumgart als Trainer absteigen sollen – das Spiel in Berlin hat es doch gezeigt: Er kann es.

Die Spieler schießen halt zu wenig Tore. „Dat jeiht vorbei“, singen die Paveier, eine kölsche Mundart- und Karnevalsband. „Wenn de denkst, alles wör am Eng/Joo, dat krige mer schon widder hin.“ Manchmal ist es eine Frage der Einstellung. Der richtigen rheinischen. Und der Nerven. Gerade, wenn es schwierig wird.

Zeit geben, Vertrauen schenken, Kontinuität wagen, alles das kann sich auszahlen; so mancher Trainerwechsel tut das nicht, wie sich oft in der Rückschau gezeigt hat. In einigen Stadien singen die gegnerischen Fans, wenn der FC kommt: Ihr seid nur ein Karnevalsverein. Wer wollte es ihnen verdenken, nach diesen tollen Tagen. Dabei kommt der richtige Karneval erst noch.

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