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Giorgio Chiellini kam als König von England zurück in die Heimat. Dabei hatte er die Champions League gar nicht gewonnen, sondern war mit Italien 2021 „nur“ Europameister geworden.

© imago/ULMER Pressebildagentur/imago/Ulmer

Weg mit der „Königsklasse“!: Das hat die Champions League nicht verdient

Europas bester Fußball-Wettbewerb wird oft mit einer seltsamen Wortkreation bezeichnet. Dabei hat die Champions League doch nichts mit einer Monarchie am Hut.

Eine Glosse von Claus Vetter

Auf der Suche nach Synonymen treibt es die Sportsprache schon mal gern auf die Spitze. Wäre ja langweilig, wenn im Fußball immer nur vom Ball gesprochen würde. Also geisterte ein Jahrhundert lang das „runde Leder“ durch die Strafräume, auch zu einer Zeit, als das „Spielgerät“ (der Ball ein Gerät, Hilfe!) schon längst ohne Leder hergestellt durch die „Box“ (formerly known als Strafraum) rollte.

Alles schön und gut und irgendwo egal. Man gewöhnt sich an vieles. Nur eine Wortkreation verursacht bei genauer Betrachtung Bauchschmerzen. Die Champions League (Fußball, Männer) wird seit Jahren munter als „Königsklasse“ etikettiert. Und das hat die Champions League nicht verdient.

Denn ist der Begriff König in hiesigen Zeiten, in demokratischen Ländern wirklich positiv besetzt? Nein! Sind viele Menschen in Europa nicht zufrieden damit, dass sie nicht mehr von einem König regiert werden? Ja! Oder ist die Königsklasse am Ende eine konstitutionelle Monarchie? Kann nicht sein. Es geht schließlich um etwas.

Gut, derzeit ist ja selbst in einer gestandenen westeuropäischen Demokratie vieles denkbar. Aber was ist denn mit den Fußballerinnen, spielen die in einer Königinnen-Klasse? Und warum gibt es keine Kaiserklasse? Klar, die Europa League ist wahrscheinlich die Prinzenklasse, nicht zu verwechseln mit der Prinzenrolle.

Ein König herrscht, somit ist das Wort im politischen Diskurs überwiegend negativ besetzt. Es gibt zwar auch ein Bier, das sich mit dem Etikett schmückt, es gibt Könige auf dem ewigen Eis und so weiter. Vielleicht lieben die Nutzerinnen und Nutzer der deutschen Sprache auch einfach das Wort König, schließlich haben sie seit über 100 Jahren keinen mehr.

Holen wir kurz Luft, denn jetzt ist Pause in der Königsklasse (zumindest in der des Fußballs, die im Motorsport gibt es ja auch, Volleyball und so weiter). Die Gruppenphase ist vorbei. Und in der nächsten Runde reden und schreiben wir weiter von einer Klasse, obwohl dann im K.o.-Modus gespielt wird, und krönen am Ende die Sieger. Ach nein, die krönen sich ja selbst im Fußball.

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