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Schiedsrichter Manuel Gräfe hat mit seiner Kritik für Unruhe beim DFB gesorgt.

© dpa

Berlins Schiedsrichter-Chef über Gräfe und Noten: „Es sind sehr komplexe Entscheidungen“

Jörg Wehling, der Schiedsrichter-Chef Berlins, spricht über Manuel Gräfes Kritik, transparente Benotungen und die Vorteile des Schiedsrichter-Hobbys.

Von Johannes Nedo

Herr Wehling, an diesem Dienstag steht eine Aussprache zwischen dem DFB und Schiedsrichter Manuel Gräfe an, nachdem der Berliner seinen früheren Schiedsrichterchefs Hellmut Krug und Herbert Fandel Vetternwirtschaft vorgeworfen hatte. Wie kommen diese Diskussionen bei den Berliner Schiedsrichtern an?

Sie nehmen es natürlich wahr. Es gibt dazu aber kein einheitliches Bild. Manuel Gräfe, der auch Lehrgemeinschaftsleiter in Steglitz-Zehlendorf ist, und Felix Zwayer, der diese Funktion in Charlottenburg ausübt, werden von den Berliner Kollegen dazu natürlich mit Fragen konfrontiert. Die Profi-Schiedsrichter und die Schiedsrichter in Berlin – das sind aber zwei Ebenen. Diese Diskussionen wirken sich nicht auf die Berliner Kollegen aus. Dass diese Diskussion aber so stark in der Öffentlichkeit ausgetragen wird, trifft auf ein sehr geteiltes Echo bei den Berliner Schiedsrichtern.

Sehen Sie den Aufstieg und die Auswahl von Schiedsrichtern denn auch als so ein heikles Thema wie Manuel Gräfe?

Unter Schiedsrichtern gibt es selbst beim Aufstieg in die Kreisliga A Diskussionen. Die Benotungen werden zwar nach bestem Wissen und Gewissen vorgenommen, aber das sehen die Betroffenen oft anders. Es sind eben sehr komplexe Entscheidungen von den Beobachtern und dem Schiedsrichterausschuss. Beim BFV ist es uns sehr wichtig, bei den Noten der Schiedsrichter immer transparent zu sein und den Kollegen genau erklären zu können, warum sie auf- oder auch manchmal absteigen.

Jörg Wehling, 50, ist Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses beim Berliner Fußball-Verband (BFV). Er war bis 2011 selbst aktiv.
Jörg Wehling, 50, ist Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses beim Berliner Fußball-Verband (BFV). Er war bis 2011 selbst aktiv.

© Christian Kruppa

Was halten Sie von den Klüngelei-Gerüchten um Deutschlands beste Schiedsrichter?

Ich weiß nicht, was genau vorgefallen ist – und kann es daher nicht einschätzen. So geht es auch den anderen 1200 Berliner Schiedsrichtern.

Leidet unter solchen Diskussionen das Image der Schiedsrichter weiter?

Nein. Wir treffen seit je her auf dem Platz Entscheidungen, die nicht allen gefallen. Wir werden uns immer Sprüche anhören müssen. Auch die Hoyzer-Rufe gibt es ja noch.

Wie kann man die Bewertung der Schiedsrichter denn verständlicher gestalten?

Beim BFV haben wir seit dieser Saison ein Online-Portal, auf dem jeder der rund 200 Leistungsschiedsrichter seine Ranglistenposition einsehen kann. Er sieht die anderen Namen nicht, aber er weiß, wo er steht. So entstehen keine Gerüchte.

Wo gibt es aus Ihrer Sicht am meisten zu tun in der Schiedsrichter-Arbeit?

Ich würde mir mehr weibliche Schiedsrichter wünschen. Überhaupt müssen wir das Hobby Schiedsrichter weiter für alle Altersgruppen interessanter machen und die Vorteile herausarbeiten.

Welche sind das?

Man kann sich Selbstbewusstsein und Entscheidungsstärke aufbauen. Man ist mittendrin und hat gute Aufstiegsmöglichkeiten. Neben einer kleinen Aufwandsentschädigung geht es unter uns Schiedsrichtern auch sehr kameradschaftlich zu.

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