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Dienstantritt in Köpenick. David Datro Fofana im Trikot des 1. FC Union.

© Imago/Matthias Koch/Matthias Koch

1. FC Union: Truthähne auf Champions-League-Niveau

Union spielt nun im wichtigsten Wettbewerb des Klubfußballs und das eröffnet dem Verein neue Möglichkeiten. Der Zugang von David Datro Fofana belegt dies. 

Ein Kommentar von Kit Holden

Wenn der 1. FC Union in den letzten Jahren mit der Premier League in Verbindung gebracht wurde, dann war das meistens eine schlechte Nachricht für Köpenicker Fußballfans. Transfers mit englischem Bezug gingen in der Regel nur in eine Richtung und Interesse von der Insel bedeutete vor allem eines: den möglichen Verlust eines großartigen Spielers. 

Nun ist es anders. Mit dem US-Amerikaner Brenden Aaronson und dem Ivorer David Datro Fofana hat Union in dieser Woche gleich zwei Spieler ausgeliehen, die letzte Saison noch in der Premier League spielten. Wie Aaronson, der beim Absteiger Leeds United sogar Stammspieler war, bei seiner Ankunft betonte, wird Union im angelsächsischen Raum immer bekannter. Zudem kann man in Köpenick nun auch Champions League spielen, und das eröffnet dem Verein neue Möglichkeiten. 

Was kommt also als nächstes? Eine spektakuläre Rückholaktion für Taiwo Awoniyi? Oder doch mal ein Bietergefecht mit dem FC Bayern um Harry Kane? Schon als junges, rohes Talent soll Kane vor einem Wechsel zu Union gestanden haben. Im zweiten Anlauf würde er nur 80 Millionen Euro kosten. 

In Wirklichkeit macht Union aber nichts anderes als das, was sie immer getan haben. Kaderplaner Oliver Ruhnert hat nach wie vor ein Auge für Spieler, deren Potenzial von anderen Vereinen übersehen wird. Über diese Gabe hat mal ein renommierter deutscher Sportjournalist bemerkt, dass Union auch bei der Verpflichtung zweier Truthähne einen finden würde, der zehn Tore schießt. Früher waren die Truthähne deutsche Zweitliga-Spieler wie Kevin Behrens oder Sven Michel, nun sind es Premier-League-Talente wie Fofana und Aaronson. 

Das ist auch der Vorteil von Unions Strategie des ständigen Kader-Umbruchs. Wer es gewohnt ist, in jedem Sommer zehn Neulinge integrieren zu müssen, kann sich immer schnell auf ein anderes Niveau anpassen. Mit der Champions League hat Union sportlich ein neues Level erreicht und ist entsprechend einen Truthahn-Gang höher geschaltet. 

Erfolg ist dabei nicht garantiert. Bei allem Lob gibt es in den letzten Jahren auch genügend Beispiele von Ruhnert-Transfers, die überhaupt nicht aufgegangen sind. Doch mit Blick auf die Entwicklung eines Kevin Behrens, eines Rani Khediras oder eines Taiwo Awoniyis gibt es für Aaronson und Fofana auch Grund genug für Optimismus. In England mag man mehr Geld verdienen, doch in Köpenick lernt das Federvieh fliegen. 

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