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Der jüdische Rechtsanwalt Gustav Herzfeld wurde in Theresienstadt ermordet.

© Privat

Erinnerung an Gustav Herzfeld: Als auch die Hoffnung starb

Der jüdische Rechtsanwalt wohnte in Bornim und war eng befreundet mit Karl Foerster. 1942 wurde Herzfeld in Theresienstadt ermordet. Ein neues Buch erzählt sein Schicksal.

Der Rechtsanwalt Gustav Herzfeld bewohnte ein Haus in der heutigen Potsdamer Straße 60 in Bornim. Karl Foerster, Potsdams legendärer Staudenzüchter und Schriftsteller, und dessen Frau Eva wohnten nur einen Steinwurf von ihm entfernt. Sie pflegten eine gut 20-jährige Freundschaft. Bevor er am 3. Oktober 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde, schrieb vier Tage zuvor im jüdischen Altersheim in Babelsberg einen bewegenden Brief an Foerster, in dem es heißt: „Ich habe aber die leise Hoffnung, dass die Zeiten sich ändern können, und dass mir noch einmal die Möglichkeit geschenkt werden wird, Sie beide wieder zu sehen …“ Dies sollte sich nicht einstellen. Herzfeld wurde nach Theresienstadt verbracht. Niemand der mit ihm deportierten Potsdamer Frauen und Männer überlebte. Er starb am 27. Oktober 1942.

Nach Theresienstadt verbracht

Am 20. März 2017 wurde ein Stolperstein zum Gedenken an den jüdischen Anwalt Gustav Herzfeld, der sich taufen ließ, vor seinem einstigen Haus in Bornim verlegt. Seit 2008 beteiligt sich auch die Stadt Potsdam an dem großen „Kunstprojekt für Europa.“ Zuvor haben Jugendliche aus Potsdams Schulen zum Leben Gustav Herzfelds und seiner Familie intensiv geforscht. Der Theologe Simon Kuntze und der Historiker Sascha Topp unterstützten die Recherchearbeiten der Schülerinnen und Schüler tatkräftig.

Nun erscheint im Verlag Berlin Brandenburg (VBB) ein Buch mit dem Titel „Ich hoffe auf baldigen Umbruch“ über den Potsdamer Juristen und seine Familie. Simon Kuntze, bis Ende Januar 2022 Pfarrer an der Friedenskirche Sanssouci, sowie Sascha Topp übernahmen die Herausgabe.

Gemeinsam mit Mitgliedern der Familie Herzfeld sowie mit Venja A. Röber erzählen sie warmherzig und kenntnisreich auf den Grundlagen zahlreicher Quellen das ungewöhnliche Schicksal des Rechtanwalts. Am kommenden Sonntag soll die Publikation im Potsdam Museum in Anwesenheit der weit verzweigten Familie vorgestellt werden.

2017 wurde in Bornim ein Stolperstein zum Gedenken an Gustav Herzfeld verlegt.
2017 wurde in Bornim ein Stolperstein zum Gedenken an Gustav Herzfeld verlegt.

© Andreas Klaer

1861 in New York geboren

Gustav Herzfeld wurde 1861 in New York geboren. Sein Vater Josef, war einer der führenden Köpfe während der Revolutionstage von 1848 in Neuss, in denen republikanisch Gesinnte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit forderten. Der drohenden Verhaftung entzog er sich durch Flucht in die USA. Dort gründete er bald eine gut florierende Bank.

Doch 1867 kehrten die Herzfelds nach Deutschland zurück und zogen erst nach Düsseldorf, später nach Berlin, wo Sohn Gustav Rechtswissenschaften studierte. 1903 wählte Gustav Herzfeld und seine Frau Elise Potsdam als Wohnsitz. Auch als erfolgreicher Anwalt wurde er in der Residenzstadt tätig.

Zu Beginn der nationalsozialistischen Zeit konnte Herzfeld noch als „Altanwalt“ seine Zulassung behalten und schloss sich mit Kollegen jüdischer Herkunft in einer Gemeinschaftskanzlei zusammen. Doch nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 erhielt er Berufsverbot und erlebte die Stigmatisierung durch den „Judenstern“.

Nachdem er mehrmals in Potsdam umzog, entschied er sich 1922 für eine neue Adresse, in der Potsdamer Straße in Bornim. In den dreißiger Jahren zog Harald von Koenigswald mit seiner Familie als Mieter in das Haus. Herzfeld verkaufte das Grundstück an von Koenigswald. Der Verkauf war jedoch mit skandalösen staatlichen Entrechtungen für den Anwalt verbunden. Mit dem Schriftsteller pflegte er ein gutes Verhältnis.

Im Mai 1940 schrieb Gustav Herzfeld an ihn: „Und ich für meine Person habe so unendlich viel [...]Glück und Dank zu empfinden, da Gott mir die hohe Gnade erwiesen hat und täglich erweist, in meinem hohen Alter bei guter Gesundheit zu sein und in so friedlicher, freundlich gesinnter Umwelt leben zu dürfen, wie Sie und die Ihrigen sie mir gewähren.“ Doch sein Lebensende war in Theresienstadt alles andere als friedlich. Doch in Bornim hatte er noch die Hoffnung, dass die Zeiten sich ändern.

Buchvorstellung mit Gespräch und Lesung am 13. November 18 Uhr im Potsdam Museum

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