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Brigitte Meier (SPD) (Mitte) stellte die neue Kooperation zwischen Stadt und THW vor, durch die die Zusammenarbeit mit der Potsdamer Feuerwehr noch enger werden soll.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

THW-Spezialeinheit: Potsdams Eingreiftruppe für Stromausfälle

Potsdam schließt eine Kooperation mit dem Technischen Hilfswerk (THW): Eine neue Einheit soll im Ernstfall dafür sorgen, dass Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen schneller wieder Strom bekommen.

Die Landeshauptstadt verstärkt die Vorsorge vor Katastrophen: Um bei Stromausfällen in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Pumpstationen für Trink- und Abwasser schnell wieder die Energieversorgung herzustellen, hat Potsdam eine Kooperation mit dem Technischen Hilfswerk (THW) geschlossen. Am Dienstag wurde in der Einsatzstelle der Berufsfeuerwehr Potsdam die Gründung der „Schnelleinsatzeinheit Versorgung Energie“ (SEE-VE) verkündet.

Diese soll flinker als bisher dafür Sorge leisten, dass lebenswichtige kritische Infrastruktur im Falle eines Stromausfalls weiterbetrieben werden kann, zum Beispiel Pflegeheime mit Dialyse-Patienten. „Wir sind froh über den Abschluss dieser Vereinbarung und hoffen, dass die Schnelleinsatzeinheit hauptsächlich zu Übungszwecken und nicht in tatsächlichen Notfällen aktiv werden muss“, sagte Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD).

Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass viele kritische Einrichtungen nicht genügend auf solche Fälle vorbereitet sind.

Brigitte Meier (SPD), Sozialbeigeordnete Potsdam

Die Einheit besteht aus neun ehrenamtlichen Mitgliedern, von denen immer mindestens sechs einsatzbereit sein sollen. Sie verfügt über einen THW-Laster mit Ladebordwand und ein mobiles Notstromaggregat mit einer Leistung von 50 Kilovolt-Ampere.

Stromausfälle in kritischen Bereichen kommen auch in Potsdam hin und wieder vor: Erst im November hatte es einen Stromausfall im Ernst-von-Bergmann-Klinikum gegeben, durch den es im ganzen Krankenhaus zu IT-Ausfällen und Störungen der Telefonanlage gekommen war. Und am 2. Juni 2023 war es in Potsdam zu einem Stromausfall in mehreren Stadtteilen gekommen, der durch einen Erdschluss im Bereich des Umspannwerkes Potsdam-Zentrum verursacht worden war.

„Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass viele kritische Einrichtungen nicht genügend auf solche Fälle vorbereitet sind“, sagte Meier. „Bei einem großflächigen Stromausfall hätten wir Probleme bekommen.“ Es habe zwar keinen Anstieg an Notfällen gegeben, doch die Risiken dafür seien gewachsen.

Erstzugriff auf Notstromgerät

Ein wesentlicher Vorteil der neuen Einheit ist, dass das THW nun noch enger und effizienter mit der Potsdamer Feuerwehr zusammenarbeiten kann: „Die über 30-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem THW-Ortsverband Potsdam und der Landeshauptstadt bildet eine hervorragende Grundlage für diese Vereinbarung und stärkt weiterhin die gute Zusammenarbeit“, sagte Ralf Krawinkel, Leiter der Feuerwehr Potsdam. Auch Jürgen Coym, Leiter der THW-Regionalstelle Potsdam, betonte die harmonische Zusammenarbeit mit der Feuerwehr: „Das ist fast schon ein Selbstläufer.“ Im THW-Ortsverband Potsdam engagieren sich etwa 100 freiwillige Helferinnen und Helfer.

Durch die Kooperation könne man sich vor dem Ernstfall besser abstimmen, so Krawinkel und Coym. Zudem stellt die Vereinbarung sicher, dass die Landeshauptstadt einen bevorzugten Zugriff auf das leistungsstarke Notstromaggregat des THW hat: „Potsdam hat Erstzugriff auf das Gerät“, sagt Krawinkel.

Die Vereinbarung mit dem THW ist eine Reaktion auf die Novelle des brandenburgischen Katastrophenschutzverordnung vom letzten Jahr, die die Bildung solcher Schnelleinsatzeinheiten vorsieht: Vor allem die durch den Ukrainekrieg verursachte Energiekrise und die Furcht vor einem Ausfall von Strom und Gas hatten den Ausschlag dafür gegeben, die Kommunen zu mehr Vorsorge im Ernstfall zu verpflichten.

„Wissenschaftliche Studien zeigen, dass wir resilienter gegen unerwartete Katastrophen werden müssen, die zum Beispiel durch den Klimawandel oder Kriege verursacht werden“, sagte Meier. In den vergangenen Jahrzehnten habe ein anderes Bewusstsein geherrscht: „Es wurde viel an Ressourcen im Katastrophenschutz zurückgebaut“, sagte Meier.

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