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Der Siegerentwurf: So soll das Eckgebäude an der Friedrich-Ebert-Straße nach einem Entwurf von Vielmo Architekten aussehen.

© Andreas Klaer

Neue Perspektiven in der Potsdamer Mitte: So sehen die geplanten Neubauten aus

Die Volkshochschule bekommt einen Neubau. Das Studentenwerk baut 80 Wohnheimplätze auf einem schmalen Baufeld – und die Pro Potsdam errichtet Sozialwohnungen.

Die Gestaltung des vierten Baufelds in der historischen Mitte steht fest. Der Neubau für die Volkshochschule an der Ecke neben der Stadt- und Landesbibliothek zur Friedrich-Ebert-Straße soll nach einem Entwurf des Büros Vielmo Architekten aus Berlin errichtet werden. Für das Studentenwerk Potsdam entsteht an der östlichen Wand der Bibliothek auf einem schmalen Streifen ein Wohnheim mit 80 Plätzen. Außerdem baut die kommunale Pro Potsdam 32 Sozialwohnungen mit ein bis fünf Zimmern.

Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) sprach von einer „exzellenten Lösung“ für die Potsdamer Innenstadt. Der Block IV der fünf Baufelder zur Wiedergewinnung der historischen Mitte werde zu einem gemischten Quartier mit der Bibliothek und der Volkshochschule in der Mitte, mit studentischem Wohnen und Sozialwohnungen. „Wohnen ist kein Privileg, sondern ein Menschenrecht“, sagte Schüle. Doch die Realität sehe manchmal anders aus. Deshalb lassen sich Finanz- und Wissenschaftsministerium den Bau des Wohnheims zusammen acht Millionen Euro kosten: 100.000 Euro pro Platz.

Fassaden an der Friedrich-Ebert-Straße: Unten Geschäfte, oben bis zu 32 Sozialwohnungen der Pro Potsdam.
Fassaden an der Friedrich-Ebert-Straße: Unten Geschäfte, oben bis zu 32 Sozialwohnungen der Pro Potsdam.

© Andreas Klaer

Die Herausforderung für die Wohnheimplanung ist der knappe Platz. Studentenwerk-Geschäftsführer Peter Heiß sprach von einem „schmalen, aber schönen Handtuch“, das dort nach Plänen vom Büro WGA ZT entstehe. Potsdam habe Nachholbedarf bei Wohnheimplätzen, sagte Schüle, die als Studentin selbst im Wohnheim in der Breiten Straße gewohnt hatte. Landesweit decke das Studentenwerk den Wohnraumbedarf Studierender zu 14,3 Prozent, in Potsdam nur zu 9,5 Prozent. Das ist immerhin Bundesdurchschnitt. In Berlin liegt die Versorgungsquote bei nur 5,3 Prozent.

So soll das neue Wohnheim für 80 Studierende neben dem Bildungsforum aussehen.
So soll das neue Wohnheim für 80 Studierende neben dem Bildungsforum aussehen.

© WGA ZT GmbH/WGA ZT GmbH

Und so könnte ein Zimmer des Wohnheims eingerichtet sein.
Und so könnte ein Zimmer des Wohnheims eingerichtet sein.

© Andreas Klaer

Die Wohnheime würden zur Hälfte von ausländischen Studierenden bewohnt, sagte Peter Heiß. Das neue Haus solle 58 Einheiten, davon 44 Einzelapartments, einen kleinen begrünten Hof und begrünte Innenwände im Treppenhaus erhalten. Ein Apartment mit 20 Quadratmetern werde 325 Euro Monatsmiete kosten. Baubeginn solle im Dezember 2024 sein. Zum Wintersemester 2027/28 könnte das Wohnheim bezogen werden, so Heiß.

Die Entwürfe der Gebäude sind in der Stadt- und Landesbibliothek ausgestellt.
Die Entwürfe der Gebäude sind in der Stadt- und Landesbibliothek ausgestellt.

© Andreas Klaer

Volkshochschule bekommt eigenen Eingang

Die Volkshochschule (VHS) freut sich auf einen Neubau mit eigenem Entree, der auf der westlichen Seite des Bildungsforums entsteht. VHS-Sprecherin Maren Herbst sprach von einem „gelungenen Entwurf“. Künftig gelange man vom Foyer über zwei Aufzüge in die zweite und dritte Etage. Es werde eine Küche für Kochkurse geben. Immerhin zähle die Einrichtung jährlich bis zu 70.000 Besucher, die bislang über einen Nebeneingang der Bibliothek zur VHS gelangen.

Vorstellung der Siegerentwürfe für den Block IV in der historischen Innenstadt (v.l.): Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke, Studentenwerk-Geschäftsführer Peter Heiß, Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) und Baudezernent Bernd Rubelt.
Vorstellung der Siegerentwürfe für den Block IV in der historischen Innenstadt (v.l.): Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke, Studentenwerk-Geschäftsführer Peter Heiß, Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) und Baudezernent Bernd Rubelt.

© Andreas Klaer

Im Neubau wird auch Platz für eine ebenerdige Erweiterung der Kinderbibliothek sein. Leiterin Marion Mattekat lobte den Entwurf mit gut nutzbaren Räumen im Erdgeschoss. Sie habe sich allein an den Raumplänen orientiert. Debatten werden aber insbesondere die Fassaden auslösen. Die Aufgabenstellung auf dem schwierigen Baufeld, das historisch breiter war, weil damals noch keine Straßenbahn durch die heutige Friedrich-Ebert-Straße fuhr, sah eine moderne Interpretation des Bürgerhauses Trip Huis vor – so wie schräg gegenüber die Neuinterpretation der Alten Post mit Volksbank, die 2016 anstelle des Hauses des Reisens entstand.

Der Neubau ist der Auftakt zur neuen Mitte.

Uli Hellweg, Stadtplaner und Jury-Vorsitzender.

Der Siegerentwurf mit grauer Steinfassade, regelmäßiger Fenstergliederung und Attikageschoss lässt keine Ähnlichkeit zum Trip Huis erkennen. Der Block IV dürfe aber auch von den historischen Vorbildern abrücken, sei weniger kleinteilig, sagte Baudezernent Bernd Rubelt. „Der Neubau ist der Auftakt zur neuen Mitte“, sagte der Jury-Vorsitzende des Auswahlverfahrens, der Stadtplaner Uli Hellweg. Die Architektur werde künftig vom Platz der Einheit über die rekonstruierten Barockfassaden im Block III bis zum Fortunaportal und zum Barberini gesteigert. Bernd Rubelt sprach von einer „ruhigen Handschrift ohne großes Trara“, das habe es bei einigen Entwürfen auch gegeben.

Der Jury-Vorsitzende Uli Hellweg, Stadtplaner aus Berlin.
Der Jury-Vorsitzende Uli Hellweg, Stadtplaner aus Berlin.

© Andreas Klaer

Architektur sei aber nicht nur Fassade, so Rubelt. Es gehe darum, einen guten öffentlichen Zugang zur VHS zu schaffen, um Belichtung und Wohngrundrisse. Immerhin, lobt Uli Hellweg, sehe man den drei an der Friedrich-Ebert-Straße anschließenden Häusern nicht an, dass dort 32 Sozialwohnungen entstehen. Die Gebäude mit Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen sowie Läden in den Erdgeschossen werden ebenfalls von der Pro Potsdam errichtet und gefördert. Baubeginn solle 2025, die Fertigstellung 2027 sein.

Die Jury tagte zwölf Stunden lang, ehe die Vergabe entschieden war.
Die Jury tagte zwölf Stunden lang, ehe die Vergabe entschieden war.

© Andreas Klaer

So sieht der Bereich neben der Bibliothek derzeit aus.
So sieht der Bereich neben der Bibliothek derzeit aus.

© Andreas Klaer

Hellweg empfahl einen Blick hinter die Fassade auf die begrünten Höfe und Dachterrassen. Das Eckgebäude für die Volkshochschule sei selbstbewusst, aber nicht auftrumpfend gegenüber der „Ikone der Moderne“, dem Bildungsforum. Das sei die richtige Haltung, so Hellweg. Immerhin keine einfache Entscheidung: Die Jury mit 23 Preisrichtern – alle Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung wollten mitreden – tagte am 4. Mai zwölf Stunden lang, um über die zwölf Beiträge zum Realisierungswettbewerb zu entscheiden. Die restlichen Lose für den Block IV wurden bereits an private Bauherren vergeben.

Pro-Potsdam-Geschäftsführer Bert Nicke lobte die effiziente Raumnutzung in den vier geplanten Häusern. Geplant werde ohne den Bau von Pkw-Stellplätzen. Die Wohnungen werden mit Fernwärme versorgt. Das Studierenden-Wohnheim werde aus Beton, Steinen und Holz errichtet, sagte Peter Heiß.

Alle Entwürfe für die vier Gebäude der Pro Potsdam sind bis zum 19. Juli zu den Öffnungszeiten der Stadt- und Landesbibliothek in deren Foyer zu besichtigen.

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