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Die Friseurinnen Viola Seifert (v.l.), Heike Döhring, Katja Bühring und Dietlind Sladek-Kern haben 1997 gemeinsam ihre Meisterprüfung bestanden.

© Foto: Andreas Klaer

Mit Kamm, Schere und einem offenen Ohr: Silberner Meisterbrief für 100 Brandenburger:innen

Friseur-Meisterin Katja Bühring aus Potsdam liebt ihren Beruf. Sie hofft, dass sich künftig mehr junge Menschen für das Friseurhandwerk begeistern.

Eine Friseurin schneidet in erster Linie Haare, das mag sein. Doch eine gute Friseurin tut noch sehr viel mehr: Sie ist Kummerkasten, wenn es drauf ankommt, und selbstverständlich Mini-Nachrichtenagentur für das Neueste aus der Nachbarschaft. „Und das Schönste ist: Die Kunden gehen immer mit einem Lächeln aus dem Geschäft“, sagt die Potsdamer Friseurin Katja Bühring. „Wir sind eben viel mehr, als Haare schneidende, föhnende und lockende Gestalten“, ergänzt ihre Freundin Viola Seifert.

Die Potsdamer Friseurmeisterin Katja Bühring mit ihrer silbernen Meisterurkunde.

© Foto: Andreas Klaer

Vor 25 Jahren haben die beiden ihren Meisterinnentitel für das Friseurhandwerk erworben. Am Samstag sind sie dafür von der Handwerkskammer Potsdam im Hans Otto Theater geehrt worden - gemeinsam mit 98 weiteren Silbermeistern und Silbermeisterinnen aus unterschiedlichen Branchen.

Nachdenkliche Festrede

Die Festrede hielt Steffen Reiche (SPD), ehemaliger Kulturminister und später Bildungsminister in Brandenburg. Er nutzte die Gelegenheit für lobende, aber auch mahnende Worte: „Für Sie kam die Wende genau richtig. Ihnen stand die Welt offen“, sagte er. Heute seien die Zukunftsaussichten weniger rosig. Reiche sprach von der Klimakrise, von Populismus und steigenden Staatsschulden. „In 25 Jahren sind Sie Goldmeister - wo sollen wir dann stehen?“, fragte er sein Publikum.

Wenn Zeiten sich ändern, bekommt man das in manchen Jobs schneller mit als in anderen. Und als Friseurin sei man besonders nah dran, findet Friseurmeisterin Katja Bühring, die bei Coiffeur Udo Walz in der Friedrich-Ebert-Straße arbeitet. Die Themen hätten sich verändert: Früher sei es viel um Klatsch und Tratsch gegangen. „Vor zwei Jahren fing es dann an, dass die Menschen viel über Corona gesprochen haben, heute reden sie über den Krieg in der Ukraine“, erzählt sie.

Gemeinsam mit Freundinnen zum Meisterbrief

Ihre Ausbildung hat Bühring in Potsdam während der Wendezeit gemacht. „Da musste ich noch ein Jahr drauf setzen, weil Ausbildungen in der DDR nur zwei Jahre gedauert haben, in der Bundesrepublik aber drei“, erinnert sie sich. Die Meisterschule, die sie zusammen mit guten Freundinnen besucht hat, hat sie in bester Erinnerung: „Besonders toll waren unsere gemeinsamen Lern-Frühstücke“, erzählt sie. „Die Zeit an der Meisterschule war für uns so etwas wie für andere Leute die Studienzeit“, ergänzt ihre Freundin Seifert.

Jürgen Anies, Zimmermann aus Velten an der Oberhavel, genießt die Jubiläumsfeier in der traditionellen Kluft seiner Zunft.

© Foto: Andreas Klaer

Dass man als Friseurin nicht unbedingt reich wird, war beiden damals schon klar. „Es geht aber um was anderes“, sagt Bühring. „Man kennt seine Stammkundschaft, weiß, was die Leute so im Leben beschäftigt. Manchmal kennt man sogar die ganze Familiengeschichte.“ Dazu komme, dass man sich mit schönen Dingen beschäftige. „Das müssten doch eigentlich viele junge Menschen toll finden“, sagt sie.

Trotzdem gebe es immer weniger Lehrlinge. „Dabei ist das so ein positiver Job. Man müsste ihn bloß finanziell spannender gestalten.“ Die Erhöhung des Mindestlohns, findet die Friseurmeisterin, sei ein wichtiger Schritt. Denn eigentlich, erzählt sie, habe sie vor allen Dingen deshalb vor über 25 Jahren angefangen, für ihren Meisterbrief zu lernen: Um die Freude an ihrem Handwerk an Jüngere weiterzugeben.

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