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Garnisonkirche Potsdam: Der Kirchturm steht direkt am Atelierhaus „Rechenzentrum“ in der Breiten Straße.

© Andreas Klaer

Debatte um die Garnisonkirche: Eine Kernfrage müssen die Stadtverordneten beantworten

Die aktuellen Beschlüsse der Wiederaufbaustiftung taugen nicht zur Konfliktbefriedung. Und in dieser Situation 500.000 Euro ausgeben?

Ein Kommentar von Henri Kramer

Der Beschluss des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche vom Wochenende war aus Sicht vieler weitreichend - für eine Lösung des Konflikts oder für klare Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament war er allerdings nicht weitreichend und klar genug. Das lässt sich an den Reaktionen der Gegner und Befürworter eines originalgetreuen Wiederaufbaus gut ablesen.

Beide Seiten ziehen völlig unterschiedliche Ableitungen. Es wurde zu viel Raum für Interpretationen gelassen. Einigkeit herrscht bei Gegnern wie Befürwortern insofern nur darüber, als die 500.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie zum Umfeld des Turms zum jetzigen Zeitpunkt herausgeworfenes Geld wären.

Für diese Einschätzung sprechen der nahende Kommunalwahlkampf und der geplante Ablauf der Machbarkeitsstudie, bei dem es auch Arbeitsgruppen der Stadtverordneten geben soll - die dann ihre prinzipiell verschiedenen Ansichten zum Projekt in einem weiteren Gremium debattieren könnten.

Ein Plenarsaal unter dem Turm? Wirklich?

Dazu kommt: Wesentliches ist immer noch nicht ausreichend abgewogen worden, vor allem die Frage eines Plenarsaals für die Stadtverordneten am Turm. Ist es wirklich sinnvoll, das Organ der kommunalen Selbstverwaltung weit ab vom Rathauscampus zu platzieren? Welche Symbolik erzeugt der Sitz des Kommunalparlament zu Fuße eines Kirchturms? Und sollte nicht doch eher die jetzt nirgends mehr erwähnte Idee verfolgt werden, das neue Gebäude für das Potsdam Museum zu nutzen - etwa mit einer qualifizierten Ausstellung zur Stadtgeschichte?

Grundsätzliche Fragen, die auch im Kommunalwahlkampf trefflich debattiert werden könnten. Von der Finanzierung eines solchen Baus ganz zu schweigen.

Denn die Zeit eilt nicht - außer für das Rechenzentrum. Hier läuft die Nutzungsdauer bald ab. Doch angesichts des Vertrauens, das sich bilden soll, ist die Garnisonkirchen-Stiftung in der Bringschuld, einer Verlängerung für das Rechenzentrum zuzustimmen.

Die Stiftung kann den Abriss nur verlangen, wenn sie bauen will. Das dauert.

Die Alternative wäre, dass die Stadt zumindest vorerst den weiteren Erhalt durchsetzt - auch ohne die Stiftung, die laut dem jüngsten Rechtsgutachten zum Thema auch nur den Abriss verlangen darf, wenn sie selbst etwas auf das Kirchenschiff-Grundstück bauen will. Angesichts ihrer klammen Finanzen dürfte das so schnell nicht passieren.

Da müssen nun die Stadtverordneten ran: Will eine Mehrheit den Erhalt, Teilerhalt oder Abriss des Rechenzentrums und wäre die Finanzierung einer Sanierung möglich? Die 500.000 Euro für die dann nicht nötige Machbarkeitsstudie wären hierfür ein erster Finanzierungsbaustein.

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