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Olaf Scholz (SPD) zu Besuch in der Biosphäre, hier mit Potsdams OB Mike Schubert (SPD).

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Dank Sensoren Energie sparen: Olaf Scholz besucht Potsdams Smart-City-Projekte in Biosphäre und Schule

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lässt sich in der Biosphäre und der Schule am Schloss zeigen, wie die Smart-City-Fördermittel in Potsdam eingesetzt werden. Viele weitere Projekte sind geplant.

Der Sensor in Olaf Scholz’ Hand ist etwas größer als ein Smartphone. Er misst die Temperatur in Luft und Boden, die Luft- und Bodenfeuchtigkeit, den CO₂-Gehalt und den Lichteinfall. Insgesamt acht Klimakennzahlen werden seit Oktober mit Sensoren in der Biosphäre in Potsdam erfasst. Die Tropenhalle ist eine der Potsdamer Projekte, bei denen sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch (14.2.) erste Erfolge der Digitalisierungsoffensive „Smart City“ in seinem Wahlkreis zeigen ließ.

Smart City sei für viele etwas, worunter sie sich nicht viel vorstellen können, sagte Scholz. „Es wirkt wie ein Flugblatt, aber in Wahrheit ist es Technologie, die wir einsetzen, um besser leben zu können, indem wir den Verbrauch von Ressourcen reduzieren, Geld sparen und die Aufenthaltsqualität in unseren Städten verbessern können.“ Aus der 15,6 Millionen Euro Smart-City-Förderung flossen 2022 und 2023 etwa 110.000 Euro in die Sensorentechnik, circa 100 Sensoren in der Stadt sind bereits verbaut.

Energiesparen in der Biosphäre

In der Biosphäre werden die Klimadaten der insgesamt 20 Sensoren im Innen- und Außenbereich in Echtzeit auf einem Monitor mitten zwischen tropischen Pflanzen übertragen. „Wir können die Klimaveränderung und die Auswirkungen vom Menschen auf das Klima transparent darstellen“, erläutert Biosphäre-Geschäftsführer Sebastian Leifgen dem Kanzler und Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene wird die Klimakrise anschaulich.

Andreas Becker und Sebastian Leifgen erklären Olaf Scholz und Mike Schubert die Funktionsweise der Sensoren (v.l.).
Andreas Becker und Sebastian Leifgen erklären Olaf Scholz und Mike Schubert die Funktionsweise der Sensoren (v.l.).

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Der zweite Effekt: „Unsere Klimasteuerung wird viel genauer.“ Wurde zuvor nach Bauchgefühl geheizt, gekühlt oder gelüftet, funktioniert dies nun datengetrieben. „Am Ende können wir Energiekosten sparen“, sagt Leifgen. „Im Vergleich zu 2019 und 2020 konnten wir den Energieverbrauch senken.“ Auch die automatische Bewässerung könnte dank der Daten gesteuert werden.

Scholz fragt, wie bewässert wird. Mit reinem Regenwasser, antwortet Andreas Becker, zuständiger Projektleiter bei den Stadtwerken. Ein Sensor misst auch den Regenwasservorrat in der Zisterne. Bis Ende April sollen im angrenzenden Volkspark weitere 25 bis 30 Sensoren verbaut werden - damit sollen die Besucherströme gemessen und die automatische Bewässerung gesteuert werden.

Kehrmaschinen erfassen Potsdams dreckigste Straßen

Nächster Stopp vor der Biosphäre: Die Stadtentsorgung Potsdam, kurz Step, hat eine Kehrmaschine aufgebaut. Die darin verbaute Sensorik misst das Müllaufkommen auf Potsdams Straßen und sortiert beim Kehren zwischen Zigarettenstummel, Papier und Glas. Seit Mitte 2023 sind alle Kehrmaschinen der Step mit der Sensorik ausgerüstet.

Scholz und Potsdams smarte Kehrmaschine.
Scholz und Potsdams smarte Kehrmaschine.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Step-Geschäftsführer Florian Freitag zeigt Scholz die interaktive Karte, auf der die Müll-Hotspots Potsdams erfasst werden. So könne in der „Primetime“ von April und Oktober etwa auf dem Bassinplatz oder Platz der Einheit mit zusätzlichen Mülleimer nachgesteuert werden.

Scholz schaut sich die Kehrmaschine an.
Scholz schaut sich die Kehrmaschine an.

© dpa/Britta Pedersen

„Was kann man mit den Daten später anfangen?“, will Olaf Scholz wissen. „Wir kriegen Informationen, wie dreckig die Straßen sind“, erklärt Freitag. Wurden die Straßen bisher nach Reinigungsklassen abgefahren, ist dies nun bedarfsgerecht möglich. Auf sauberen Straßen könne die Motorleistung auf 65 Prozent gedrosselt und damit CO₂ und Energie gespart werden, ergänzt Stadtwerke-Geschäftsführer Monty Balisch.

Bessere Luft in der Schule am Schloss

Auf dem Schulhof der Schule am Schloss, gegenüber der Biosphäre, wird der Kanzler von jubelnden Schülerinnen und Schülern, die aus den Fenstern rufen und winken, begrüßt. Im Politikunterricht der 11. Klasse wollen die Jugendlichen vom Kanzler wissen: „Ist Europa gerade noch sicher?“ Zehn Minuten bleiben der Klasse für Fragen zu Sicherheits-, Innen- und Außenpolitik, dann widmet sich Scholz wieder den Sensoren, derentwegen er hier ist.

Kanzler Scholz wird in der Schule am Schloss begrüßt, hier mit OB Mike Schubert und Schulleiterin Sabrina Lewerenz.
Kanzler Scholz wird in der Schule am Schloss begrüßt, hier mit OB Mike Schubert und Schulleiterin Sabrina Lewerenz.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Seit vier Monaten sind in den Klassen- und Fachräumen des Containerbaus Sensoren verbaut, die Temperatur und CO₂-Gehalt messen. Wenn gelüftet werden muss, leuchten sie rot. Gibt es die Einstellung „Hitzefrei“, will Scholz wissen. Schulleiterin Sabrina Lewerenz lacht. Bisher nicht, aber es gäbe ein Bewusstsein, wann und wie viel gelüftet werden müsse. Im Physikunterricht fließen die Rohdaten ein. Die Schule sei im Rahmen des Smart-City-Konzeptes smart geworden. Mit Whiteboards und Tablets wird schon lange gearbeitet. Auch im Schulgarten auf dem Gelände der Biosphäre sind Sensoren installiert.

Scholz vor einem Whiteboard in der Schule am Schloss.
Scholz vor einem Whiteboard in der Schule am Schloss.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Als Nächstes sollen die eigens erfassten Daten in Grafiken veranschaulicht werden und dafür Schulklassen mit den Informatikern der Stadtwerke Anwendungen programmieren, berichtet Lewerenz. Das sei ein Teil Berufsorientierung. Parallel werden Fenstersensoren ergänzt, ein Informatikstudent der Universität Potsdam beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Auswertung der Schuldaten. Wenn die Schule 2027 in den neuen Stadtteil Krampnitz umzieht, wird die smarte Technik mitkommen.

Weitere smarte Projekte der Stadt

In einem Klassenraum hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft Pro Potsdam ihr interaktives Stadtteilmodell für Krampnitz aufgebaut. In bunten Farben leuchten Neubauten, Tramlinie und der neue Schulstandort auf. So werden nicht nur Scholz, sondern auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern auf Veranstaltungen und im Pro-Potsdam-Foyer die Krampnitz-Pläne veranschaulicht.

Bei Smart City gehe es auch um Bürgerbeteiligung, schließt Scholz seinen Potsdam-Besuch. Und um Baummanagement, sagt er mit einem Schmunzeln. „Das finde ich alles sehr, sehr gut.“ Im Lustgarten wird mit Baumsensoren aktuell die Bodenfeuchtigkeit gemessen. Eine Voraussetzung für Baumpatenschaften.

Weitere Projekte sind Parksensoren an E-Ladesäulen, Pegelsensoren für die Grundwasserstände, Füllstandsensoren in Glascontainern und eine urbane Datenplattform, auf der ab Ende des zweiten Quartals die in Potsdam erfassten Daten online zugänglich sein sollen, berichten Andreas Becker und Monty Balisch. Es sei ein großes Forschungsprojekt, so Balisch: „Wir testen, was möglich ist.“

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