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Angela Fabel, All Fab Ethical Fair Fashion, Garnstrasse 20, Potsdam Babelsberg.

© PNN/Sebastian Gabsch

All Fab Ethical: Wo alte Stoffe in Potsdam ein neues Leben bekommen

Aus Tischdecken und Steppdecken wird nachhaltige Mode jenseits von Meterware. Die Modedesignerin Angela Fabel betreibt in Babelsberg Upcycling.

Einen passenderen Ort als die Garnstraße im Babelsberger Weberviertel hätte Angela Fabel für Werkstatt und Laden ihres Modelabels All Fab Ethical nicht finden können. Die 51-Jährige bringt Handwerk und Mode hierher zurück.

In den Regalen in ihrer Werkstatt liegen in Griffhöhe fein säuberlich gestapelt Bettwäsche und Tischdecken aus Damast. Und weiter oben dicke Woll- und buntgemusterte Steppdecken.

Jedes unserer Teile ist ein Unikat, denn es ist aus Textilien mit einem eigenen Vorleben entstanden – und nicht aus neu produzierter Meterware.

Angela Fabel, All Fab Ethical

Die gebrauchten Fundstücke aus Naturmaterialien wie Baumwolle, Seide oder Wolle sind die Basis für die Kleidung, die die studierte Modedesignerin entwirft, nähen lässt und hier verkauft. Stoffe mit Polyester verarbeitet sie nicht. Die Idee hinter ihrem Label ist es, aus Altem Neues zu schaffen. „Ich will zeigen, dass und wie Nachhaltigkeit in der Mode gehen kann“, erklärt die Unternehmerin. Upcycling nennt sich das.  

Für die künftige Trägerin der Kleidung von All Fab Ethical hat das noch einen zusätzlichen Vorteil. „Jedes unserer Teile ist ein Unikat, denn es ist aus Textilien mit einem eigenen Vorleben entstanden – und nicht aus neu produzierter Meterware“, ergänzt Fabel.

Die Idee dafür ist bei der gebürtigen Bremerin über Jahre gereift. Nach ihrem Studium hat sie für eine Hamburger Modefirma ganze Kollektionen betreut. Sie ist viel gereist in die Herstellungsländer, hat die Produktionsstätten gesehen, musste erfahren, dass die Textilbetriebe für Fast Fashion die Gleichen sind, wie die für hochpreisige Marken.

Dazu wurde sie mit den furchtbaren Arbeitsbedingungen konfrontiert, in denen die Frauen arbeiten, hat sie mit bloßen Füßen in der Farbe stehen sehen, musste mit anschauen, wie die Färbereste in die Flüsse geschüttet werden.  

Zartes Muster mit Vorleben.
Zartes Muster mit Vorleben.

© PNN/Sebastian Gabsch

Nur, hätte ausgerechnet sie allein etwas machen können dagegen? Früher hieß Mode machen, es entstehen vier Kollektionen für jede Saison. Man habe seine Sachen gepflegt, so Fabel. Heute gebe es jede Woche Neues, 100 Prozent aus Polyester, schlecht verarbeitet, spottbillig. Kleidung ist ein Wegwerfartikel geworden.   

Um nicht länger eine Fernbeziehung mit ihrem heutigen Mann führen zu müssen, ging Fabel nach Berlin und arbeitete als Freelancerin. Auch hier gehörten viele Reisen dazu. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder musste und wollte sie aufhören in ihrem Beruf zu arbeiten. Es folgte ein fünfjähriger Aufenthalt in Dubai, wo ihr Mann beruflich tätig war.

Erste Teile entstanden in der Küche

Nach der Rückkehr nach Deutschland wollte die Designerin unbedingt wieder etwas Kreatives machen. „Ich habe gesehen, mit der Fast Fashion ist es nicht besser geworden. Mir ist aber auch aufgefallen, dass sich Dinge verändern, dass eine Gegenbewegung hin zu nachhaltiger Mode entsteht“, erzählt Fabel.

Mit einer Freundin startete Fabel den Blog All Fab Ethical. Hier listeten die Beiden nachhaltige Marken auf, nannten Läden, in denen man nachhaltige Mode kaufen kann. Außerdem gaben sie Tipps, wie man Kleidung pflegen und kleine Fehler reparieren kann.

Aus Alt mach Neu: Angela Fabel in ihrem Laden in der Garnstraße.
Aus Alt mach Neu: Angela Fabel in ihrem Laden in der Garnstraße.

© PNN/Sebastian Gabsch

Je mehr sie sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigte, umso mehr wuchs der Wunsch, selbst Kleidung zu kreieren.  Etwas in guter Qualität machen, das zudem nachhaltig ist, stellte sie sich vor. „Schnell wurde mir klar, das geht nur mit etwas, was schon da, dass ich upcyclen kann“, erläutert sie den Neustart. Zuhause auf dem Küchentisch entwarf und nähte sie Kinderkleidchen, Mützen, Taschen. Die Resonanz überzeugte sie.

Zusammenarbeit mit der Stadtmission

Upcycling, das erklärt Fabel gern, ist kein Secondhand und kein Umarbeiten alter Kleidungsstücke. Stattdessen sucht sie für ihre Mode nach alten Stoffen. Die anfangs erwähnte Bettwäsche und Tischtücher eignen sich besonders, da es große Stoffflächen sind, die sich gut verarbeiten lassen.

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Eine ihrer Quellen für solche Schätze ist der Textilhafen in Berlin. Er gehört zur Stadtmission, die für Bedürftige sammelt. Was nicht passt oder keine Abnehmer findet, wird Müll und landet hier. Es sind durchaus hochwertige Stoffe darunter. Angela Fabel wählt im Textilhafen zielgerichtet aus, zum Beispiel für Sommerkleidung. Sie lässt sich aber auch von besonderen Entdeckungen inspirieren. So war das bei einer Steppdecke mit ungewöhnlichem, wunderbaren Muster.     

In den nächsten Wochen geht bei All Fab Ethical die erste Sommerkollektion mit etwa 50 Teilen an den Verkaufsstart. Als Fingerübung hat die Unternehmerin eine Yoga-Kollektion aus Shirts und Hoodies entworfen und gefertigt. „Es war mir wichtig, den kompletten Durchlauf von der ersten Skizze über die technische Zeichnung und das Schnittmuster bis zum Nähen in Berlin und dem Hängen auf die Kleiderbügel einmal auszuprobieren.“

Gewickelt, nicht geknöpft

Ansonsten sei sie ganz klassisch herangegangen, habe sich gefragt, was 2024 der Trend sein wird und danach Farben und Stoffe ausgesucht. Jedes Stück prüfe sie auf seine Alltagstauglichkeit. Kann ich damit Radfahren oder Treppen steigen? Welche Schuhe könnten dazu passen? Jedes Teil gibt es in zwei Größen, zwischen 34 und 38 beziehungsweise ab Größe 40. Wickeltechnik und überschnittene Schultern machen es möglich, dass Kleid oder Bluse auch den Trägerinnen mit den Kleidergrößen dazwischen passen.

Die Preisfindung für die erste Kollektion sei noch nicht abgeschlossen, erläutert Fabel. Im Moment sei sie allein die ganze Firma, mache alles außer dem Schneidern selber. In die Kalkulation muss sie jedoch einbeziehen, dass das nicht so bleibt. Und selbstverständlich will sie die Schneiderei, von der sie sehr gute Qualität erwartet, gut bezahlen.  

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