zum Hauptinhalt
Die Sanierung des Rathauses von Frankfurt (Oder) wurde 2020 in Angriff genommen.

© dpa/Patrick Pleul

Denkmalschutz in Brandenburg: 46 Millionen Euro für Zeugnisse der Vergangenheit

Brandenburg wird laut Infrastrukturminister Rainer Genilke (CDU) als Land für Zuzügler und Touristen immer interessanter. Das liege auch den Innenstädten mit ihren historischen Gebäuden.

Das Land Brandenburg hat im vergangenen Jahr rund 46 Millionen Euro für die Sicherung, Sanierung und Restaurierung von Denkmalen ausgegeben. Das gaben Kulturministerin Manja Schüle (SPD) und Infrastrukturminister Rainer Genilke (CDU) am Mittwoch in Potsdam bekannt. „Nachhaltigkeit liegt im Trend“, sagte Schüle. „Und die Denkmalpflege darf gewissermaßen als Mutter der Nachhaltigkeit gelten.“

Denkmalpflege sei ein Dreiklang aus Erhalten, Renovieren und Sanieren, führte Schüle aus. Diese sei auch aus ästhetischen und historischen Gründen von unschätzbarem Wert: Historische Gebäude erzählten die Geschichte des Landes. „Zur Nachhaltigkeit gehört auch Nutzung: Die Denkmale sind nicht nur schön anzuschauen, sie ermöglichen auch ungewöhnliche Nutzungen.“

Genilke sagte, Brandenburg werde als Land für Zuzügler und Touristen immer interessanter. Dazu leisteten die Innenstädte mit ihren historischen Gebäuden einen wichtigen Beitrag. „Sie gilt es zu erhalten und weiterzuentwickeln“, sagte Genilke, zu dessen Ressort auch die Städtebauförderung gehört. Die Städte des Landes sollten noch lebendigere Orte zum Leben, Wohnen und Arbeiten sein. „Sie sollen nicht nur Museum sein, dort soll das Leben pulsieren.“ Gleichzeitig müsse man sich beim Denkmalschutz der Frage stellen, wie man die historische Bausubstanz denkmal- und klimagerecht sanieren könne.

Rainer Genilke, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg.
Rainer Genilke, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg.

© Andreas Klaer

Für die Städtebauförderung haben dem Minister zufolge seit 1991 Bund und Land 3,9 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Für 2023 bis 2027 stehen über das Programm „Lebendige Zentren“ weitere 33 Millionen Euro zur Verfügung. In der Landeshauptstadt Potsdam wurden 1,4 Millionen Euro aus dem Städtebauförderprogramm für das Fördergebiet Jägervorstadt Ost und die Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses mit Verwaltungscampus bewilligt.

Von den Geldern gingen 13,3 Millionen Euro an Stiftungen wie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. 3,95 Millionen Euro flossen an Kirchen und Religionsgemeinschaften. 1,61 Millionen Euro flossen im Rahmen der Denkmalhilfe an insgesamt 39 kleinere Projekte im Land Brandenburg. In die Uckermark gingen 11.000 Euro für die Sanierung des Altarretabels in der Dorfkirche Schönfeld. Und mit 50.000 Euro wurden die Erbbegräbnisstellen der Familien Müller/Manthe in Angermünde saniert.

Am Anfang beginnt so ein Projekt mit großem Ärger, aber es endet mit großer Freude.

 René Wilke (Linke), Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder)

Der Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder), René Wilke (Linke), stellte am Mittwoch das Projekt der Sanierung seines Rathauses vor. Es wurde 2020 in Angriff genommen, nachdem Büroräume wegen Schimmels gesperrt werden mussten und der Saal der Stadtverordnetenversammlung nicht mehr benutzbar war. „Am Anfang beginnt so ein Projekt mit großem Ärger, aber es endet mit großer Freude“, sagte Wilke. In diesem Jahr solle das Gebäude wieder eröffnet werden.

Erfassung von DDR-Kunst, Strukturwandel und Klimaschutz

Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg betonte, die Hauptlinien in der Denkmalpflege des Landes seien derzeit die Erfassung der Kunst der Ostmoderne, der Strukturwandel und der Klimaschutz. Im letzten Jahr habe man mit der Landeshauptstadt Potsdam 111 Kunstwerke in der Innenstadt und 45 Kunstwerke im Schlaaz erfasst. Dieses Jahr werde man das Projekt in Babelsberg und der Waldstadt fortsetzen. „Wir haben schon jetzt die größte Erfassungsdichte von baubezogener Kunst aus der DDR-Zeit in den neuen Bundesländern.“

In der Lausitz wurde ein zweijähriges Erfassungsprojekt aus Anlass des Strukturwandels abgeschlossen. „Das ist erforderlich, damit es dort nicht so läuft wie 1989 und 1990“, sagte Drachenberg. Man wolle vermeiden, dass historische Zeugnisse der Industrielandschaft abgerissen werden.

Beim Klimaschutz verständige man sich intensiv mit Betreibern von Windkraft- und Solaranlagen. Es habe seit der Novelle des Denkmalschutzgesetzes noch keine Ablehnung eines Antrags auf Errichtung einer Solaranlage auf einem denkmalgeschützten Gebäude gegeben. „Wir bieten an, die Erfahrungen aus der Denkmalpflege auf den Erhalt anderer Bauten zu transferieren.“

In der Pressekonferenz vorgestellt wurde auch das Sanierungsvorhaben „Glauer Hof“ in der Friedensstadt Glau. In den Gebäuden bei Trebbin (Kreis Teltow-Fläming) soll ein Wohnprojekt für Menschen mit und ohne Behinderung entstehen. Es wird von einer gemeinnützigen Gesellschaft gegründet, die nach Angaben ihres Geschäftsführers Siegfried Sonntag „indirekt“ zur Johannischen Kirche gehört. Die Glaubensgemeinschaft wurde 1925 von Josef Weißenberg in Berlin gegründet. Sie lehrt, dass sich in sogenannten Geistfreundreden Engel des Lichts durch Medien an die Gemeinde wenden. Daraus solle ein „Drittes Testament“ entstehen, das als Ergänzung und Fortführung der christlichen Bibel dient.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false