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Der gebürtige Berliner Boateng gab zu, Autospiegel abgetreten zu haben.

© ddp

Justiz: Boateng muss vor Gericht

Der Fußballstar Kevin-Prince Boateng soll Mittwoch vor Gericht. Die Vorwürfe lauten auf Sachbeschädigung. Unklar ist, ob Boateng zum Termin erscheint.

Er kann kommen, der Fußballstar. Die Justiz jedenfalls ist auf den erwarteten Rummel gut vorbereitet: Für die „Strafsache Kevin-Prince Boateng“ wurde einer der größten Säle im Kriminalgericht reserviert. Dort, wo es zumeist um schwerste Verbrechen geht, soll am Mittwoch „nur“ um eine Sachbeschädigung gestritten werden. Das Nachspiel der sogenannten Autospiegel-Affäre ist nach längerem Hin und Her um 9:30 Uhr in Saal 500 angesetzt. Alle Augen dürften auf Boateng gerichtet sein, denn persönliches Erscheinen ist nach bisherigem Stand angeordnet.

Das könnte äußerst unangenehm für den Kicker sein, der nach dem Foul an Michael Ballack kurz vor der WM der Bösewicht der Nation war. Boateng, der ghanaische Mittelfeldspieler mit Weddinger Ursprung, wird bei Gericht seinen früheren Berliner Klubkollegen Patrick Ebert wiedersehen. Angeblich waren die beiden 23-Jährigen in der Nacht, als Autospiegel abgetreten wurden, Komplizen. Boateng wird vor Gericht wohl angespannt auf den Hertha-Akteur blicken: Ebert ist inzwischen vom Mitbeschuldigten zum Zeugen gewechselt. Er hatte am 11. Juni, als in Südafrika die Weltmeisterschaft mit Boateng im Team von Ghana begann, überraschend und kurzfristig seinen Einspruch gegen den Strafbefehl zurückgezogen. Der Spieler von Hertha BSC nahm damit die verhängte Strafe von 56 000 Euro an und erklärte, dass er nun „nach vorn schauen“ und ein „Vorbild“ werden wolle. Im Prozess gegen Boateng soll Ebert als erster von 13 Zeugen aufgerufen werden.

Es geht um die Nacht, in der sie in einer Gaststätte den 22. Geburtstag von Ebert feierten. Am 18. März 2009 gegen 3:30 Uhr sollen die Fußballprofis durch die Brandenburgische Straße in Wilmersdorf gelaufen sein – übermütig, johlend. Zeugen wollen sie dabei beobachtet haben, wie sie Fahrzeuge demolierten, Außenspiegel abtraten, Lack beschädigten. Zwölf Autos und ein Motorroller seien betroffen gewesen. Der Schaden: 8850 Euro.

Boateng und auch Ebert bestritten die Vandalismusvorwürfe vehement. Als ihnen nach Abschluss der Ermittlungen Strafbefehle über je 56.000 Euro ins Haus geflattert waren, hatten sie Einspruch eingelegt. Ursprünglich wurden beide Verfahren von zwei unterschiedlichen Richtern bearbeitet, im Juni wurden sie aber zusammengelegt. Ein Hammer für Boateng dürften die ersten Planungen für den Prozess gewesen sein: 14. Juni, einen Tag nach seinem ersten WM-Vorrundenspiel in Pretoria, wäre das gewesen.

Kevin-Prince Boateng wurde in Berlin als Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers geboren. Seine Fußballkarriere begann bei Hertha. Talentiert, aber nicht einfach zu handhaben, hieß es bald über den jungen Spieler. 2007 ging er nach England und steht derzeit beim FC Portsmouth unter Vertrag. Sein Image als „böser Bube“ wollte er längst abschütteln. Ob Boateng anreist, ist dennoch nicht gänzlich sicher. Bis zum Beginn der Verhandlung vor einer Richterin des Amtsgerichts könnte er auch aus der Ferne seinen Einspruch zurückziehen, die Strafe zahlen – und sich den Auftritt sparen.

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