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Angela Merkel und Wolfgang Schäuble.

© Imago/Christian Thiel

„Deutschland verliert eine überragende Persönlichkeit“: Merkel reagiert bestürzt auf den Tod von Wolfgang Schäuble

Der frühere Bundestagspräsident und Bundesminister ist am Dienstagabend gestorben. Partei- und länderübergreifend würdigen ihn Politiker als große Persönlichkeit.

Zahlreiche Größen der Politik haben bestürzt auf den Tod Wolfgang Schäubles reagiert und ihn als große Persönlichkeit gewürdigt. „Deutschland verliert mit ihm eine überragende Persönlichkeit mit politischer und programmatischer Weitsicht“, teilte die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Erklärung am Mittwoch mit. „Wolfgang Schäubles Stimme werden wir in Deutschland vermissen, sein Rat wird mir persönlich fehlen.“ Er habe die Fähigkeit gehabt, weit über den Tag hinaus große politische Entwicklungen zu erkennen und zu gestalten.

Schäuble war Merkel ein Vorbild: „Als junge Ministerin war Wolfgang Schäuble mir politischer Lehrmeister. Als Bundesinnenminister und Bundesfinanzminister war er einer der Anker meiner ersten drei Kabinette“, erklärte die Altkanzlerin. Als seine Generalsekretärin habe sie den damaligen CDU-Vorsitzenden als leidenschaftlichen Christdemokraten kennengelernt, der sich neuen Entwicklungen gegenüber offen und neugierig gezeigt habe. Gespräche mit ihm seien immer eine intellektuelle Bereicherung gewesen.

„Ich trauere um einen Politiker, der unser Land in vielfältiger Weise geprägt hat.“ Schäuble habe zu den Architekten der Deutschen Einheit gehört, sei Vordenker der deutsch-französischen Freundschaft und leidenschaftlicher Europäer gewesen, erklärte Merkel.

Schäuble war am Dienstagabend zu Hause im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen. Das teilte die Familie am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur mit. In seiner politischen Laufbahn war er Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er.

Leidenschaftlicher Politiker und Ratgeber

Der Bundespräsident bekundeten der Witwe Ingeborg Schäuble sein Beileid. „Wolfgang Schäuble war ein Glücksfall für die deutsche Geschichte“, schrieb Frank-Walter Steinmeier. Mit ihm habe man einen großartigen Menschen und leidenschaftlichen Politiker verloren, der Historisches für Deutschland erreicht habe.

Auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz reagierte bestürzt auf den Tod Schäubles. Die Nachricht erfülle ihn mit großer Trauer, schrieb Merz am Mittwoch auf der Plattform X (früher Twitter). „Ich verliere mit Wolfgang Schäuble meinen engsten Freund und Ratgeber, den ich in der Politik je hatte. Meine Gedanken sind bei seiner Familie, insbesondere seiner Frau Ingeborg.“

Scholz würdigt „beeindruckende Politiker-Karriere“

Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte Schäubles „beeindruckende und sehr lange Politiker-Karriere“. „Sein Intellekt, seine Freude an der demokratischen Auseinandersetzung, sein konservatives Weltbild und seine rhetorische Schärfe zeichneten ihn in all dieser Zeit ganz besonders aus“, hieß es in einer Erklärung des SPD-Politikers vom Mittwoch. „Deutschland verliert einen prägenden Christdemokraten, der gerne stritt und dabei doch nie aus dem Blick verlor, worum es geht in der Politik: Das Leben der Bürgerinnen und Bürger besser zu machen.“

Deutschland verliert nach den Worten von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) „einen der bedeutendsten Demokraten“. Schäuble sei „ein großer Staatsmann“ gewesen, erklärte Faeser am Mittwoch. „Er verkörperte das demokratische Nachkriegsdeutschland wie wenige andere.“ Als damaliger Bundesinnenminister sei er ein Architekt der Deutschen Einheit gewesen. „Sein Wort hatte großes Gewicht - als Minister, als Präsident des Deutschen Bundestages und auch in den vergangenen Jahren darüber hinaus. Er lebte und wirkte in Verantwortung für unser Land - bis zuletzt.“

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf X: „Kaum ein Politiker hat die jüngste deutsche Geschichte und unsere demokratische Kultur so geprägt wie Wolfgang Schäuble. Und sich derart verdient gemacht um die deutsche & europäische Einigung.“ Seiner Familie gelte ihr tiefes Mitgefühl.

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Für die Grünen-Bundestagsfraktion erklärten die Vorsitzenden Katharina Dröge und Britta Haßelmann, Schäubles Arbeit habe „dieses Land geprägt“. Sie dankten ihm für „seinen beeindruckenden Einsatz für unseren Parlamentarismus und unsere Demokratie.“

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas würdigte Schäuble als „Ausnahmepolitiker, leidenschaftlichen Parlamentarier und großen Europäer“. „Mit Wolfgang Schäuble verliert unser Land eine außergewöhnliche Persönlichkeit“, schrieb sie in einem Kondolenzschreiben an dessen Frau.  

Mit seinem Namen sei eine „der glücklichsten Stunden unseres Landes untrennbar verbunden - die Überwindung der deutschen Teilung“. Als Finanzminister habe er Deutschland und Europa zudem durch die Finanzkrise geführt und den Euro stabilisiert. „Früher als andere hat er erkannt, dass Deutschland ein vielfältiges Land geworden ist. Mit der Einberufung der Islam-Konferenz hat er wichtige Impulse gesetzt“, erklärte Bas.

Sie verwies auf seine außergewöhnliche Parlamentsgeschichte. „51 Jahre war er ununterbrochen Mitglied des Deutschen Bundestages, immer direkt gewählt. Als Bundestagspräsident hat er in einer herausfordernden Zeit die Abgeordneten stets zum konstruktiven Streit ermutigt - nach seiner persönlichen Devise: „Streit ist das Salz der Demokratie“, schrieb sie weiter.

Söder: CSU will Schäuble ehrendes Andenken bewahren

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat die jahrzehntelange politische Leistung des gestorbenen CDU-Politikers Wolfgang Schäuble gewürdigt. Dieser habe sich unter anderem als Bundesinnenminister, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, CDU-Vorsitzender und Bundestagspräsident „große Verdienste um Deutschland erworben“, schrieb der CSU-Vorsitzende am Mittwoch auf der Plattform X (früher Twitter). „Die CSU wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt erklärte: „Mit Wolfgang Schäuble verliert Deutschland einen großen Parlamentarier, der sich über Jahrzehnte für dieses Land verdient gemacht hat.“ Die deutsche Einheit, die europäische Einigung und viele wegweisende Entscheidungen blieben für immer mit seinem Namen verbunden.

CDU-Bundesschatzmeisterin Julia Klöckner erklärte, sein Tod lasse innehalten und mache traurig. „Wolfgang Schäuble war ein Ausnahmemensch, ein beeindruckender Denker und Redner, ein loyal-kritischer Kollege. Er hat unser Land geprägt als Minister, als Bundestagspräsident, als Politiker, der gewissenhaft Pflicht und Dienst erfüllte.“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) würdige Schäuble ebenfalls. Niemand habe die Bundesrepublik mit seinem politischen Sachverstand und Scharfsinn so lange geprägt. „Er war Architekt der Dt. Einheit & hat das Land sicher durch eine schwere Finanzkrise geführt. Wir haben einen der größten Diener unseres Landes verloren“, schrieb Kretschmer auf X.

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Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) bekundete seine Trauer über den Tod Schäubles. „Er war ein großer Europäer, ein leidenschaftlicher Christdemokrat und ein großer Freund Berlins“, teilte Wegner am Mittwoch auf der Plattform X (ehemals Twitter) mit.

Mit tiefer Trauer habe er von dessen Tod erfahren. „Wir haben ihm sehr viel zu verdanken. Ruhen Sie in Frieden, lieber Wolfgang Schäuble. Ich werde Ihren Rat vermissen.“

Und auch im Ausland reagierten Politiker auf den Tod Schäubles. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat den verstorbenen CDU-Politiker als „Freund Frankreichs“ gewürdigt. Der frühere Finanzminister habe „zur deutschen Wiedervereinigung, zum Aufbau des Euro und zur europäischen Einheit beigetragen“, schrieb Macron am Mittwoch im Onlinedienst X, vormals Twitter.

„Wolfgang Schäuble war ein Freund Frankreichs.“ Als solcher habe er die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland gefestigt. „Mein Beileid für seine Angehörigen und das deutsche Volk“, schrieb Macron.

Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire reagierte „zutiefst betrübt“ auf den Tod Schäubles. „Er war ein Freund, ein loyaler und zuverlässiger Partner und ein unermüdlicher Verfechter der deutsch-französischen Freundschaft“, schrieb Le Maire auf X.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht in Wolfgang Schäubles Tod einen schweren Verlust für Deutschland und Europa. „Nicht nur Wolfgang Schäubles Intellekt und seine Disziplin waren herausragend, sondern auch sein tiefer Respekt vor dem demokratischen Diskurs und seine Fähigkeit, sich immer wieder auf Neues einzulassen“, schrieb seine Parteifreundin am Mittwoch auf der Plattform X (früher Twitter). Schäuble habe durch seine Taten und sein Vorbild wie kaum ein anderer die bundesdeutsche Demokratie geprägt und stets groß und weit vorausgedacht. „Ich werde seinen weisen Rat vermissen“, so die EU-Spitzenpolitikerin. (dpa, Tsp)

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