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VW-Angestellte bei der Arbeit im Wolfsburger Werk.

© picture alliance/dpa / dpa/Julian Stratenschulte

„Wir brauchen mehr Bock auf Arbeit“: Arbeitgeberverbände fordern längere Arbeitszeiten

Eine gute Work-Life-Balance sei „auch mit 39 Stunden Arbeit in der Woche“ möglich, meint Arbeitgebervertreter Kampeter. Zudem fordert er ein Umdenken im Schulwesen.

Der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, fordert längere Arbeitszeiten – und mehr Lust auf Arbeit. „Wir brauchen mehr Bock auf Arbeit“, er in einem Interview mit dem Fachinformationsdienst „Table.Media“.

Die Realität sei: „Wir werden länger arbeiten müssen.“ Eine gute Work-Life-Balance „bekommt man auch mit 39 Stunden Arbeit in der Woche hin“, sagte Kampeter weiter.

In den Schulen müsse Leistung wieder eine größere Rolle spielen, forderte der Verbandsvertreter. „Leistung ist was wert. Mehr noch: Wir brauchen Leistung.“

Die Realität ist: Wir werden länger arbeiten müssen – das braucht unser Land.

Steffen Kampeter, Geschäftsführer der BDA

Im Interview erklärte Kampeter weiterhin: „Ich befürchte, die ganze Gesellschaft hat durch staatliche Fürsorge, durch Rettungsprogramme, Doppel-Wumms und alle möglichen Formen der staatlichen Abfederung vergessen oder verlernt, dass das Geld auch erwirtschaftet werden muss.“

Das Geschäftsmodell Deutschland“ müsse neu aufgestellt werden, forderte der CDU-Politiker im Interview.

So sei das Land in der Vergangenheit noch weitaus produktiver und innovativer als viele Wettbewerber gewesen. Darüber hinaus habe die Bundesrepublik „über die Jahre die Wettbewerbsvorteile Innovation und Produktivität verloren“. 

Laut Kampeter bedürfe es einer Strategiedebatte über das deutsche Sozialmodell und über die politischen Werte. „Es gibt einen inneren Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Stärke und politischer Potenz. Keiner hat das besser begriffen als die Amerikaner“, so der gebürtige Münchner.

Deutschland sei nie ein Land mit den höchsten Wochen- oder Jahresarbeitszeiten gewesen, betont Kampeter. „In den Statistiken sind wir eher hinten“, so der BDA-Chef.

Eine gute Work-Life-Balance bekommt man auch mit 39 Stunden Arbeit in der Woche hin. 

Steffen Kampeter, Geschäftsführer der BDA

Rente mit 63 eine „Fehlleistung der Politik“?

Darüber hinaus fordert der BDA-Chef „Kitaplätze für alle“, denn in dieser Phase würden die Grundlagen gelegt.

Anfang Februar hatte die BDA ein Zehn-Punkte-Papier zur Verbesserung der Schulqualität vorgelegt. Darin hatte der Verband unter anderem ein systematisches Monitoring der Schulleistungen sowie eine intensive Begleitung von Jugendlichen mit schlechten Startchancen empfohlen.

Die Rente mit 63 nannte Kampeter nun eine „offenkundige Fehlleistung der Politik“. Je besser Ausbildung und Gehalt, desto früher verabschiedeten sich inzwischen Mitarbeiter in den Ruhestand.

In diesem Jahr würden 250.000 Beschäftigte abschlagsfrei in die Frührente gehen. „Dadurch verlieren wir viele hervorragende Mitarbeiter in den Betrieben“, sagte der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete.

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Nahles stellte Lebensphilosophie junger Generation infrage

Auch die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, hatte jüngst enorme Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt angesprochen.

„Der Arbeitsmarkt verändert sich in Deutschland stärker als in anderen Ländern, weil wir ein massives demografisches Problem haben“, sagte Nahles der „Augsburger Allgemeinen“ am Montag.

Zugleich kritisierte sie die Lebensphilosophie vieler junger Menschen. „Fragen der Work-Life-Balance müssen neu ausgehandelt werden, wie meine Generation die Verteilung der Arbeit zwischen Frau und Mann in Familien neu ausgehandelt hat“, sagte Nahles. „Aushandeln heißt aber auch an die jüngere Generation gerichtet: Arbeit ist kein Ponyhof.“

Nahles forderte die Unternehmen zudem auf, Jugendlichen auch bei schwierigen Startbedingungen mehr Chancen auf Ausbildung und Arbeit zu geben. „Mein Appell an die Arbeitgeber lautet: Gebt auch nicht so idealen Bewerbern eine Chance“, sagte sie unter Verweis auf entsprechende Förderprogramme der BA. (AFP, Reuters, Tsp.)

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