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Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, zeigt am 04.08.2015 bei einer Pressekonferenz in Berlin den Bericht "Daten zur Umwelt 2015".

© dpa

Umweltbundesamt: Wie mit Zahlen zum Klimawandel Politik gemacht wird

Das Umweltbundesamt hat seinen Jahresbericht vorgelegt. Seine Chefin Maria Krautzberger betont negative Zahlen, obwohl die Entwicklung nach ihren eigenen Unterlagen positiv ist.

Der Verkehr bremst den Klimaschutz in Deutschland. Durch immer größere Fahrzeuge und steigenden Güterverkehr auf den Straßen ist die Automobilindustrie Klimakiller Nummer eins. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht „Daten zur Umwelt 2015“ des Umweltbundesamtes am Dienstag.

Nach den Zahlen des Bundesamtes sei der Verkehr mit 18 Prozent maßgeblich am Emissionsausstoß beteiligt. „Der Verkehrssektor ist der einzige Sektor, der seine Emissionen seit 1990 nicht mindern konnte“, sagt Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamts (UBA). Ursache sei der Rebound-Effekt. So würden zwar effizientere Motoren gebaut, die Reduktion des Schadstoffes jedoch durch größere und schwerere Autos wieder aufgehoben. Wichtig sei, die Schadstoff-Grenzwerte weiter zu senken. Auch eine generelle Tempobegrenzung wäre wünschenswert, sagte die Präsidentin des Bundesamtes weiter.

Konkrete Pläne gebe es dazu aber nicht. Die Präsidentin des Bundesamtes wies darauf hin, dass der Schadstoffausstoß durch den Verkehr zwischen 1990 und 2012 um 0,6 Prozent gestiegen sei. Betrachtet man aber den Zeitraum ab dem Jahr 2000, ergibt sich laut eigenen Zahlen ein anderes Bild. Demnach ist der Ausstoß um mehr als ein Prozent gesunken. Darauf wies die UBA-Chefin aber in der Pressekonferenz nicht nicht hin.

Der Verband der Automobilindustrie (VdA) kritisierte dementsprechend den Vergleich des Bundesumweltamtes. „Laut UBA-Zahlen gingen die CO2-Emissionen aus dem Straßenverkehr in den Jahren 1999 bis 2012 um rund 30 Millionen Tonnen zurück. Sieben Jahre in Folge – von 2006 bis 2012 – lagen die CO2-Emissionen stets unter dem Wert von 1990“, heißt es in der Stellungnahme des VdA.

Das Umweltbundesamt war erst Mitte Juli vom Wissenschaftsrat kritisiert worden und zu mehr Wissenschaftlichkeit aufgefordert worden.

Auch der Güterverkehr ist ein Problem für das Klima

Auch der Güterverkehr ist nach Angaben des Bundesamts ein Problem für das Klima. Nach Ansicht der Behörde müssen viel mehr Transportgüter von den Straßen auf Schifffahrt und Schienen verlegt werden, um den Schadstoffausstoß zu reduzieren. Im Moment sei eher eine gegenteilige Entwicklung zu beobachten. Als Lösungansatz seien für das Bundesamt Emissionsgrenzen für Lkws ab 3,5 Tonnen vorstellbar.

Neben dem Verkehrsaufkommen zeigte sich das Umweltbundesamt am Dienstag besorgt wegen eines ganz anderen Themas. Es geht um die Schadstoffbelastung durch landwirtschaftliche Düngemittel. Der darin enthaltene Stickstoff mache vor allem Bächen und Flüssen zu schaffen, nur zehn Prozent der natürlichen Fließgewässer erreichen das Prädikat „gut“ der EU-Wasserrahmenrichtlinie. „Die neue Düngeverordnung sollte vorschreiben, dass Gülle effizienter eingesetzt und schneller in den Boden eingearbeitet wird“, sagte Krautzberger. Dies müsse bei der Vorbereitung des neuen Gesetzes beachtet werden.

Ein weiteres Thema für das Umweltbundesamt ist der Umgang mit Rohstoffen. Zwar sei in Deutschland ein Effizienz-Plus zu verzeichnen, verglichen mit den 1990er Jahren, dies sei aber maßgeblich von der Abwanderung der rohstoffintensiven Produktion in das Ausland beeinflusst. So sei zwar die Situation in Deutschland besser, jede Tonne aus dem Ausland importierter Güter trage aber einen „Rucksack“ von weiteren 2,5 Tonnen Rohstoffen mit sich. Das Ziel, die Ressourcenproduktivität zwischen 1994 und 2020 zu verdoppeln, habe man trotz der Steigerung erst zur Hälfte erreicht. Positiv hervorgehoben wurde die Qualität deutscher Badegewässer, die zu 98 Prozent die EU-Richtlinie erfüllen, ebenso wie die des Trinkwassers, das „nahezu überall“ eine sehr gute Qualität habe. Trotzdem sei auch hier die hohe Nitratbelastung ein Thema, diese würde die Kosten der Trinkwasseraufbereitung steigern.

Auch die Recycling-Rate sei mit 70 Prozent erfreulich, das Ziel müsse aber die Vermeidung von Abfällen sein. Eine gesetzlich vorgeschriebene Mindestlebensdauer für Haushaltsgeräte wäre dabei hilfreich, sagte Krautzberger weiter. Wünschenswert wäre hier eine Ökodesign-Linie der EU, über die noch beraten wird.

René Bosch

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