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Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Gregor Gysi, gratuliert Sahra Wagenknecht (l-r).

© picture alliance/dpa/Gregor Fischer

Update

Gysi über Wagenknecht-Partei: „Da kann ich nur sagen: Viel Vergnügen“

Die Reaktionen auf eine Parteigründung durch Sahra Wagenknecht sind gemischt, wie Umfragen zeigen. Laut Gysi ist eine Neugründung auch noch keine ausgemachte Sache.

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Der Linken-Politiker Gregor Gysi hält es weiter für offen, ob seine Fraktionskollegin Sahra Wagenknecht eine eigene Partei gründet. „Mit Sahra Wagenknecht führe ich Gespräche, Klarheit gewinne ich dadurch nicht“, sagte Gysi am Montag in Berlin.

„Es leben in ihr natürlich zwei Welten. Die eine Welt sagt: „Man müsste eigentlich eine neue Partei gründen.“ Und die andere Welt sagt: „Nee, man müsste das nicht und das ist auch zu schwierig.“ Und das ist, glaube ich, in ihr und in ihrem Umfeld noch nicht richtig entschieden.“

Gysi erinnerte an die Schwierigkeiten einer Parteigründung. Gruppiere sie sich um eine einzige führende Figur, sei das „ein bisschen wenig“. Wolle die Partei zur Bundestagswahl antreten, müsste sie 16 Landesverbände und mindestens 20 Büros gründen. Es sei unklar, wer dies organisieren solle. „Da kann ich nur sagen: Viel Vergnügen“, meinte Gysi. Es werde auch nicht funktionieren, „wenn man so halbrechte und linke Themen zusammen anbietet“.

Gregor Gysi würde im Falle einer Parteigründung durch Sahra Wagenknecht „dagegen kämpfen“.

© IMAGO/Frank Gaeth/IMAGO/Frank Gaeth

Sollte es dennoch zur Parteigründung kommen, „würde ich entschieden dagegen kämpfen“, fügte Gysi hinzu. Andere Parteien hätten in den vergangenen Jahrzehnten vergeblich versucht, die Linke moralisch und finanziell auszuschalten. Er könne nicht zulassen, dass die Linke die Linke kaputt mache.

Umfragen zeigen gespaltene Reaktionen

Bei der Frage, auf welchen Wähleranteil eine möglicherweise von Sahra Wagenknecht gegründete Partei kommen würde, geben Umfragen unterschiedliche Antworten. Ein grundsätzliches methodisches Problem dabei ist, dass es die Partei – und auch ihr Personal und Programm – noch nicht gibt und damit auch keine echte Vergleichsmöglichkeit. Die Noch-Linken-Politikerin hat eine Parteigründung bisher offengelassen.

In einer Umfrage von Civey für die Zeitungen der Funke Mediengruppe könnten sich 20 Prozent der Befragten „grundsätzlich vorstellen“, eine solche von Wagenknecht geführte Partei zu wählen. Besonders Anhänger der AfD (44 Prozent) und der Linken (41 Prozent) würden sich demnach angesprochen fühlen.

Die Fragestellung ist dabei eine andere als in der klassischen „Sonntagsfrage“, bei der es darum geht, wen man wählen würde, wenn ein Wahltermin am nächsten Sonntag ansteht. Hier gab es bisher schwer vergleichbare und stark abweichende Angaben: In Thüringen würden laut einer Insa-Umfrage Mitte Juli im Auftrag von drei Zeitungen 25 Prozent bei einer Landtagswahl für eine solche „Liste Wagenknecht“ stimmen – sie wäre damit die stärkste Kraft.

Dies würde vor allem zu Lasten der AfD gehen, die derzeit in dem Bundesland in den regulären Umfragen vorn liegt: Sie käme so auf zehn Prozentpunkte weniger und würde mit 22 Prozent auf Platz zwei landen.

In einer weiteren aktuellen Befragung von YouGov für die „Welt“ mit Blick auf eine Bundestagswahl würden lediglich zwei Prozent für die Wagenknecht-Partei stimmen – das sind Werte, die trotz der unterschiedlichen Ausgangssituationen im Bund und im Land Thüringen doch erheblich voneinander abweichen. Wahlumfragen sind generell mit Unsicherheiten behaftet und keine Prognosen für den Wahlausgang.

Von den bei Civey Befragten, die sich vorstellen können, für eine mögliche neue Partei zu stimmen, nannten 65 Prozent als Begründung, dass die aktuell wählbaren Parteien – die AfD also eingeschlossen – sie nicht überzeugen. Noch mehr, nämlich 68 Prozent, nannten Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik als Grund, und 73 Prozent gaben an, sich wegen der Standpunkte von Wagenknecht die Wahl einer von ihr gegründeten Partei vorstellen zu können.

Die 54-Jährige hatte sich mit der Linken-Parteispitze um die Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan überworfen. Unter anderem bei den Themen Migrationspolitik und Ukraine-Krieg vertritt Wagenknecht abweichende Positionen. (dpa)

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