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Ein niedersächsisches SPD-Gewächs: Thomas Steg.

© Tim Brakemeier/dpa

Thomas Steg: Von Schröder zu Merkel zu Volkswagen

Wer ist der VW-Cheflobbyist, dem Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil eine Regierungserklärung vorab zukommen ließ? Thomas Steg im Porträt.

Von Antje Sirleschtov

Die Angelegenheit wird Thomas Steg unschön finden – wirklich beunruhigen wird sie ihn nicht. Steg, Cheflobbyist des Volkswagenkonzerns, ist Marathonläufer – und als solcher weiß er: Kleine Straucheleien entscheiden nicht über den Erfolg eines 42-Kilometer-Laufs. Und am Ende wirft es eher auf den Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Stephan Weil (SPD), ein schlechtes Licht, wenn nun offenbar wird, dass der eine Regierungserklärung vom VW-Manager Steg redigieren – manche sagen: im Interesse des Konzerns schönen – ließ.

Für Steg, den Redigator, ist vielmehr entscheidend, mit welchen Folgen sein Arbeitgeber aus dem Diesel-Skandal insgesamt zu rechnen hat. Und in dieser Hinsicht wird der 57-Jährige spätestens nach dem Diesel-Gipfel zufrieden sein: Gesetzliche Regelungen, die den getäuschten Verbrauchern kostspielige Sammelklagen gegen VW ermöglichen, wurden vorerst verhindert und der Ärger mit der Politik hält sich auch weitestgehend in Grenzen. Keine schlechte Bilanz also für den Cheflobbyisten Steg.

Dass Thomas Steg den Job des Generalbevollmächtigten für Außen- und Regierungsbeziehungen des Wolfsburger Weltkonzerns 2012 bekommen hat, überraschte seinerzeit kaum jemanden. Steg ist ein niedersächsisches SPD- und Gewerkschaftsgewächs. Er kam mit Gerhard Schröder ins Kanzleramt, wurde Regierungssprecher des Autokanzlers und diente schließlich 2009 dem heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier – auch ein Niedersachse – als Berater in dessen Bundestagswahlkampf.

In allen Führungszirkeln der deutschen Politik bekannt

Was ihn als Wanderer zwischen Politik und Industrie aber erst wirklich interessant für VW gemacht haben dürfte: Steg arbeitete als Vizeregierungssprecher in der ersten großen Koalition auch unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die, so weit man weiß, seine loyale Arbeit und das Vermögen schätzte, selbst schärfste Konflikte der Koalitionspartner durch geschickte Kommunikation eindämmen zu können. Man kennt diesen Mann also in allen entscheidenden Führungsetagen der deutschen Politik.

Klar ist: Wer auch immer nach der Bundestagswahl im September im Kanzleramt regiert, ob Merkel oder ihr SPD-Herausforderer, wird in den nächsten Jahren den Umstieg vom Verbrennungs- zum Elektromotor zu gestalten haben. Und es mit Thomas Steg zu tun bekommen. Der ist nämlich seit knapp einem Jahr bei VW auch für das Thema Nachhaltigkeit zuständig.

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