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Der Schwiegersohn im Zentrum des Clans: Jared Kushner zwischen Präsident Trump und First Lady Melania Trump.

© Mark Wilson/Getty Images/AFP

Verdacht auf Absprachen zwischen Wikileaks und Trumps Wahlkampfteam: Im Kreis der Familie

In der Russlandaffäre macht Trumps Schwiegersohn sich verdächtig. Der Präsident ist nicht gefährdet, solange seine Vertrauten zusammenhalten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Jared Kushner galt lange als einflussreichste Figur in Donald Trumps Umfeld. Der Immobilienmanager aus New York kam als Außenseiter ins Weiße Haus – ohne Seilschaften, ohne ein Netzwerk persönlicher Vertrauter. So platzierte er Familienangehörige, auf die er sich verlassen kann, in seiner Nähe.

Jared Kushner war lange der bevorzugte Berater

Schwiegersohn Kushner, der Ehemann seines Lieblingskinds Ivanka, wurde im Wahlkampf zum bevorzugten Ratgeber und behielt diese Rolle beim Einzug ins Weiße Haus. Er imponierte Trump mehr als die eigenen Söhne. Kushners waghalsigen, aber erfolgreichen Immobiliengeschäfte in Manhattan erinnerten Trump an seinen eigenen Weg von der Peripherie ins Zentrum der New Yorker „Real Estate“-Geschäfte.

Doch für die Finessen und Fallen der Washingtoner Politik zeigt Kushner wenig Gespür. Wegen seiner Verwicklungen in die Russlandaffäre ist er inzwischen zur Belastung geworden – oder, zynisch betrachtet, zu einem Sündenbock, mit dem Trump von seiner eigenen Rolle ablenken kann.

Erstaunliche Erinnerungslücken - und Korrekturen

Kushner zeigt erstaunliche Erinnerungslücken in den Auskünften über seine Kontakte nach Moskau sowie seine Kommunikation mit Institutionen, die Hillary Clintons Präsidentschaftskandidatur im Wahlkampf belastet haben. US-Demokraten würden es härter beschreiben: Kushner hält Informationen zurück und gibt seine Verwicklungen nur scheibchenweise zu, soweit sie anderweitig ans Licht kommen.

Erst verschwieg er, dass er am Treffen mit einer russischen Anwältin im Trump-Tower teilnahm, die als Abgesandte des Kreml gilt und der Trump-Kampagne Belastungsmaterial gegen Clinton anbot. Nun kommt heraus, dass er auch an den Abspracheversuchen mit Wikileaks beteiligt war, wie man die von russischen Hackern erbeuteten E-Mails aus der Demokratischen Partei am wirkungsvollsten einsetzt. Auch das hatte Kushner nicht von sich aus angegeben. Damit untergräbt er seine Glaubwürdigkeit. Es kann aber auch zur Anklage wegen Strafvereitelung führen.

Familie Trump hält bisher zusammen

Der schlechte Geruch, den die neuen Enthüllungen verbreiten, erreicht Trump nur indirekt. Gefährlich wird es für ihn selbst noch nicht – freilich unter einer Bedingung: dass der Trump-Clan eine „Rette sich wer kann“- Dynamik dauerhaft vermeiden kann. Die Ermittler gehen in solchen Untersuchungen meist nach der Devise vor: Wir suchen nach einem schwachen Glied unter den potenziell Verdächtigen und sichern dieser Person Strafmilderung zu, sofern sie Belastungsmaterial gegen andere liefert.

Die Beziehungen zwischen Kushner und den Trump-Söhnen sind schon lange angespannt wegen der Konkurrenz um die Gunst des Patriarchen. Bisher halten sie zusammen, um Trumps Präsidentschaft zu schützen. Es müsste wohl viel mehr Belastendes ans Licht kommen, ehe sich das ändert.

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