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Beim Hausarzt ist das Wartezimmer oft voll. Doch Termine gibt es dort schneller als beim Spezialisten.

© picture alliance / dpa

Terminvergabe beim Facharzt: Jeder vierte Kassenpatient wartet länger als drei Wochen

Kassenpatienten müssen viel Geduld haben, um einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Doch mit Kritik halten sich die Kranken zurück.

Um einen Termin beim Facharzt zu bekommen, muss sich nach wie vor mehr als jeder vierte Kassenpatient länger als drei Wochen gedulden. Bei einer aktuellen Patientenbefragung berichteten 28 Prozent der im vergangenen Jahr Behandelten von solchen Wartezeiten. Bei Privatpatienten geht es deutlich schneller. Von ihnen mussten lediglich elf Prozent derart lange ausharren.

Für die Studie befragte die Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) mehr als 6000 Personen. Länger als drei Tage zu warten hatten beim Facharzt demnach sechs von zehn Patienten. Beim Hausarzt gab es dieses Problem weit seltener. Hier hatten 60 Prozent überhaupt keine Wartezeit, nur jeder Fünfte musste sich länger als drei Tage gedulden.

Am längsten dauert es beim Frauenarzt

Am längsten dauerte die Terminvergabe nach Patientenangaben bei Frauenärzten, Psychiatern, Hautärzten und Kardiologen.

Allerdings scheinen die meisten Patienten gewisse Wartezeiten zu akzeptieren. Lediglich zehn Prozent aller Befragten klagten darüber, dass die Terminvergabe bei ihnen zu lange gedauert habe. Ansonsten stellten sie den Medizinern ein überragend gutes Zeugnis aus. 91 Prozent bezeichneten das Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt als gut oder sehr gut. Bestnoten gab es auch für Fachkompetenz (93 Prozent), Freundlichkeit (96 Prozent) und Verständlichkeit (92 Prozent).

Fehlende Vertraulichkeit am Empfang

Der einzige große Kritikpunkt: fehlende Vertraulichkeit beim Praxisempfang. Damit äußerte sich knapp die Hälfte der Befragten unzufrieden. Bei jüngeren Patienten und Kranken mit höherem Bildungsabschluss ist der Ärger darüber am größten.

Die Umfrageergebnisse belegten, wie zufrieden die Bürger mit der ambulanten Versorgung seien, freute sich KBV-Chef Andreas Gassen. Die „möglicherweise zu kritisierenden“ Wartezeiten auf Facharzttermine seien darauf zurückzuführen, dass die Patienten eben nur zu ganz bestimmten Medizinern wollten. Daran änderten auch die neuen Terminservicestellen nichts, die wenig genutzt würden, pro Vermittlung aber „teilweise dreistellige Euro-Beträge“ verschlängen.

Man müsse fragen, ob sich diese Gelder nicht sinnhafter verwenden ließen, sagte der Ärztefunktionär. Der Umfrage zufolge finden es zwar vier von fünf Befragten gut, dass es nun solche Servicestellen gibt. Die Mehrheit (55 Prozent) verspricht sich davon aber keine deutliche Verkürzung der Wartezeiten.

Mehrheit will den Hausarzt als erste Anlaufstelle

Dafür sieht eine Mehrheit Vorteile durch mehr Patientensteuerung. 54 Prozent der Befragten hält es für sinnvoll, Kranke erst einen Hausarzt aufsuchen zu lassen, bevor sie zum Facharzt dürfen. Wenn dies ihren Kassenbeitrag senken würde, wären dazu sogar 65 Prozent bereit.

Handlungsbedarf sieht die KBV auch beim ärztlichen Bereitschaftsdienst. Der Umfrage zufolge hat jeder Zweite davon noch nichts gehört. Viele gingen daher nachts und am Wochenende einfach ins Krankenhaus, sagte die stellvertretende KBV-Vorsitzende Regina Feldmann. Die Behandlungskosten lägen dort aber dreimal so hoch, außerdem werde die Behandlung echter Notfälle blockiert. „Das kann nicht so bleiben.“

Mit einer Info-Kampagne will die KBV den Bereitschaftsdienst und dessen bundeseinheitliche Telefonnummer (116117) nun bekannter machen. Und durch sogenannte „Portalpraxen“, so Feldmann, könnten an den Kliniken künftig auch die weniger schweren Fälle ausgesiebt werden.

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