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Asylsuchende in Deutschland.

© dpa/Julian Stratenschulte

Nur Bruchteil erhält Therapie: Rund eine Million Flüchtlinge in Deutschland sollen psychisch krank sein

Forschungsergebnisse zeigen, dass allein 40 Prozent der Asylsuchenden an Depressionen erkrankt sind. Dieser Umstand soll in einigen Fällen ein gravierendes Sicherheitsrisiko darstellen.

Rund eine Million Asylsuchende in Deutschland leiden laut einer Untersuchung unter posttraumatischen Belastungsstörungen oder Depressionen.

Forschungsergebnisse, etwa der Universitäten Mannheim und Bielefeld, zeigten, dass 30 Prozent der Schutzsuchenden im Land an posttraumatischen Belastungsstörungen und 40 Prozent an Depressionen erkrankt seien, wie das Recherchenetzwerk Correctiv am Mittwoch berichtete. Nur ein Bruchteil von ihnen erhalte aber eine Therapie.

Das seien die Ergebnisse einer mehrmonatigen Recherche, teilte Correctiv mit. Damit werde ein systematischer Missstand aufgedeckt, der eine Integration der Betroffenen erschwere oder behindere. In einigen Fällen stelle er auch ein gravierendes Sicherheitsrisiko dar.

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Behörden hätten etwa im Fall Brokstedt versagt und ein Gefährdungspotenzial des Täters, eines Asylbewerbers, nicht erkannt. Der Palästinenser hatte im Januar in einem Regionalzug in Schleswig-Holstein zwei Menschen erstochen und weitere schwer verletzt. Laut dem Recherchenetzwerk hatte er zuvor einen Antrag auf Psychotherapie gestellt.

Versorgungslücke durch Bund und Länder

In den meisten Fällen würden die Betroffenen aber vor allem zum Risiko für sich selbst: Viele nähmen sich das Leben, andere vernachlässigten aufgrund ihrer Krankheit ihre Kinder.

Der Grund für die Versorgungslücke ist den Recherchen zufolge, dass Bund, Länder und Kommunen zu wenig Geld zur Verfügung stellen, um psychische Krankheiten bei Asylsuchenden zu entdecken und sie zu behandeln.

Besonders groß sei das Defizit demnach bei den Bundesländern. Diese sind als Betreiber der Erstaufnahmeeinrichtungen laut geltendem EU-Recht dafür verantwortlich, alle Neuankömmlinge auf ihren Gesundheitszustand hin zu untersuchen – und zwar ausdrücklich auch auf ihren psychischen Zustand hin.

Eine Abfrage von Correctiv bei den Bundesländern habe jedoch ergeben, dass diese Untersuchungen so gut wie nie stattfänden. Zudem stünden für eine Behandlung kaum Plätze zur Verfügung. (KNA)

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