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Angela Merkel und andere Spitzenpolitiker bei der "Wahlparty" der CDU im Konrad-Adenauer-Haus.

© imago/Stefan Zeitz

Bundestagswahl: Angela Merkel stehen harte Zeiten bevor

Aussitzen war gestern: In einer Jamaika-Koalition müsste Angela Merkel drei gestaltungswillige Partner bändigen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Antje Sirleschtov

Dieser Sieg der Angela Merkel ist ein bitterer. Und er wird nicht ohne Folgen bleiben. Vor allem für die mächtigste Frau der Welt selbst, die nun zu Hause nichts mehr zu Lavieren hat. Denn nun muss die CDU-Vorsitzende nicht nur ihre vom Stimmverlust entsetzte eigene Partei im Zaum halten. Sie muss außerdem und gleichzeitig mit drei weiteren Parteien eine Jamaika-Koalition schmieden. Und diese Verhandlungen werden hart für sie.

Der CSU steht nach diesem Sonntag der Verlust der Macht in Bayern, der absoluten Macht, vor Augen. Horst Seehofer wird dieser Erosion nicht tatenlos zusehen, er wird seine Zustimmung zu einer Koalition mit der FDP und den Grünen an harte Bedingungen knüpfen. Niemand, und schon gar nicht Angela Merkel, wird seine „Obergrenze“ für den Zuzug von Flüchtlingen je wieder lächelnd als bayerische Folklore abtun können.

Christian Lindner, der FDP-Vorsitzende, geht als strahlender Retter des Liberalismus in die Koalitionsgespräche. Dass er den Fehler seines Vorgängers Guido Westerwelle wiederholen und FDP-Forderungen gegen Ämter eintauscht, darauf sollte Merkel nicht hoffen. Ganz im Gegenteil: Lindner wird seine Chance nutzen und den Grundstock einer selbstbewussten neuen FDP legen.

Neues grünes Selbstbewusstsein

Das übrigens, das Selbstbewusstsein, haben auch die Grünen nach diesem Wahlabend wieder erlangt. Wo es lange so aussah, als bräuchte man die Partei nicht mehr, zeigt sich jetzt: Es gibt sehr viele Menschen in diesem Land, die nicht nur den grünen Politikzielen folgen, sondern auch erwarten, dass die Partei sie in einer Koalition in die Tat umsetzt. Das wird die Verhandlungsposition von Cem Özdemir und Jürgen Trittin stärken. Und es Angela Merkel schwer machen.

Aussitzen? Daraus wird angesichts der Überzahl an Gestaltungswilligen nichts mehr. Verschieben, verunklaren? Keiner der künftigen Partner kann und wird sich leisten, dieser von Merkel gern geübten Machterhaltungsstrategie zu folgen. Drei Legislaturperioden hat diese Kanzlerin – mal mehr, mal weniger – ruhig regiert. Jetzt sind die fetten Jahre für sie vorbei.

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