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Politik: Katholische Kirche: Seine Einzigkeit, der Papst

Die Evangelische Kirche spricht von einem schweren Rückschlag. Die Anglikaner fühlen sich herabgewürdigt und sehen dreißig Jahre ökumenische Arbeit entwertet.

Die Evangelische Kirche spricht von einem schweren Rückschlag. Die Anglikaner fühlen sich herabgewürdigt und sehen dreißig Jahre ökumenische Arbeit entwertet. Der Chef der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, versucht mit einer gewundenen Stellungnahme, den Schaden zu begrenzen. Ein neues vatikanisches Dokument bewegt seit gestern die christlichen Gemüter: "Dominus Iesus - Über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche."

Thema ist der Absolutheitsanspruch der katholischen Kirche. Unter der Federführung des obersten Glaubenswächters, Kardinal Joseph Ratzinger, hat Rom das Heilige Jahr 2000 genutzt, um nicht nur die "Einzigkeit" der katholischen Kirche gegenüber konkurrierenden Weltreligionen herauszustreichen, sondern auch auf ihre Vorrangstellung in der Christenheit zu pochen.

Es gebe eine einzige Kirche Christi, die vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet werde, heißt es in dem 36-seitigen Dokument der Glaubenskongregation. "Die kirchlichen Gemeinschaften hingegen, die den gültigen Episkopat und die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt haben, sind nicht Kirchen im eigentlichen Sinn." Hier ist unter vielen auch die Evangelische Kirche gemeint. Selbst das Prädikat "Schwesterkirche" stehe ihr nicht zu, ließ die römische Zentrale in einem ergänzenden Brief verlauten.

"Die Zeichen aus Rom stehen auf Stillstand", bedauerte der EKD-Vorsitzende Kock. In der Vatikan-Erklärung stünden die Kirchen der Reformation "gewissermaßen auf der untersten Stufe der kirchlichen Rangordnung". Und der Primas der anglikanischen Kirche, Erzbischof Carey, fügte hin: "Die Kirche von England und die weltweite anglikanische Gemeinschaft akzeptieren nicht, dass ihre Ordnung des geistlichen Amtes und ihre Eucharistie in irgendeiner Weise defizitär sein sollen." Die Zukunft der Kirche werde eine ökumenische sein, betonte Kock. Ökumene aber bedeute nicht die Auflösung und Nivellierung aller konfessionellen Profile, sondern die Überwindung ihres trennenden Charakters. "Darin kann uns auch die Kongregation für die Glaubenslehre nicht irre machen."

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