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Am 21. Dezember 1988 stürzte nach einem Anschlag eine Pan Am-Boeing ab.

© dpa/AP7Keystone

Update

Anschlag in Schottland 1988: Justiz prüft beim Lockerbie-Attentat Spur zur Stasi

Beim Flugzeug-Attentat von Lockerbie 1988 starben 270 Menschen. Jetzt untersuchen schottische Staatsanwälte eine Spur, die nach Deutschland führt.

In den Ermittlungen zum Flugzeug-Attentat von Lockerbie 1988 verfolgen die schottischen Behörden eine neue Spur - und die führt zu früheren Stasi-Agenten in Deutschland. Die vier Staatsanwaltschaften des Landes Brandenburg haben seit Monaten mehrere frühere Mitarbeiter und Offiziere des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit vernommen, wie die Sprecher dem Tagesspiegel bestätigten.

Diese Vernehmungen seien im Rahmen von europäischen Ermittlungsanordnungen erfolgt, hieß es. Entsprechende Rechtshilfeersuchen sollen auch an die Staatsanwaltschaft Berlin ergangen sein, wie die "Bild"-Zeitung berichtet. In Sachsen wurde von der Staatsanwaltschaft Zwickau ein früherer Stasi-Mitarbeiter vernommen, wie ein Behördensprecher sagte. Insgesamt soll es um 20 frühere Stasi-Mitarbeiter gehen, von den sich die Schotten neue Erkenntnisse erhoffen.

Wie die "Bild" am Mittwoch berichtete, gehen die schottischen Staatsanwälte der Frage nach, ob Stasi-Mitarbeiter Teil der Terror-Verschwörung des ehemaligen libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi waren, der das Attentat angeordnet haben soll. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) etwa hat in der Zeit vom 28. Juni 2018 bis zum 13. März fünf frühere Stasi-Mitarbeiter mit Jahrgang von 1930 bis 1940 als Zeugen und ausdrücklich nicht als Beschuldigte vernommen. "Es handelt sich ausschließlich um Zeugenvernehmungen", sagte die Sprecherin. Bei den Vernehmungen seien auch Ermittlungsbeamte aus Schottland dabei gewesen.

Eine berüchtigte Stasi-Abteilung

Der "Bild" zufolge soll es sich bei den Ex-Stasi-Agenten überwiegend um frühere Mitarbeiter der Hauptabteilung XXII handeln. Diese direkt der Ministeriumsführung von Erich Mielke unterstellte Abteilung war auf Terrorgruppen in Westeuropa und im Nahen Osten angesetzt.

Und die Abteilung hat auch mit Terroristen, etwa mit der RAF und der Carlos-Gruppe kooperiert und diese protegiert. Stasi-Verstrickungen sind etwa beim Bombenanschlag auf das Maison de France" 1983 in Berlin belegt. Die schottischen Ermittler gehen den Angaben zufolge der Frage nach, ob und wie Stasi auch beim Lockerbie-Abschlag mitgeholfen hat.

Als der Jumbo-Jet der US-Fluggesellschaft Pan Am am 21. Dezember 1988 auf das Dorf Lockerbie stürzte, starben 270 Menschen, darunter elf Dorfbewohner. Bisher hat es nur eine Verurteilung in dem Fall gegeben: der libysche Geheimdienstoffizier Abdel Bassit al-Megrahi. Er starb 2012 an Krebs.

Gaddafi hatte 2003 zugestimmt, dass Libyen den Angehörigen der Anschlagsopfer eine Entschädigung in Höhe von 2,7 Milliarden Euro zahlt, ohne jedoch eine Schuld für den Anschlag anzuerkennen. Gaddafi wurde 2011 von Aufständischen getötet. (mit dpa)

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