zum Hauptinhalt

Chile: Ex-Diktator Pinochet gestorben

Der frühere chilenische Militärmachthaber Augusto Pinochet ist tot. Der 91-Jährige starb nach Angaben des Militärkrankenhauses in der Hauptstadt Santiago de Chile an einem multiplen Herzanfall.

Santiago de Chile/London - Pinochet war dort eine Woche zuvor wegen eines Herzinfarkts eingeliefert worden. Pinochet sei im Beisein von Mitgliedern seiner Familie gestorben, sagte der leitende Arzt Juan Ignacio Vergaga. Die britische Regierung würdigte in einer ersten Reaktion auf den Tod Pinochets die demokratischen Fortschritte des Landes seit dem Ende dessen Junta-Herrschaft. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) forderte, künftig Menschenrechtsverletzungen in Chile und anderen Ländern juristisch schneller aufzuarbeiten.

Nach einem Eingriff zur Erweiterung verengter Blutgefäße war Pinochet zunächst angeblich auf dem Weg der Besserung. Deshalb wollten Opfer des Ex-Juntachefs bereits gerichtlich klären lassen, ob es sich bei dem Krankenhausaufenthalt nur um eine Inszenierung zur Vermeidung eines Prozesses handelte. Erst kurz zuvor war ein Hausarrest gegen Pinochet wegen dessen Herzinfarkts aufgehoben worden. Der Ex-General litt zudem an einer Diabetes-Erkrankung. Nach Angaben des Krankenhauses wurde er am Sonntagmorgen erneut auf die Intensivstation verlegt. Gegen 13.30 Uhr (Ortszeit, 16.30 Uhr MEZ) habe er dann eine multiplen Herzanfall erlitten und sei um 14.15 Uhr (Ortszeit) gestorben.

Vor dem Krankenhaus versammlten sich Dutzende Anhänger des früheren Machthabers. Nach Bekanntwerden seines Todes zogen Gegner Pinochets mit chilenischen Flaggen durch die Straßen der Stadt und begrüßten die "Befreiung" des Landes von den letzten Spuren des Ex-Diktators.

Ermittlungen im Fall der "Todeskarawane"

Pinochet war wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen angeklagt und Ende November im Zusammenhang mit Ermittlungen im Fall der "Todeskarawane" erneut unter Hausarrest gestellt worden. Die Justiz ermittelte dabei wegen der Verschleppung zweier Menschen während eines Militäreinsatzes gegen Oppositionelle nach dem von Pinochet im September 1973 angeführten Putsch gegen den demokratisch gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende.

Militär und Polizei töteten während der Gewaltherrschaft Pinochets von 1973 bis 1990 Schätzungen zufolge mehr als 3000 Menschen. Laut einem offiziellen Bericht wurden bis zu 30.000 Pinochet-Gegner eingesperrt und gefoltert. Juristisch konnte der Diktator jedoch nicht zur Verantwortung gezogen werden: Immer wieder wurde er aus gesundheitlichen Gründen für verhandlungsunfähig erklärt und wurden Verfahren gegen ihn vorläufig eingestellt.

Thatcher zeigt sich "tief betrübt"

Die britische Regierung nehme den Tod von Pinochet zur Kenntnis, sagte Außenministerin Margaret Beckett. Die Regierung wolle "dem beachtlichen Fortschritt des Landes Anerkennung zollen, den Chile über die vergangenen 15 Jahre als offene, stabile und erfolgreiche Demokratie gemacht hat." Die frühere britische Regierungschefin Margaret Thatcher zeigte sich "tief betrübt" über den Tod von Pinochet. Sie werde der Witwe und deren Familie ihr "tiefstes Beileid" übermitteln, kündigte Thatchers Sprecher in London an. Thatcher war von 1979 bis 1990 Premierministerin. Pinochet hatte die Regierung Thatcher während des Falkland-Kriegs gegen Argentinien 1982 unterstützt.

Eine ai-Sprecherin forderte in London, dass der Tod Pinochets für die Behörden in Chile und Regierungen weltweit ein Signal sein müsse, die juristische Aufarbeitung vom Menschenrechtsverletzungen künftig schneller voranzutreiben. Die Organisation kündigte an, sie werde die chilenischen Stellen auffordern, das Amnestie-Gesetz aufzuheben und in allen Fällen von Folter, Hinrichtungen und Verschleppungen unter Pinochets Führung zu ermitteln. (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false