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Olaf Scholz und Recep Tayyip Erdogan.

© AFP/Turkish Presidential Press Service/Murat Kula

Exklusiv

Außenpolitiker Roth zum Erdogan-Besuch: „Nachsicht mit Autokraten hat wenig Erfolg“

Der türkische Staatspräsident Erdogan will in Berlin Kanzler Scholz treffen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth, warnt vor zu viel Entgegenkommen.

Vor dem Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Berlin in der kommenden Woche warnt der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Michael Roth (SPD), vor einem zu starken Entgegenkommen.

„Die Erfahrung zeigt, dass Nachsicht und Konzilianz im Umgang mit autoritären Herrschern wenig erfolgversprechend sind. Deshalb sollte für Erdogans Besuch in Berlin gelten: wenig Lametta, viel Klartext“, sagte Roth dem Tagesspiegel.

Erdogan wird am kommenden Freitag (17. November) in Deutschland erwartet. Er werde am Abend Bundeskanzler Scholz im Berliner Kanzleramt und zuvor Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier treffen, teilte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Freitag mit.

Zuletzt hat er durch ungeheuerliche und infame Tiraden gegen Israel und seine Verharmlosung des Hamas-Terrors abermals Öl ins Feuer eines brandgefährlichen Konflikts gegossen.

Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, über den türkischen Präsidenten Erdogan

Es sei richtig, dass die Bundesregierung im Rahmen ihrer Krisendiplomatie auch mit schwierigen Ländern wie der Türkei im engen Austausch bleibe, sagte Roth weiter. Er verwies darauf, dass die Türkei gerade in allen Großkonflikten mitmische in der Ukraine, im Nahen Osten und im Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan.

Michael Roth (SPD), Vorsitzender es Auswärtigen Ausschusses des Bundestages.
Michael Roth (SPD), Vorsitzender es Auswärtigen Ausschusses des Bundestages.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Es wäre unklug, in dieser dramatischen Lage nicht alle Kontakte zu nutzen, die bei der Verhinderung einer weiteren Eskalation einen Beitrag leisten können, sagte Roth: „Wenn wir nur mit denjenigen sprechen wollen, die in uns all ihren Interessen und Positionen genehm sind, werden wir wenig erreichen.“

Roth warnte vor Naivität im Umgang mit dem türkischen Staats- und Regierungschef. „So gerne sich Erdogan als Friedensengel und Moderator inszenieren möchte, bleibt er doch ein erratischer Politiker, der im Zweifel lieber nationalen Interessen folgt“, sagte er.

Mancher habe gehofft, dass Erdogan nach seiner Wiederwahl in diesem Jahr zu einer konstruktiveren Rolle auf der internationalen Bühne zurückfände. „Aber diese Erwartung war dann doch arg naiv“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses. „Zuletzt hat er durch ungeheuerliche und infame Tiraden gegen Israel und seine Verharmlosung des Hamas-Terrors abermals Öl ins Feuer eines brandgefährlichen Konflikts gegossen.“ 

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