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Robert Habeck spricht in Berlin beim Grünen-Bundesparteitag.

© Rainer Jensen/dpa

Casdorffs Agenda: Die Grünen benötigen ein neues Denken

Dritte Kraft werden, zweistellig werden, regieren. Tatsache bleibt, dass die Grünen die wichtigsten Wahlziele verfehlt haben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Es wird wirklich Zeit für neues Denken – auch bei den Grünen. Denn mögen sie auch finden, die Gewinner der am Ende doch noch geplatzten Jamaika-Sondierungen zu sein, Tatsache bleibt, dass sie alle ihre Wahlziele verfehlt haben. Jedenfalls die wichtigsten, die da lauteten: Dritte Kraft werden, zweistellig werden, regieren.

Deshalb müssen nun nicht diese Ziele verändert werden, wohl aber die Köpfe, die diese Ziele erreichen können. Also ist es richtig, dass nach etlichen Landeschefs der Grünen jetzt auch die Kandidatin für den Bundesvorsitz Annalena Baerbock das Prinzip infrage stellt, die Doppelspitze der Partei zwingend mit einem Vertreter des linken und des realpolitischen Flügels zu besetzen.

Das ist, um den schwarzgrünen Heiner Geißler selig zu zitieren, längst „politische Gesäßgeografie“. Lechts, rinks, man weiß doch: Auch links kann konservativ sein, struktur- oder wertkonservativ; und konservativ kann landläufig links sein, wenn es um die Bewahrung der Umwelt und Klimaschutz geht. Hauptsache thesenstark und debattenstark.

Durchsetzungsstärke kommt hinterdrein. Mit alter Logik ist da nichts zu wollen. Beide Kandidaten, Robert Habeck wie Baerbock, entziehen sich der ja auch. Weil sie wissen: Nur mit inhaltlicher Vielfalt lassen sich die hochgesteckten Ziele erreichen. Fragt sich bloß, ob die Delegierten in ihrer Mehrheit ähnlich denken.

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