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Die Labour-Abgeordnete Jo Cox erlag ihren Verletzungen nach einem Angriff im Brexit-Wahlkampf.

© Reuters/Yui Mok/Press Association/Handout

Update

Brexit-Wahlkampf in Großbritannien: Britische Abgeordnete stirbt nach Attentat

Großbritannien in Schockstarre: Mitten im Brexit-Wahlkampf ist die Labour-Abgeordnete Jo Cox auf offener Straße attackiert worden. Die EU-Befürworterin erlag später ihren Verletzungen.

Eine Woche vor dem Referendum über die Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU ist eine britische Abgeordnete der Labour-Partei angegriffen und tödlich verletzt worden. Das teilte die Polizei am Donnerstag mit. Beide Lager, Befürworter und Gegner eines Brexit, setzten nach Bekanntwerden der Tat den Wahlkampf für die Volksabstimmung am 23. Juni vorerst aus.

Die 41 Jahre alte Jo Cox hatte sich für einen Verbleib ihres Landes in der EU stark gemacht. Sie galt zudem als glühende Verfechterin einer liberalen Flüchtlingspolitik und hatte sich wiederholt für die Aufnahme von Bürgerkriegsopfern aus Syrien eingesetzt.

Cox war zu Besuch in ihrem nordenglischen Wahlkreis, als sie mittags im Zentrum der Kleinstadt Birstall von einem Mann mit einer Schusswaffe und einem Messer attackiert wurde. Sie erlag später ihren Verletzungen. Ein 52-Jähriger wurde in der Nähe des Tatorts festgenommen. Die Polizei geht davon aus, dass er der alleinige Täter ist.

Nach britischen Medienberichten, die sich auf Augenzeugen beriefen, soll der Täter die Worte "Britain First" gerufen haben, als er festgenommen wurde. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht. Im Wortsinn bedeuten die Worte "Großbritannien zuerst". Sie sind aber auch der Name einer rechtsradikalen Partei.

Medienberichten zufolge beobachteten Augenzeugen, wie ein Mann mehrere Schüsse auf die Politikerin abfeuerte und anschließend mit einem Messer auf sie einstach. Auch ein 77-jähriger Mann wurde angegriffen, er wurde nur leicht verletzt. Es ist das erste Mal seit 26 Jahren, dass ein britischer Parlamentarier im Amt einem Verbrechen zum Opfer fällt. 1990 war der nordirische Abgeordnete der konservativen Tories, Ian Gow, von IRA-Terroristen getötet worden.

Der Ort, an dem Jo Cox attackiert wurde

© AFP/Oli Scarff

Das Land erstarrt

Die Tat fällt in eine Zeit, in der das Land tief gespalten ist - in Brexit-Befürworter und -Gegner. Beide Seiten bezichtigten sich in den vergangenen Wochen der Lüge und scheuten auch nicht vor persönlichen Attacken zurück. Je näher die Abstimmung rückte, desto schärfer wurde der Ton. Doch der Mord an Cox rüttelt das Land auf.

Premierminister David Cameron sagte seine für den Abend geplanten Wahlkampftermine in Gibraltar ab. "Der Tod von Jo Cox ist eine Tragödie, sie war eine pflichtbewusste und sozial engagierte Abgeordnete. Meine Gedanken sind bei ihrem Ehemann Brendan und ihren beiden kleinen Kindern", schrieb er auf Twitter.

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Der Labour-Vorsitzende Jeremy Corbyn zeigte sich erschüttert vom Tod seiner Parteifreundin. Das ganze Land sei unter Schock, schrieb er.

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Britische Medien erinnerten an die eindrucksvolle Antrittsrede von Cox im britischen Unterhaus vom Juni 2015, in der sie sich leidenschaftlich für Immigration eingesetzt hatte.

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Der Ehemann der Ermordeten, Brendan Cox, rief dazu auf, sich gemeinsam gegen den Hass zu stellen, der seine Frau getötet habe. "Hass hat keine Überzeugung , keine Rasse oder Religion, er ist giftig", teilte er mit.

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Bestürzung auch in Deutschland

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich betroffen. "Das ist ein tragischer Vorfall", sagte Merkel in Berlin. Die Tat sei furchtbar für die Angehörigen und müsse dringend aufgeklärt werden. "Ich möchte das jetzt in keinen Zusammenhang bringen mit der Abstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union", sagte Merkel weiter.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), die vor ihrer Wahl selbst ein Messerattentat an einem Wahlkampfstand überlebt hatte, äußerte sich ebenfalls. "Der Tod von Jo Cox geht mir wirklich nahe", schrieb Reker auf Twitter. "Ausländerfeindliche Parolen münden unweigerlich in Gewalt. Wir alle tragen Verantwortung, dass es in Deutschland und Europa nie wieder so weit kommt."

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(mit dpa)

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