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Gerhard Schröder (SPD), Bundeskanzler von 1998 bis 2005.

© dpa/Michael Kappeler

ARD-Doku über den Altkanzler: Gerhard Schröder nennt Kevin Kühnert einen „armen Wicht“

Am 7. April wird der Altkanzler und Gas-Lobbyist 80 Jahre alt. Sein Verhältnis zur SPD ist angespannt. In einer ARD-Dokumentation spottet er nun über die Führung seiner Partei.

Vor zehn Jahren, da bekam Gerhard Schröder noch ein Geburtstags-Buch geschenkt, verlegt im SPD-eigenen Vorwärts-Verlag, herausgegeben vom damaligen Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel. Ein Porträt von Schröder und Doris-Schröder-Köpf gab das erste Foto des Buches her.

Es folgten damals, 2014, Dutzende Glückwunsch-Beiträge, etwa von Gabriel („Ich hoffe, dass er uns als Freund und Ratgeber noch lange erhalten bleibt.“) und vom früheren US-Präsidenten Bill Clinton, der Schröder bescheinigte, „er ist im Kopf und Geist jung geblieben“.

In diesem Jahr, gut zwei Jahre nach dem Beginn von Russlands Krieg gegen die Ukraine, ist alles anders. Schröder versteht sich schließlich weiter als Freund Wladimir Putins, wie er der ARD bestätigt. Die Zahl der Glückwunsch-Schreiben an Schröder dürfte geringer und weniger prominent ausfallen. Schröder will dennoch feiern, und die ARD hat eine sehenswerte 60-minütige Dokumentation („Außer Dienst? Die Gerhard Schröder Story“, ARD, 8. April, 20 Uhr, ab sofort in der ARD-Mediathek) veröffentlicht.

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Autor Lucas Stratmann hat den Altkanzler für das Porträt begleitet, etwa auf eine Reise nach China, zur SPD-Feier von Schröders 60-jähriger Parteimitgliedschaft und auf einen Golfplatz bei Hannover. Stets dabei, teilweise selber filmend, Schröders Ehefrau Soyeon Schröder-Kim. Sogar Filmaufnahmen von Schröders „Friedensmission“ zu Putin 2022 sind zu sehen. Schröder-Kim schildert in dem Film, wie sie während des Gespräches ihres Mannes mit Putin gebetet habe („ich bin Christin“).  

Schröder inszeniert sich mal wieder als der I-did-it-my-way-Charakter, preist das autoritär regierte China, relativiert Russlands Krieg gegen die Ukraine („ein Fehler“), spottet über Außenministerin Annalena Baerbock, weil sie Xi Jinping einen Diktator nennt („viel Porzellan zerschlagen“, „Professionalität im Auswärtigen Amt ist eher unterentwickelt“). Seine Botschaft, immer wieder, gerade mit Blick auf seinen „Freund“ Putin: Ich springe nicht über die Stöckchen, die Ihr mir hinhaltet.  

Aber, schauen Sie, das sind doch armselige Gestalten, die so etwas verursachen.

Gerhard Schröder, Altkanzler

Immer wieder spottet er über die SPD-Führung, die den Altkanzler lieber heute als morgen nicht mehr in ihrer Mitgliederkartei führen würde. Auf die Frage von ARD-Autor Stratmann, was er dazu sage, dass die SPD ihn nicht einmal mehr unter den wichtigen Köpfen auf ihrer Website zeige, attackiert Schröder den SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, einen seiner heftigen Kritiker.

„Aber, schauen Sie, das sind doch armselige Gestalten, die so etwas verursachen“, sagt er mit betonter Herablassung: „Was soll man davon halten? Wenn es denn einen Generalsekretär – der müsste ja dafür verantwortlich sein – gibt, der das für notwendig hält: ein armer Wicht. Mehr doch nicht. Soll ich mich darüber aufregen? Nein. Die SPD ist größer als diese Leute.“

Die SPD solle sich lieber mit den Gründen befassen, warum sie in den Umfragen hinter der AfD liege, als mit seiner Person, sagt Schröder, der von 1998 bis 2005 Kanzler und von 1999 bis 2004 SPD-Chef war.

Auf den Hinweis, dass er zum letzten SPD-Bundesparteitag 2023 explizit nicht eingeladen war, sagt Schröder: „Soll ich mich darüber aufregen? Das ist doch etwas, was andere mit sich ausmachen müssen. Wenn das eine Führung für notwendig hält, dann spricht das doch nicht gegen mich, sondern gegen diese Führung. Damit müssen die doch fertig werden. Ich doch nicht. Ich brauche doch für mein Lebenswerk, wenn Sie so wollen, nicht die Zustimmung der jetzigen SPD-Führung.“

Auf direkte Kritik an Kanzler Olaf Scholz oder Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, einst sein engster Mitarbeiter, verzichtet Schröder. Zu der Aussage Steinmeiers, dass er Schröder nicht mehr zum Geburtstag gratuliere, reagiert Schröder mit demonstrativer Überraschung: „Ach so! Na gut. Das muss er ja selber wissen.“ Und: „Mein 80. Geburtstag hängt doch nicht davon ab, von wem ich einen Gratulationsbrief bekomme. Wir machen eine schöne Feier, und wir laden Freunde ein. Wer dann meint, nicht kommen zu sollen oder nicht zu gratulieren, der soll es lassen.“  

Der ARD-Film zeigt noch ein paar Szenen von Schröders privater Feier nach der Ehrung zur 60-jährigen SPD-Mitgliedschaft. Mit dabei: Ex-SPD-Chef und Ex-Vizekanzler Sigmar Gabriel. Und Otto Schily (SPD), einst Innenminister unter Kanzler Schröder.

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