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Im Trabi zur Einheit: dauerhaft in Potsdam 

© Andreas Klaer

Tage der deutschen Selbstvergewisserung: Lasst uns reden!

Deutschland, einig Land – der Weg dahin ist immer noch ziemlich weit. Aber er hat ein Ziel. Diskurs kann die Reise befördern. Dafür gibt es Möglichkeiten.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Nun ist sie vorüber, die Woche der Einheit. Es waren Tage der Selbstvergewisserung in Ost und West und miteinander. Dass da auch nach 33 Jahren des freudigen Ereignisses noch einiges zu leisten ist, haben so ziemlich alle Festredner betont. Die Frage ist: was?

Zunächst einmal geht es um Wertschätzung. Die beginnt damit, die historische Leistung der Menschen in der inzwischen versunkenen DDR anzuerkennen. Anerkennung bedeutet Aufwertung – für Selbstwertgefühl und Selbstverständnis der „gebrauchten DDR-Bürger“ (Lothar de Maizière) nicht zu unterschätzen.

Denn die Dimension ist, wie sie Stephan Harbarth festgestellt hat, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts: 1989 geschah in bester Tradition mit den Revolutionären von 1848. Nicht weniger als ein neuer Horizont von Einheit in Freiheit ist auch vor 33 Jahren eröffnet worden.

Dass die errungene Einheit keine Einförmigkeit bedeutet, wussten die Abgeordneten im ersten gesamtdeutschen Parlament wie die in der Paulskirche 1848/49. Daraus lässt sich viel ableiten – der Zukunft zugewandt.

Was tun gegen die Gereiztheit

Überzeugungen, Lebensentwürfe, Herkunft, alles das kann in diesem Staat unterschiedlich ein; das macht auch seinen Reiz aus. Allerdings bitte nur den im besten Sinn, im demokratischen.

Darum war und ist es gut, gegen die Gereiztheit dieser Wochen und Monate den Dialog, ja Diskurs zu setzen. Und zwar herrschaftsfrei.

Will sagen: den wirklichen Austausch von Perspektiven und Erfahrungen, als Sender und Empfänger von Botschaften, gleichberechtigt. Auf dass sich immer mehr zusammenfinden in einem Netzwerk des Optimismus und der Tatkraft. Das kann münden in – ganz praktisch – ein neues „Gesamtdeutsches Institut“, Version 2.0. Nicht mit Sitz in Bonn oder Berlin, sondern vielleicht in Halle oder Schwerin.

Das alte Institut dieses Namens war 1969 durch die Bundesregierung West gegründet worden; es bestand bis 1991. Dem gesetzlichen Auftrag nach sollte es Informationen vermitteln und dadurch den gesamtdeutschen Gedanken weitertragen und festigen. Ein Schwerpunkt waren Vortragsveranstaltungen für Schulklassen, die Berlin und die DDR besuchten. 

Heute müssten es weniger Vorträge als Diskussionen und Debatten sein, und das im ganzen Land. Aber wieder mit dem Ziel, das Gesamtdeutsche zu festigen. Nicht mit dem Finger auf andere weisend, sondern in gegenseitigem Respekt, zumal davor, wie viel vom Osten Deutschlands in seiner Transformation zu lernen ist. In der Werkstatt der Einheit entsteht, was West und Ost die Globalisierung gemeinsam bestehen lässt.

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